Keine Antworten auf offene Briefe

Prianto-Chef Geens enttäuscht von Ministern

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Die Senkung der Mehrwertsteuer verursacht erhebliche administrative Probleme. Prianto-Chef William Geens hat sich daher in offenen Briefen an die zuständigen Minister gewandt. Diese blieben eine Antwort schuldig.

Mit zwei offenen Briefen an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundesfinanzminister Olaf Scholz wollte William Geens, Geschäftsführer des Software-Distributors Prianto, Anfang Juli 2020 auf die Probleme der seit dem 1. Juli 2020 gültigen Senkung der Mehrwertsteuer aufmerksam machen. "Gerade im Bereich längerfristiger Serviceverträge, wie sie in der Softwarebranche verbreitet sind, müssen nun millionenfach Rechnungen für all jene Vorgänge korrigiert werden, bei denen das Ende eines Leistungsbezugs in den Zeitraum der Umsatzsteuersenkung fällt", schrieb Geens an die Minister.

„Politiker haben kein Ohr für die die Steuern zahlen und das Dilemma nun ausbaden müssen“, beklagt William Geens, Geschäftsführer des Software-Distributors Prianto.
„Politiker haben kein Ohr für die die Steuern zahlen und das Dilemma nun ausbaden müssen“, beklagt William Geens, Geschäftsführer des Software-Distributors Prianto.
Foto: Prianto

Geens unterbreitete den Politikern in seinen Schreiben auch einen Lösungsvorschlag. Dieser besagt, dass abgeschlossene Geschäftsvorfälle inklusive der Dauerleistungen nicht neu berechnet werden müssen und dass der Vorsteuerabzug 19 Prozent gewährt werden soll. "Selbst wenn dies nur auf Geschäftsvorfälle begrenzt werden würde, die bereits vollständig bezahlt worden sind, wäre dies eine massive Erleichterung", erläuterteder Prianto-Chef in seinen Briefen.

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Die Resonanz aus den Ministerien war jedoch enttäuschend: "Leider hat sich von keinem der beiden Ministerien, die ich angeschrieben hatte, irgendjemand zurückgemeldet", erklärt Geens gegenüber ChannelPartner. Stattdessen habe er von sehr vielen aus dem Channel ein "Danke" für den Brief erhalten, da durch diese kurzsichtige Entscheidung alle in die gleiche unerträgliche Situation gebracht worden sind.

Politiker wollen sich nicht stellen

So fällt das Urteil des Prianto-Chefs entsprechend vernichtend aus: "Unsere Politiker wollen sich den Konsequenzen ihres überhasteten Beschlusses offensichtlich nicht stellen und haben kein Ohr für diejenigen, die die Steuern zahlen und das Dilemma nun ausbaden müssen. Ich bin darüber schon sehr verärgert", meint er.

Auf seine offene Briefe hat Prianto-Chef William Geens keine Antworten erhalten.
Auf seine offene Briefe hat Prianto-Chef William Geens keine Antworten erhalten.

Geens berichtet von täglichen Diskussionen mit den Kunden, wie die Steuer nun ausgewiesen werden muss. "Manche Kunden schicken gar die richtig gestellten Rechnungen zurück und wollen sie anders und damit falsch ausgestellt bekommen. Im ganzen Markt ist ein Steuerchaos ausgebrochen", beklagt er. Es gebe die verschiedensten Reaktionen der Firmen. "Manche gehen aktiv auf die Kunden zu, um die Problemstellungen zu lösen, manche sitzen es aus und wieder andere resignieren", hat Geens festgestellt.

So fehlt Geens in der Politik das Problembewusstsein. "Fundierte Kritik an deren Entscheidungen wird einfach ausgeblendet. So sieht Hilfe für die Wirtschaft in Corona Zeiten auf jeden Fall nicht aus", konstatiert er. Aber die Minister sind ja in der derzeitigen Krisensituation sehr beschäftigt. Vielleicht können sie sich mit den Briefen des Prianto-Chefs befassen, wenn die Lage sich etwas beruhigt hat.

Den genauen Wortlaut der offenen Briefe an die Minister Altmaier und Scholz können sie hier nachlesen.

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