Produkttest: Das bessere Notebook? Apples Macbook Pro unter Windows

11.05.2006

Testbericht

Ein großer Vorteil von Windows auf dem Macbook Pro: Nun lassen sich Apple-Rechner direkt mit Windows-PCs vergleichen – mit identischen Benchmarks und Testeinstellungen. Wir haben das Macbook Pro deshalb durch unseren Notebook-Testparcours gejagt. Als Widersacher des Apple-Notebooks tritt dabei das Acer Travelmate 8204WLMi an: Ebenfalls mit der Centrino-Duo-Plattform ausgestattet, liegt es ungefähr auf dem Preisniveau des Macbook Pro.

Geschwindigkeit: Das Macbook Pro ist sehr schnell – etwas anderes war angesichts des Core-Duo-Prozessors auch nicht zu erwarten. Beim Leistungstest Sysmark 2004SE schaffte das Macbook Pro 198 Punkte – es lag damit rund 10 Prozent hinter dem Acer Travelmate 8204WLMi, war aber eines der rechenstärksten Notebooks, das wir bisher im Testlabor hatten. Auch spielen kann man auf dem Macbook Pro: Der ATI Mobility Radeon X1600 erreichte im 3D Mark03 5218 Punkte – gute Mittelklasse. Im Acer-Notebook arbeitete der gleiche Grafikchip, allerdings mit einer höheren Taktrate: Das Travelmate 8204WLMi schaffte im 3D Mark03 7557 Punkte.

Ausstattung: Zwar besitzt das Macbook Pro eine große S-ATA-Festplatte, der DVD-Brenner mit Slot-In-Funktion beschreibt aber weder Double-Layer- noch -RAM-Medien. Überdies ist er bei DVD+R- und DVD-R-Rohlingen nicht besonders schnell. Netzwerker können das Macbook Pro mit Gigabit-LAN und kabellosem Netzwerk gemäß 802.11a/g einsetzen. Wer aber per Modem surfen will, findet keinen Anschluss: Das Modem verkauft Apple nur als externe Variante mit USB-Anschluss für 55 Euro. Enttäuschend angesichts des Preises ist das Schnittstellen-Angebot des Macbook Pro: Hier war Apple das Design wohl deutlich wichtiger als die Funktionalität. So finden sich zum Beispiel nur zwei USB-Ports am Gehäuse, eine Schnittstelle für PC-Karten fehlt vollkommen – dafür lassen sich Expresscards einsetzen, aber nur die Mini-Variante. TV-Ausgang und Speicherkarten-Leser besitzt das Macbook Pro auch nicht – diese Schnittstellen sind bei einem Business-Notebook zwar nicht selbstverständlich, das Acer Travelmate 8204WLMi beispielsweise bringt sie aber mit. Positiv: Per DVI-I lassen sich digitale und analoge Monitore ans Macbook Pro anschließen. Außerdem verfügt es sowohl über einen digitalen Audio-Aus- wie Eingang – diese Kombination findet man bei Windows-Notebooks kaum.

Mobilität: Für unterwegs scheint das Macbook Pro ideal – es wiegt nur 2,52 Kilogramm und ist damit das leichteste Notebook mit 15,4-Zoll-Display. Allerdings hält es ohne Netzstrom nur rund 2,5 Stunden durch, da der Akku eine verhältnismäßig geringe Kapazität hat (54 Wh). Im Vergleich zum Acer Travelmate 8204WLMi schneidet es aber deutlich besser ab: Das Acer-Notebook wiegt mit 85-Wh-Akku über drei Kilogramm und schafft auch nur 2:45 Stunden Laufzeit. In den Mobilrechner von Acer lässt sich aber anstelle des optischen Laufwerks ein zusätzlicher Akku einbauen – das Macbook Pro bietet diese Möglichkeit nicht.

Handhabung: Abgesehen vom bereits erwähnten Fehlen einer rechten Maustaste beim Touchpad überzeugen die Bedienelemente des Macbook Pro voll und ganz. Die Tastatur ist leise und stabil, außerdem bietet sie einen angenehm weichen Tastenanschlag – eine bessere Tastatur lässt sich bei Windows-Notebooks kaum finden. Allerdings verzichtet Apple – wahrscheinlich aus Design-Gründen – auf zusätzliche Tasten mit denen sich Programme direkt starten oder Funktionen wie WLAN steuern lassen.

Ergonomie: Edle Eleganz vermittelt das Design des Macbook Pro – da passt der sehr leise Lüfter bestens ins Bild. Selbst unter voller Last wird er nie störend laut. Der langsam drehende Lüfter ist zwar Balsam für die Ohren, kann aber Probleme für die Oberschenkel bringen – denn das Macbook Pro wird auf der Gehäuseunterseite extrem heiß. Wir maßen im Betrieb über 50 Grad – auf dem Schoß sollte man das Apple-Notebook zum Arbeiten daher nicht platzieren. Einige Macbook-Pro-Anwender spekulieren, dass Apple auf den Core Duo wohl zu viel Wärmeleitpaste aufgetragen hat – statt Wärme abzuleiten verursacht dies einen Hitzestau: Trägt man die Leitpaste dünner auf, bleibt das Macbook Pro scheinbar deutlich kühler. Großes Lob verdient Apple für das tolle Display des Macbook Pro: Es ist mit 202 cd/m2 sehr hell und gleichmäßig ausgeleuchtet – ideal für Bild- und Videobearbeitung. Auch der Kontrast liegt mit 412:1 sehr hoch. Auch die Farbdarstellung überzeugte.

Fazit: Das Macbook Pro präsentiert sich auch unter Windows als hochwertiges und schnelles Notebook: Es ist leise, leicht und schön, besitzt ein tolles Display und eine herausragende Tastatur – hier können nur wenige Windows-Notebooks mithalten.

Allerdings sind die meisten Windows-Notebooks in dieser Preisklasse deutlich besser ausgestattet – vor allem bei den Schnittstellen – und bieten bequemere Bedienmöglichkeiten. Weitere Minuspunkte: Das Macbook Pro wird im Betrieb sehr heiß und Apple bietet nur 12 Monate Garantie. Außerdem fehlen flexible Erweiterungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Wechselschacht oder Dockingmöglichkeit, die die meisten Business-Notebooks mitbringen.

Erst im Zusammenspiel mit Mac OS X wird das Macbook Pro zu einem kompletten Mobilrechner – unter Windows ist es „nur“ ein hochwertiges, aber viel zu teures Notebook. Wem Ästhetik und Ergonomie so viel Geld wert sind, sollte ins Apple-Lager wechseln – allen anderen bleibt weiterhin nur der sehnsuchtsvolle Blick.

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