Qimonda soll’s richten

03.04.2006
Der Münchener Chipkonzern Infineon hat das von heftigsten Schwankungen geprägte Speicherchip-Geschäft seit längerem satt. Nun scheint er einen definitiven Abschiedsmodus gefunden zu haben: Die Sparte soll unter dem Namen Qimonda an die Börse gebracht werden.

Von Wolfgang Leierseder

Infineon erklärte, es werde zum 1. Mai die Speicherchip-Sparte mit weltweit 12.000 Mitarbeitern als hundertprozentige Tochter ausgliedern. Sie soll Qimonda AG heißen und ihren Hauptsitz in München haben. Qimonda wird 4.700 Mitarbeiter in Deutschland haben.Die Abspaltung des Bereichs in eine rechtlich selbstständige Einheit hatte der Infineon-Aufsichtsrat im November 2005 beschlossen. Vorstandsvorsitzender wird Kin Wah Lohsein, der den Speicherbereich seit Sommer 2005 leitet und seit Ende 2004 Mitglied des Infineon-Vorstands ist. Infineon-Finanzvorstand Peter Fischl soll als Aufsichtsratschef fungieren.

Ob die Speichersparte, die rund 40 Prozent des Infineon-Umsatzes ausmacht und im Fiskaljahr 2004/05 ein Vorsteuerergebnis von 122 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro einfuhr, wirkliche Chancen als einzelne Firma in einem von Überkapazitäten und kontinuierlichem Preisverfall geprägten Markt hat, bezweifeln Marktbeobachter. Der hinter Samsung, Hynix und Micron viertgrößte Speicherchip-Hersteller der Welt sei zu klein, um sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten. Im vergangenen Jahr hielt Samsung weltweit 30,1 Prozent Marktanteil, Hynix 16,6 Prozent, Micron 15,4 Prozent und Infineon 13 Prozent. Vom Ziel, wenigstens Micron zu überholen, ist Infineon seiner Marktentwicklung nach weiter denn je weit entfernt. Die Marktforscher von Gartner geben Infineon keine Chance, die Sparte in den nächsten zwei Jahren an der Börse zu platzieren. "Falls Infineon versuchen sollte, sein DRAM-Geschäft im zweiten Halbjahr 2006 an die Börse zu bringen, würde das mit einer Phase schwerer Überkapazitäten zusammenfallen", erklärt Gartner-Analyst Andrew Norwood. "Und 2007 wird ein noch schwierigeres Jahr werden. Das ist nicht der beste Zeitpunkt, eine DRAM-Firma an die Börse zu bringen", so Norwood.

Dennoch wirbt Infineon-Chef Wolfgang Ziebart, er sei "überzeugt davon, dass fokussierte Unternehmen, wie wir sie jetzt aufstellen, am Markt erfolgreicher sein werden".

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