Prozessoren-Markt

25.02.1999

MÜNCHEN: Preisschwankungen und gefälschte Ware erschweren den Einkauf von Prozessoren. Obwohl Intel den Markt dominiert, steigen die Umsätze mit Nicht-Intel-CPUs.Laut Michael Kaack befindet sich der Prozessormarkt derzeit in einer Bereinigungsphase. "Der starke Preisverfall, den diese Branche in letzter Zeit erfahren hat, war unter anderem Ergebnis von Graumarktaktivitäten", erklärt der Macrotron-Vorstandsvorsitzende. "Die Anzahl gefälschter CPUs im Markt ist noch immer bedenklich hoch. Intel versucht, die Graumarktkanäle in Deutschland zu säubern; eine Entwicklung, die wir nur gutheißen können, denn die geschäftsschädigende Bedrohung, die die gefälschten Produkte für alle, die legal arbeiten, darstellt, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden."

Auch im Hause Actebis sind sich die Verantwortlichen dessen bewußt. "Wegen der Problematik mit gefälschten CPUs sind unsere Fachhandelskunden sehr sensibel bezüglich Tray-Produkten geworden. Zur Zeit werden bei Intel-Prozessoren rund 90 Prozent Boxed-CPUs und nur noch zehn Prozent Tray-CPUs vermarktet", sagt Michael Urban, Geschäftsführer des Soester Distributors.

Keiner ist vor Plagiaten sicher

In der Vergangenheit sind selbst autorisierte Intel-Großhändler immer wieder gefälschten Prozessoren aufgesessen. Um dies zu vermeiden, vertreiben die Anbieter nahezu ausschließlich Boxed-Produkte. Auch Macrotron hat einen klaren Schnitt gemacht. "Seit dem 1. Februar konzentrieren wir uns mit Intel-in-a-Box ausschließlich auf den Vertrieb fälschungssicherer Retail-Boxen", erklärt Kaack. "Mit Intel-Produkten adressieren wir den gesamten Fachhandel, das heißt aktuell 25.000 Kunden. Da ist es unser größtes Anliegen, daß unsere Partner sich hundertprozentig auf die von uns distribuierten Produkte verlassen können. Durch diese neue Lösung können wir das noch besser gewährleisten als bisher."

Computer 2000 hat Tray-Ware bereits vor gut einem Jahr aus dem Sortiment gestrichen. "Damit haben wir sichergestellt, daß es sich zum einen um Originalprodukte und zum anderen nicht um Ware aus dem Graumarkt handelt", erklärt Marcus Danner, Absatzmanager bei C2000 gegenüber ComputerPartner.

Grundsätzlich ist es den meisten Fachhändlern allerdings egal, aus welchen Quellen die Chips stammen, solange es sich nicht um gefälschte Produkte handelt. Wiederverkäufer plagen in diesem Segment ganz andere Sorgen. "Durch ständige Preissenkungen und Produktneuerungen werden die Kunden sehr verunsichert", weiß Frank Borkowski, Sales- und Product-Manager bei Frank & Walter, zu berichten.

Jahresauftakt wird unterschiedlich beurteilt

Die Geschäfte im neuen Jahr beurteilt der Markt unterschiedlich. Während Actebis sehr zufrieden ist, erklärt Borkowski: "Im Gegensatz zum Vorjahr ist das Geschäft eher schlecht angelaufen. Da die Endkunden immer mehr von den Angeboten der großen Handelsketten Gebrauch machen, bleibt den Fachhändlern und kleineren Systemhäusern wenig Luft zum Kalkulieren." Macrotron hofft auf einen Aufwärtstrend im zweiten Quartal. "Die Geschäfte sind in Q1 branchenüblich solide angelaufen. Wir erwarten aber den traditionellen deutlichen Anstieg in Q2 nach der Vorstellung der neuen Trends auf der Cebit. Wir sind für 1999 mehr als zuversichtlich", beteuert Kaack.

Im CPU-Markt gibt Intel den Ton an

Am 26. Februar bringt der Platzhirsch den Pentium III auf den Markt. Die Branche sieht diesem Termin gelassen entgegen. Nach den vielen Ankündigungen Intels, vom Pentium bis hin zum Xeon, ist für viele die Einführung der nächsten Generation "Business as usual".

Auf die Frage, welche Gewichtung Nicht-Intel-CPUs haben, antwortet der Actebis-Geschäftsführer einsilbig: "Keine", so Urban. "AMD ist nur im Entry-Level-PC- und Consumer-Markt erfolgreich, da die gewerblichen Kunden und damit konsequenterweise auch die Fachhändler ganz deutlich Intel vorziehen. AMD-Prozessoren würde höchstens fünf Prozent von unserem Intel-Umsatz ausmachen. Aus unserer Sicht sind daher unsere Ressourcen effektiver eingesetzt, wenn wir uns auf Intel konzentrieren. Und Cyrix und IDT spielen generell im Distributionsmarkt keine Rolle." Mit dieser Meinung steht Urban jedoch allein.

Frank & Walter bewertet Nicht-Intel-CPUs positiv: "AMD hat sehr stark zugelegt. Bedingt durch relativ gute Lieferfähigkeit ist in unserem Hause der Mix AMD und Intel auf etwa 60 zu 40 angestiegen. Im letzten Jahr war das Verhältnis rund 20 zu 80. Intel versucht seit Anfang des Jahres, mit dem neuen Celeron im PPGA-370-Gehäuse die Kunden zu ködern, die bisher im Entry-Bereich auf Sockel 7 gesetzt haben. Jedoch mit mäßigem Erfolg, da das nötige Marketing seitens Intel fehlt", sagt Borkowski. "Cyrix hat im deutschen Markt viel verloren, die Nachfrage ist gering. IDT dagegen ist auch in älteren Maschinen einsetzbar und durch seine Kompatibilität mehr gefragt als Cyrix."

Die Nicht-Intel-CPUs sind auch für Kaack ein wichtiger Geschäftsbereich. "Seit 1998 steigen die monatlichen Umsätze hier kontinuierlich an", erklärt er. "Gerade in der Produktgruppe der Sockel-7-CPUs besteht große Nachfrage seitens des Fachhandels, der übrigens bei diesen Produkten sehr gesunde Margen einfährt."

Urban glaubt, daß sich Intel im Einsteigerbereich verbessern wird.

"Durch die Celeron-Prozessoren wird Intel gerade im unteren Segment Marktanteile zurückgewinnen." In Braunschweig rät man, AMD nicht zu unterschätzen. "Spätestens mit der Einführung des K7 wird der Markt angegriffen, in dem Intel momentan noch die Vorherrschaft hat", orakelt Frank & Walters Borkowski. (kfr)

"Die monatlichen Umsätze mit Nicht-Intel-CPUs steigen kontinuierlich", so Macrotron-Vorstandvorsitzender Michael Kaack.

"Durch ständige Preissenkungen und Produktneuerungen werden die Kunden sehr verunsichert", glaubt Frank Borkowski, Sales- und Product-Manager bei Frank & Walter.

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