Prognosen für 2000

20.01.2000

Der Handel an den Chip-Märkten ist nach dem sehr lebhaften Geschäft vor Weihnachten zum Jahresende abgeflaut und dümpelt im Januar bislang eher vor sich hin. Beobachter berichten, dass durchgängig bei allen Chip-Typen noch reichlich Ware vorhanden ist, die die Broker zum Jahresendgeschäft auf den Markt gebracht haben. Aufgrund der anhaltend schwachen Nachfrage haben die Chip-Preise zum Jahresende nachgegeben und sich seither stabilisiert. 64 Mbit-(8x8)-SDRAM-PC100-Chips notieren mit geringen Schwankungen derzeit etwa bei 8,80 Dollar, 16-Mbit-(4x4)-EDO bei rund 2,75 Dollar und 16 Mbit-(4x4)-FPM bei 2,95 Dollar. Zunehmend kritisch ist die Lage bei Flash-Memorys: Der boomenden Nachfrage stehen nur begrenzte Produktions-Kapazitäten gegenüber, so dass weiterhin mit Allokation und steigenden Preisen zu rechnen ist.

Die meisten Analysten rechnen für das Jahr 2000 mit einem starken Markt und stabileren Preisen als 1999, welche sich bereits im Januar wieder bei etwa 10 Dollar für 64 Mbit SDRAM einpendeln sollen. Solche Vorhersagen sind nicht etwa Kaffeesatz-Leserei, sondern stützen sich auf harte Fakten. Einer der wichtigsten Indikatoren ist die Entwicklung der Produktions-Kapazitäten. Anfang 1999 gab es bei der DRAM-Herstellung weltweite Überkapazitäten zwischen 15 und 20 Prozent. Beobachter glaubten, dass sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage vor allem durch einen wachsenden Chip-Bedarf bis Mitte 2000 langsam schließen würde. Tatsächlich fiel das Nachfrage-Wachstum 1999 um 23 Prozent höher aus als erwartet. Dazu kam, dass durch das Erdbeben in Taiwan in der zweiten Jahreshälfte 1999 knapp fünf Prozent der Weltproduktion ausfiel. Dadurch kam der Markt schon zum Jahresende ins Gleichgewicht. Gleichzeitig haben die Hersteller ihre Ausgaben für neue Chip-Fabriken 1999 auf geschätzte 25 Prozent ihrer Gesamt-Investitionen reduziert, gegenüber 35 bis 40 Prozent im Schnitt der Vorjahre. Da das Wachstum der Produktions-Kapazitäten deshalb nicht mit dem Anstieg der Nachfrage Schritt halten konnte, erwarten Analysten bereits für das zweite Quartal 2000 eine Verknappung von DRAM-Chips und sehr stabile, wenn nicht sogar wieder steigende Preise. Erst jetzt weiten die Hersteller ihre Investitionen wieder stärker aus. Da die Inbetriebnahmen neuer Chip-Fabriken zwei bis drei Jahre beansprucht, ist bis ins Jahr 2002 mit einem festen Speichermarkt zu rechnen.

Brigitte Haas, Kingston Technology

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