Prosit Pleitejahr!

11.01.2001
Hurra, viele Läden gibt es trotzdem noch!

Verkaufen mit Lagerhaltung geht nicht mehr und ohne noch weniger. Nachdem selbst angebliche Marktführer aus dem Staunen nicht heraus kamen und ihre Kisten wie festgeklebt in den Hallen vor sich hin rosten, die Börse selbst Bluechips wie Intershop den Garaus macht, der Preisverfall zwischen Einkauf und Verkauf nicht einmal mehr für das Porto reicht, nehmen ganz Mutige tatsächlich das Wort Krise in den Mund. Ob sie es auch aussprechen, mal abwarten. Inzwischen hat es sich sogar bis zur Bundesregierung herumgesprochen, dass mit dem Internet und dessen Auswüchsen der Ausleseprozess noch nicht einmal begonnen hat. Zu schlampig, zu unsicher für Kunden und mit hohem Risiko für die Verkäufer, wen wundert das Zögern im E-Business? Und bequem ist der Einkauf im Netz trotz hartnäckiger Gegenbe-hauptung noch immer nicht. Auch die Weisheit von den Schnellen, die Langsame verspeisen wollen, kehrt sich gerade ins Gegenteil. Die kleinste Erkältung im Heiße-Luft-Genre IT und das Massensterben setzt ein. Stimmen die E-Commerce-Prophezeihungen nicht mehr, können alle IT-Prognosen auf den Müll gekippt werden. Weil es keinen vernünftigen Grund gibt, weitere PCs zu kaufen, bleiben die Kis-ten im Lager. So einfach ist das. Auf der anderen Seite haben sich die Verkäufe von Konsolen, DVD, HiFi und Spielen wacker geschlagen, viel von bereits verlorenem Boden wieder gut gemacht. Wer nur auf Business und Netz gesetzt hat, durfte den Schampus möglicherweise wieder zurückgeben. Während Workstations zum halben Preis ver-scheuert werden müssen, haben Computer als Mehrzweckunter-haltungsgeräte mit zur Katastrophenverhinderung beigetragen. Den unabhängigen Fachhändler gibt das eine Chance. Die Playstation 2 und der kommende X-Box-Boom zeigen ganz klar, wohin Konsument und Kohle gehen. Mehr als einen PC pro Arbeitsplatz braucht es dagegen kaum irgendwo. Und so werden aus den Spezialisten wieder Mehrzweckläden. Die einen mit mehr Bürozubehör, die anderen mit Handys, Kopierern oder Spielzeug. Besonders erfolg-versprechend scheint die Symbiose aus Musik, Film und digitaler Computerunterhaltung zu werden. Das event-geile Publikum in den Großstädten ist dafür prädestiniert und wenn es dazu O-Saft und Brezeln gibt, kann kaum noch etwas schief gehen. Wenn der Jahresbeginn den Vorgeschmack lieferte, braucht auch vom Rest des Jahres keine Langeweile befürchtet werden.

Mein Fazit: Überlebt haben bisher immer diejenigen, die sich anpassen konnten. Noch vor ein paar Jahren konnte man mit PC-Handel kaum etwas falsch machen. Diese Zeiten sind endgültig vorbei.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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