Der schwer angeschlagene Speicherchiphersteller Qimonda steht kurz vor dem geschäftlichen Aus. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, könnte die Infineon-Tochter schon in wenigen Wochen komplett zahlungsunfähig sein, wodurch 13.000 Jobs zur Disposition stünden. Unter Berufung auf einen Rundbrief von Qimonda-Arbeitnehmerfunktionären an die Belegschaft "bedroht das Ausmaß der Probleme die Existenz des Unternehmens", so die Zeitung. Hauptursachen für die Geschäftsmisere sind neben dem drastischen Preisverfall bei Speicherchips auch die nach wie vor in der gesamten Branche großen Lagerbestände. So schreibt das Unternehmen bereits seit einigen Quartalen tiefrote Zahlen. Infolgedessen lag der Verlust Qimondas zuletzt sogar höher als der Umsatz.
"Qimonda wie auch Infineon operieren zwar beide in einem zyklischen Geschäft. Dennoch gab es nie wirklich gute Zeiten für die Anleger. Vor allem das Infineon-Management hat mich sehr damit überrascht, dass man scheinbar geglaubt hat, Qimonda zu seinem Einstiegspreis verkaufen zu können", erläutert Ascan Iredi, Leiter Aktienhandel bei der Deutschen Postbank, im Gespräch mit pressetext. Laut dem Experten habe man vor allem den Fehler begangen, einen Verkauf zu lange hinauszuzögern. Die prekäre Situation hat das Qimonda-Management inzwischen dazu veranlasst, von einer "ernsten Lage" zu sprechen, die nur mit Hilfe der Politik zu verbessern sei. Im Rahmen eines Krisengesprächs mit Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk habe man dem Bericht nach darauf hingewiesen, dass die Politik handeln und auf der Suche nach einem Investor hilfreich zur Seite stehen sollte.
Die hohen Verluste haben Qimonda-Chef Kin-Wah Loh mittlerweile dazu bewogen, den bereits eingeschlagenen Sparkurs weiter zu verschärfen. So könnten unter Umständen bis zu ein Viertel aller Arbeitsplätze gestrichen werden. Die akute Gefährdung Qimondas zeigt sich auch mit einem Blick auf die Aktie. So waren die Titel an der New Yorker Börse zuletzt nur noch rund 0,12 Dollar wert. Gegenüber dem Börsengang von 2006 hat der Speicherchipproduzent somit mehr als 99 Prozent seiner damaligen Marktkapitalisierung verloren. "Dass Überproduktion, fallende Preise für Speicherchips sowie eine nennenswerte Konkurrenz aus Asien das Geschäftsmodell belasten, hat das Management gewusst. Insofern hätte man viel früher mit entsprechenden Maßnahmen gegensteuern müssen", sagt Iredi auf Nachfrage von pressetext.
Der Abwärtstrend der Aktie Qimondas setzt sich unterdessen weiter fort. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (13:49 Uhr) notiert das Papier an der Frankfurter Börse mit einem Minus von 4,29 Prozent bei noch 0,134 Euro. Iredi zufolge scheint es daher verständlich, dass Infineon, die noch 77,5 Prozent an Qimonda hält, den Anteil händeringend loswerden will. Allein in den ersten neun Monaten 2008 fiel ein Verlust von 1,5 Mrd. Euro an, wobei sich auch das Eigenkapital Qimondas halbiert hatte. Laut dem Bericht seien bereits "so ziemlich alle denkbaren Mittel zur Generierung von Cash" ausgeschöpft. Dass Qimonda weitere Kredite bekommen dürfte, scheint schwierig, da Infineon eine Kapitalspritze ablehnt. Unterdessen vergrößern sich die Gräben zwischen Belegschaft und Management. (pte/bb)