Presseschau

14.10.1999

MacweltDie "Macwelt" (November-Ausgabe) mahnt in ihrem Editorial zur Vorsicht vor den plakativen Aussagen von IT-Firmen an.

Ein Märchen von heute: Es waren einmal zwei Prinzen. Die schufen sich jeder ein Reich. Des einen Reich wuchs und wuchs und beherrschte bald die ganze Welt. Das Reich des anderen Prinzen blieb dagegen klein, aber was dieses Reich an Waren hervorbrachte, das war fein.

Eines Tages sagte der Prinz des kleinen Reiches: "Ich will, daß alle Menschen dieser Erde an unserem Wohlstand teilhaben können." So bot er Anteile an seinem Reich an, die jedermann erwerben konnte. Der Prinz war zufrieden, seine Untertanen und Teilhaber auch - nicht aber der Hofstaat. Der wollte, daß des Prinzen Reich genauso groß würde wie das des anderen. Es kam zum Aufstand, der Prinz wurde aus seinem Reich verjagt. Ein Ehrgeizling regierte nun, der zuvor billige Getränke verkauft hatte. In immer kürzeren Abständen ließ er immer neue Arten von Waren produzieren, worunter die Qualität erschreckend litt. Und er befahl, viel mehr Waren herzustellen, als man im und außerhalb des Reiches verkaufen konnte. Kein Wunder, daß auch er bald fortgejagt wurde. Seine Nachfolger handelten nicht anders - bis das Reich vor dem Ruin stand. Da besann man sich wieder des Prinzen, holte ihn ins Reich zurück und gab ihm alle Macht. Das Reich gesundete, die Waren, die dort geschaffen wurden, waren besser und schöner als je zuvor. Da sprach der Prinz zu seinem Schatzmeister: "Ich möchte ein Stück meines Reiches wiederhaben. Doch die ausgegebenen Anteile an meinem Reich sind momentan zu teuer, als daß ich sie zurückkaufen könnte." "Kein Problem", erwiderte der Schatzmeister, "ich habe eine Idee: Wir verbreiten einfach eine schlechte Nachricht, darauf werden die Anteile ganz rasch viel preiswerter, dann schlagen wir zu und kaufen sie auf. Klappt garantiert!" So kam es denn auch. Der Prinz ließ verbreiten, daß sein Reich nicht genug von den erlesenen Waren anbieten könne, da der Lieferant eines wichtigen Teiles dieser Waren in Verzug sei. Daraufhin fiel der Wert der Anteile ins Bodenlose, der Prinz kaufte viele zurück - kurz danach ließ er wieder gute Nachrichten verbreiten und brachte neue Waren hervor, die sein Volk in Entzücken versetzten. Darauf stieg der Wert der Anteile wieder und wuchs und wuchs...

Dieses Märchen hat nichts mit der Firma Apple, ihrer Ankündigung von Mitte Juli, Aktien im Wert von 500 Millionen US-Dollar zurückkaufen zu wollen, und der aktuellen Lieferfähigkeit der G4-Prozessoren zu tun. Ganz und gar nicht.

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