Prozessoren

18.03.1999

MÜNCHEN: Intel ist im Prozessormarkt die treibende Kraft. Technologisch könnte jedoch AMD dieses Jahr am Marktführer vorbeiziehen. Über mangelnde Nachfrage muß sich der Handel - laut Analystenmeinung - keine Sorgen machen.Der PC-Markt wächst kontinuierlich, auch über den Jahrtausendwechsel hinaus. Dataquest erwartet, daß 1999 weltweit zirka 110 Millionen PCs ausgeliefert werden. Das würde einem Umsatz von rund 200 Milliarden US-Dollar entsprechen. Bis ins Jahr 2002 soll der Absatz auf 167 Millionen Stück ansteigen.

Europa steuert zum weltweiten Volumen rund 30 Prozent bei. Deutschland stellt in der Europäischen Union mit einem Anteil von nicht ganz einem Viertel den stärksten Markt dar. 1998 wurden hierzulande knapp sechs Millionen Rechner ausgeliefert. Davon werden zirka 40 Prozent von kleinen OEMs, Integratoren und Fachhändlern gebaut.

Im Komponenten-Markt kommt angesichts solcher Zahlen Freude auf, insbesondere bei den CPU-Herstellern. Den Löwenanteil stellt Intel. Der Mikroprozessor-Report bescheinigt dem Unternehmen 1998 einen Marktanteil von 79 Prozent. Dagegen sieht die Konkurrenz alt aus. AMD konnte den Absatz dank des K6-2 zwar verdoppeln, doch am Ende reicht es nur für zwölf Prozent. Cyrix kommt auf 8 Prozent, IDT dümpelt mit einem mageren Prozent in der Bedeutungslosigkeit.

Intel hat mit der Einführung des Pentium III einen neuen Marketingfeldzug gestartet und rührt kräftig die Werbetrommel. Quer über alle Fernsehsender verstreut zeigt der Hersteller nahezu in jedem Werbeblock Präsenz. Intel kann es sich leisten. Der anscheinend prallgefüllten Kriegskasse und den enormen Produktionskapazitäten hat die Konkurrenz quasi nichts entgegenzusetzen - wenn da nicht K6-III und K7 wären. Die beiden neuen AMD-Prozessoren gehen mit hohen Vorschußlorbeeren an den Start.

Der K6-III soll mit 256 KB On-Chip-Second-Level-Cache ausgestattet sein. Während der K6-2 den Cache bisher nur mit der Busfrequenz von maximal 100 MHz ansteuern konnte, greift der K6-III mit vollem Bustakt zu. Der auf dem Mainboard integrierte Cache wird als L3-Cache verwendet. Presseberichten zufolge soll die Sockel7-CPU aufgrund des integrierten L2-Speichers in vielen Bereichen schneller sein als ein vergleichbarer Intel-Chip. Neue Motherboards sollen nicht nötig sein, laut AMD genügt ein Bios-Update, um die Hauptplatine für den K6-III fit zu machen. Bisher hapert es allerdings noch an der Verfügbarkeit. AMD beteuert aber, daß bis Ende März die ersten Chips in den Handel kommen. Der K6-III wird mit 400 und 450 MHz in den Markt eingeführt. Der OEM-Preis wird bei zirka 269 und 368 US-Dollar (1.000er Stückzahlen) liegen.

Im Juni kommt es dann zum großen Showdown. Mit dem K7 attackiert AMD Intel nun auch im Bereich der Performance-PCs. Der Prozessor soll sowohl Office-Applikationen als auch technisch-wissenschaftlichen Anwendungen Beine machen. Dafür sorgt unter anderem eine Busgeschwindigkeit von 200 MHz. Der Chip soll zur Markteinführung mit 600 MHz takten sowie einen L2-Cache von 512 KB bis 8 MB unterstützen. Bis zum Jahresende will AMD die Performance auf bis zu 800 MHz hochtreiben.

Mit dem K7 beginnt auch bei AMD das Slot-Zeitalter. Der Steckplatz sieht zwar optisch wie Intels Slot1 aus, benutzt aber ein anderes Protokoll. Ein Austausch der beiden Prozessortypen wird nicht möglich sein. Branchenkenner Thomas Pabst schreibt im Internet (www.tomshard ware.de): "Es ist möglich, daß wir einen Alpha-Prozessor im Slot A sehen, da der Alpha und der K7 das gleiche Protokoll verwenden."

Ob der Slot A am Ende ein glücklicher Schachzug ist, wird sich zeigen. Intels nächste Generation ist der Coppermine, der als Pentium IIIA gehandelt wird. Dieser wird nicht nur über einen integrierten L2-Cache (256 KB On-Die) verfügen, sondern allem Anschein nach auch als Sockel-370-Version auf den Markt kommen. Diesen Prozessor wird der Marktführer erstmals in der 0,18-Micron-Technologie fertigen. Damit ist der Chip klein genug, um wieder auf ein Sockelformat zurückzukehren. Quasi ein Paradoxon, die Konkurrenz schwenkte jahrelang die Sockelfahne, während Intel den Sockel für tot erklärte. Zum Jahresende könnte sich die Situation umkehren. Da CPUs im PPGA-Gehäuse günstiger in der Fertigung sind, ist es denkbar, daß Intel den Preisvorsprung von AMD spürbar verkürzen kann.

Anbieter wie Cyrix und IDT spielen lediglich eine untergeordnete Rolle. Wobei IDTs preiswerter Winchip 2 im Low-Cost-Segment durchaus Freunde findet. Die 225-MHz-Version kostet im Händler-EK keine 80 Mark. Für Mai plant der Hersteller den Winchip 3. Zum Vorgängermodell unterscheidet sich der Prozessor jedoch nur durch einen größeren Cache von 128 KB. Mit Taktraten von 400 bis 500 MHz soll der für Herbst diesen Jahres geplante Winchip 4 aufwarten. Der Nachschub an Sockel7-CPUs ist auf jeden Fall gesichert. Cyrix ist derzeit quasi nicht mehr im Markt vertreten. Der MII ist momentan mit 300 und 333 MHz verfügbar. Der Absatz läßt jedoch sehr zu wünschen übrig. "Die Dinger liegen seit Monaten wie Blei im Lager", erklärt ein Distributor gegenüber ComputerPartner.

Der MIII mit der Jalapeno-Architektur ist erst für das vierte Quartal 1999 geplant. Der Chip soll Taktraten von 600 bis 800 MHz erreichen. Bis dahin bringt Cyrix einen MII 250 mit 100 MHz Systemtakt auf den Markt. Erste Samples sollen bereits im Umlauf sein. Im Sommer sind laut Presseberichten Prozessoren geplant, die derzeit den Codenamen Jedi tragen. Die beiden ersten Modelle sollen mit 350 und 400 MHz getaktet sein. Die Produkte verfügen über eine verbesserte MMX-Performance und unterstützen 3D-Now. Neben der Sockel7-Version ist auch eine Sockel-370-Variante geplant.

Cyrix und National werden sich jedoch etwas einfallen lassen müssen, um das Vertrauen des Handels zurückzugewinnen. "Bei Cyrix weiß man doch nicht, woran man ist. Mal gibt es CPUs, dann wieder nicht, und qualitätsmäßig stehen diese auch nicht an vorderster Front", schimpft Norbert Müller, Inhaber von NM Software aus Großaitingen. Schwierig dürfte es auch sein, Distributoren zu finden, die sich wieder Cyrix-Produkte auf Lager legen. (kfr)

Zum Jahresende wird Intels Pentium III nicht nur im Slot-Format, sondern auch als Sockel-370-Version erhältlich sein.

In der Distribution glauben die Verantwortlichen, daß die ersten Modelle des K6-III nicht vor April verfügbar werden.

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