PSP-Chef Pillokat: "Wir sind eine Art rote IBM"

30.08.2001
Es gibt sie noch, die Familienbetriebe in der deutschen IT-Landschaft. Dass "Familienbetrieb" nicht gleichzusetzen ist mit "Amateure", zeigt die PSP GmbH in Hahnstätten. Das Unternehmen ist auch in diesem Jahr erfolgreich unterwegs.

Diesen Satz hört man in der IT-Branche heute selten: "Wir können nicht klagen." Peter Pillokat sagt diesen Satz, und seine Frau Doris nickt bestätigend. Die Geschäfte der PSP GmbH ("Pillokat Systeme und Peripherie") und der Tochterfirma PSP Net GmbH ("Pillokat Switching Power Networks") in Hahnstätten bei Limburg gehen gut, wenn nicht sogar sehr gut.

Doris und Peter Pillokat sind ein Unternehmerehepaar, wie es im Buche steht. Er ist der "Außenminister", der dafür sorgt, dass der Umsatz reinkommt, sie ist die "Innenministerin", die, wenn es sein muss, auch rigoros den "Laden" zusammenhält. Wenn Peter der Außenminister und Doris die Innenministerin ist - wer, so kann man fragen, ist dann der Kanzler? Das ist natürlich in Zeiten, in denen die Monarchie abgeschafft ist, der Kunde.

Was aber nicht heißt, dass der "Kanzler" sich alles erlauben kann. Wenn er zum Beispiel seine Rechnungen nicht bezahlt oder sich mit der Begleichung mehr Zeit als vereinbart nimmt, dann verliert er sehr schnell die Sympathie von Innenministerin Doris. Als Disziplinierungsmaßnahme verhängt sie dann schon mal eine Liefersperre. Durchaus glaubhaft die im Unternehmen PSP verbreitete Geschichte, derzufolge der überfällige Rechnungsbetrag durch einen Boten in einer dicken Limousine in bar überbracht wurde, weil die Firma das IT-Equipment dringend brauchte, Doris Pillokat aber standhaft die Lieferfreigabe weigerte, weil es noch offene Rechnungen gab. Es soll sich um einen großen deutschen Automobilhersteller gehandelt haben.

Dieser Hartnäckigkeit von Doris Pillokat ist es zum guten Teil zu verdanken, dass das Unternehmen, wie Ehemann Peter versichert, "noch nie eine rote Zahl geschrieben" hat. Siebenstellig sei der Nettogewinn im vergangenen Jahr gewesen, knapp zwar, aber immerhin. "Wir sind eine gesunde Firma", sagt Doris.

PSP wurde 1990 als Spezialdistributor im Risc-Bereich gegründet und hat sich vor allem als OEM-Partner von IBM im Bereich der Workstations vom Typ RS/6000 einen Namen gemacht. "Wir sind eine Art rote IBM", sagt Peter Pillokat, wobei sich Rot auf die Farbe des Firmenlogos bezieht. OEM-Partnerschaft bedeutet, dass das IBM-Werk in Italien nach den Vorgaben aus Hahnstätten Workstations und Server fertigt, die PSP unter dem Label "PS/60xx, manufactured by IBM" vermarktet. In den ersten drei Jahren nach der Aufnahme dieser Geschäftsbeziehung 1997 setzte PSP rund 1.500 dieser Systeme ab. 800 bis 850 Workstations und 220 Server sollen in diesem Jahr dazukommen.

"Der Grund dafür, dass wir OEM-Partner von IBM geworden sind, lag darin, dass der blaue Kanal, also die traditionellen IBM-Vertriebspartner, damals gegen uns agitiert hatte, weil man uns als Störfaktor ansah", erinnert sich Peter Pillokat (Spitzname: "P-Quadrat").

Dieses Geschäft ist heute der Hauptumsatzträger der PSP GmbH, die im vergangenen Jahr rund 38 Millionen Mark Umsatz erzielte. Auch in diesem Jahr ist die Auftragslage gut. So freuen sich die Pillokats unter anderem darüber, dass PSP bislang der einzige Serverlieferant der neuen Dienstleistungsgewerkschaft "Verdi" ist. (Peter Pillokat: "Die Desktop-PCs fassen wir nicht an, das ist ein undankbares Geschäft.") Um etwa 30 Prozent, so die Erwartungen in Hanstätten, wird der Umsatz der PSP GmbH in diesem Jahr nach oben gehen, wobei 40 Prozent des Zuwachses aus dem Neukundengeschäft stammen. Weitere Standbeine der PSP GmbH sind die Bereiche Storage (vor allem Tandberg), Netzwerktechnologie (D-Link) und Peripherie (Kingston).

Vor sechs Jahren gründete das Unternehmerehepaar Pillokat mit der PSP Net GmbH eine Tochterfirma, die sich auf das Thema Internet/Intranet konzentrierte. Inzwischen umfasst das Leistungsportfolio des Unternehmens eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen aus dem gesamten Bereich E-Business und Mobile Communications. Schwerpunkt der Aktivitäten sind Internet-Sicherheitslösungen (unter anderem ist PSP Net Vertriebspartner von Red Creek und Distributor von Borderware) und mobile Lösungen (Vertriebspartner des amerikanischen Herstellers Captaris). Überdies ist PSP Net Telekom-Distributor und Microsoft-Hosting-Center. PSP Net setzte im Geschäftsjahr 2000 rund sechs Millionen Mark um. Für dieses Jahr rechnet man in Hahnstätten mit einer Umsatzverdoppelung.

PSP ist seinerzeit als Distributor an den Start gegangen, heute versteht sich das Unternehmen aber in erster Linie als Systemhaus, wenngleich noch immer einige hundert Händler bei PSP einkaufen. Auch die OEM-Maschinen von IBM können Händler und Systemhäuser bei PSP beziehen, gefertigt wird aber in der Regel nur nach Auftragseingang.

In zwei bis drei Jahren wird das Ehepaar Pillokat den Betrieb allmählich in jüngere Hände übergeben: in die von Tochter Susanne und Schwiegersohn Kjetil Tangen. Beide sind bereits seit Jahren im Unternehmen tätig. PSP bleibt also in der Familie.

www.psp.net

ComputerPartner-Meinung:

PSP hat seinen Platz in der deutschen IT-Landschaft gefunden. Das Unternehmen ist gut positioniert und wird kaufmännisch solide geführt. Aufgrund der guten Leistungen und der zuverlässigen Partnerschaft besteht eine enge Kundenbindung, die auch schwierige Konjunkturphasen überdauert. Natürlich gibt es wie in jedem Unternehmen Baustellen und Verbesserungspotenzial. Dennoch lautet das Prädikat: Besonders wertvoll. (sic)

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