Probleme hausgemacht: Europa bleibt verschont

07.06.2001
Nichts bleibt, wie es ist. Auch nicht bei Palm: Im vergangenen halben Jahr musste die Nummer eins im PDA-Markt einiges wegstecken.

Einen "mehr oder weniger dramatischen Wandel des Geschäftsmodells" kündigte Palm-Chef Carl Yankowski an. Damit reagiert das Management des Taschencomputer-Herstellers auf die negative Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Monaten.

Zwar meldete der Hersteller noch kurz vor Weihnachten einen Umsatzzuwachs von 112 Prozent auf beinahe eine Milliarde Dollar. Doch schon im neuen Jahr verkauften sich die Minirechner schlechter. Es folgten die Entlassung von 250 Mitarbeitern, eine Gewinnwarnung und nach unten korrigierte Umsatzprognosen. "Ich habe noch nie erlebt, dass sich die Lage einer Firma in so kurzer Zeit von derart großartig zu derart miserabel verändert hat", kommentiert Thomas Sepenzis, Analyst bei CIBC World Markets, die Entwicklung der ehemaligen 3Com-Tochter.

Bislang keine Entlassungen in Deutschland

Dennoch gibt sich Palm-Europachef Markus Bregler gelassen: "Wir haben in Europa mit einer abgeschwächten Nachfrage gerechnet und liegen in unserer Region voll im Plan." Deshalb habe es in Deutschland keine Entlassungen gegeben; in Europa seien lediglich Zeitarbeitsverträge nicht verlängert worden.

Marktbeobachter gehen jetzt davon aus, dass sich Palm von einer oder mehreren Sparten trennen könnte. So wäre es denkbar, dass die Amerikaner, die auch als Internet-Zugangs-Anbieter und Portalbetreiber agieren, sich ihrer Online-Aktivitäten entledigen. Da die Geräteherstellung 95 Prozent des Umsatzes ausmacht, wird sich Palm wohl nicht auf die Lizenzierung seines Betriebssystems beschränken und die Hardwareproduktion einstellen. Eine weitere Möglichkeit sieht Joseph To, Analyst bei der Investment-Bank Lehmann Brothers, darin, dass sich Palm selbst zum Verkauf anbietet.

"Unsere Hardwaredivision wird nicht verkauft", stellt Bregler jedoch richtig. "Allerdings werden wir unsere Bemühungen in Richtung Support, Service und Software forcieren. Dieser Bereich erzielt momentan zehn Prozent unseres Umsatzes. In drei bis vier Jahren wollen wir ungefähr die Hälfte unseres Umsatzes daraus generieren", so der Palm-Manager.

Wettbewerbsdruck steigt

Trotz dieser optimistischen Prognosen steht Palm - nicht nur in den USA - unter großem Wettbewerbsdruck. Denn immer mehr Hersteller drängen in den Markt, und Geräte die auf dem Microsoft-Betriebssystem Pocket-PC basieren, werden immer beliebter. Der Europachef sieht die Situation allerdings positiver: "In den USA schwankt die Nachfrage extrem, aber in Deutschland verzeichnen wir einen guten und stetigen Absatz unserer Produkte. Die neuen Geräte der m500-Serie sind jetzt verfügbar, und die Nachfrage ist groß. Auch der Abverkauf der alten Modelle klappt wunderbar. Es gibt nur noch wenige Restbestände", versichert Bregler. Und fügt hinzu: "Unser Wachstum hat sich jetzt auf einem normalen Niveau eingependelt."

www.palm.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Gründe für die schlechte Verfassung des amerikanischen Unternehmens sind - wenigstens teilweise - hausgemacht: So hat Palm zu Jahresbeginn die Vorboten einer sich abschwächenden Konjunktur ignoriert und im März neue Geräte angekündigt, während die alten Modelle in den Regalen liegen blieben. Hinzu kamen Lieferschwierigkeiten bei den neuen Palms. Außerdem leidet die Nummer eins zunehmend unter dem Wettbewerb im Handheld-Markt: Denn die preiswerteren Produkte des Palm-Lizenznehmers Handspring werden immer beliebter, und Marktforscher sagen Geräten mit Microsofts Pocket-PC als Betriebssystem wachsende Marktanteile auf Kosten des Marktführers voraus. (kj)

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