Psion rüstet auf für den Kampf der Handheld-Giganten

14.09.2000
Psion will kein Handheld-Hersteller mehr sein, sondern eine "Mobile Internet-Company". Die entsprechende Erweiterung im Portfolio sichert sich der Hersteller durch Akquisitionen und Beteiligungen.

Satt und zufrieden wirkt Psion nach dem ersten Halbjahr 2000, ist der Umsatz doch dank Akquisitionen, Beteiligungen und deutlich größerem Handheld-Absatz kräftig gestiegen. Wie andere Hersteller auch, hat Psion erkannt, dass die reine Hardware heute niemanden mehr vom Hocker reißt. "Wir sind kein Handheld-Hersteller mehr, sondern eine Mobile Internet-Company", verkündet denn auch trendbewusst Markus Stadler, Geschäftsführer der Psion GmbH in Bad Homburg.

Das Produkt zur Strategie

Wichtigster Markt sei für Psion ganz klar Deutschland: "Der Absatz der Taschencomputer hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 30.000 verkauften Geräten mehr als verdoppelt und hat außerdem annährend das Gesamtvorjahresniveau erreicht", preist Stadler zufrieden das hiesige Geschäft.

Das neueste Produkt passend zur Internet-Strategie ist der "Psion Revo Plus", der noch im September für 999 Mark Endkundenpreis erhältlich sein soll. Er kommt mit dem "Opera Web Browser" daher, der mit einer 128-Bit-SSL-Datenverschlüsselung sichere Transaktionen über das Internet verspricht. Außerdem ist der Revo WAP-fähig - und die Verbindung zum Internet wird durch den SMS-Autokonfigurator "Easy Setup" und dem Internet-Dienst "Easy Access" vereinfacht. Die weitere Ausstattung des Gerätes unterscheidet sich gegenüber seinem Vorgänger nur in der Kapazität des Hauptspeichers, nämlich 16 statt nur 8 MB. Gleich geblieben sind unter anderem der Prozessor - eine 36-MHz-Arm-CPU - und der Touchscreen mit 16 Graustufen.

Ein bisschen hier und dort

Die Internet-Strategie des Herstellers manifestiert sich außerdem in zahlreichen Beteiligungen und Akquisitionen. So hat der Handheld-Spezialist den britischen WAP-Portal-Betreiber Fonedata Ltd übernommen und ein Joint-Venture namens Trivanti Ltd mit dem ebenfalls britischen Medienkonzern United News & Media Plc gegründet, das mobile Internet-Dienste entwickeln und vertreiben will. Das Startkapital für dieses Unternehmen beträgt rund 30 Millionen Mark. Des Weiteren hat sich Psion am Voice-over-IP-Hersteller Quicknet Technologies Inc sowie am Bluetooth-Spezialisten Witcomm Inc beteiligt.

Ein richtig großer Deal steht - wenn alles so klappt, wie Psion sich das vorstellt - in den nächsten Wochen bevor. Dann nämlich will der britische Hersteller im US-Markt Fuß fassen, wo er bislang nur eine sehr periphere Rolle spielt. Ins Übernahme-Visier ist darum der kanadische Hersteller von mobilen Handheld-Datenfunksystemen und industriellen Online-Kommunikationslösungen Teklogix International Inc gerückt. Das Unternehmen ist Psion rund 770 Millionen Mark wert. Die Chefetage von Teklogix hat das Angebot bereits akzeptiert, allerdings müssen die Aktionäre noch zustimmen. (via)

www.psion.de

www.teklogix.com

www.trivanti.com

www.quicknet.com

Psion Plc

Facts & Figures

Die Wachstumsentwicklung des englischen Psion-Konzerns liest sich hochprozentig: Der weltweite Gesamtumsatz ist von rund 205 Millionen Mark im ersten Halbjahr 1999 um 47 Prozent auf rund 301 Millionen Mark im ersten Halbjahr dieses Jahres angestiegen. Der Gewinn vor Steuern wuchs nach Angaben des Herstellers von knapp 320.000 Mark auf 9,6 Millionen Mark an. Bei dieser Rechnung sind jedoch die nicht genauer bezifferten Verluste des Symbian-Konsortiums, an dem Psion zu 28 Prozent beteiligt ist, außen vor gelassen.

Wichtigste Einkommensquelle des Konzerns ist die Handheld-verkaufende Psion Computer Plc: Sie konnte im besagten Berichtszeitraum ihren weltweiten Umsatz von 78,3 auf 156 Millionen Mark steigern, also um 99 Prozent. Zweitwichtigstes Pferd im Stall ist die PC-Card-Division Psion Connect. Deren Umsatz ist allerdings zurückgegangen, und zwar von rund 92,3 auf 90,8 Millionen Mark. Der Boom der "Goldcard"-Startphase ist anscheinend nicht ewig fortzuführen, zumal ihre Modemfunktion angesichts der in dieser Hinsicht heutzutage voll ausgestatteten Notebooks nicht mehr so gefragt ist. Den dritten Platz des internen Psion-Rankings hat die Enterprise Computing Plc inne, die mit ihren Industrieprodukten einem Umsatz von knapp 55 Millionen Mark erwirtschaftete, vergangenes Jahr waren es knapp 35 Millionen. (via)

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