Qualität statt Quantität

17.05.2001

Es ist ruhig in der Speicherszene. Nicht nur in der Bundesrepublik, sondern weltweit lässt sich der Geschäftsverlauf am treffendsten mit "stetig bei geringen Stückzahlen und niedrigem Preisniveau" beschreiben. Dass sich dies nicht so schnell ändern wird, belegt die aktuelle Studie von Gartner/Dataquest 2001, die im Segment der dynamischen RAMs von einem Rückgang des Umsatzvolumens von 26 Prozent ausgeht. Wenn man jedoch ehrlich ist, kann eine solche Konsolidierung des Marktes nach einem Rekordjahr wie 2000 nicht wirklich verwundern.

Stattdessen bietet sich einer Branche, die ansonsten 24 Stunden für einen Zeitraum für langfristige Geschäfte hält, die Möglichkeit, Strategien zu überdenken. Durch die Angleichung der Preise für No-Name- und Markenspeicher hat sich beim Verbraucher ein Bewusstsein für Qualität gebildet. Damit lässt sich eine Hochpreispolitik nicht länger begründen, was auch bei den letzten Vertretern dieser Zunft für drastische Anpassungen an die bestehenden Verhältnisse sorgte. Die Anforderungen an Speichermodule beschränken sich aber längst nicht mehr auf Produktqualität und Preis. Service - ob als Beratung im Vorfeld oder als schnelle und unbürokratische RMA bei Problemfällen - gehört inzwischen einfach dazu.

Hier ist der Großhändler gefordert, dem Fachhandel die Hilfen an die Hand zugeben, die er im täglichen Umgang mit den Kunden benötigt. Kurze Lieferwege, gemeinsame Öffnungszeiten und deutschsprachige Techniker sind vor Ort von größerem Wert als ein geringer Preisvorsprung. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir uns erfolgreich um eine verstärkte Zusammenarbeit mit Infineon bemüht. Hier können wir Vorteile an den Handel weitergeben, die so bisher nicht bestanden. Denn selbst im "Globalen Dorf" ist Taiwan sehr weit weg.

Auch wenn der Trend zu hochwertigen Produkten ungebrochen ist, muss man zumindest eine Tendenz kritisch hinterfragen: Im Versand- und Online-Handel tauchen in letzter Zeit immer öfter SDRAMs mit ECC auf. Dabei handelt es sich in der Regel um qualitativ hochwertige Markenware, doch der Verbraucher findet keine Hilfe bei der Frage nach Sinn oder Unsinn des Einsatzes in seinem System. Mehr ist in diesem Fall jedoch nicht unbedingt ein Plus. Für Stand-alone-Rechner ist es fast immer Geldverschwendung, und Server haben häufig weitere Anforderungen an Spezialspeicher zusätzlich zum ECC. Hier bietet sich dem Fachhandel die Möglichkeit, Kompetenz zu zeigen, indem er seinen Kunden Informationen über sinnvolles Aufrüsten zukommen lässt.

Und das Ende der Durststrecke? Die Analysten sagen für 2002 eine breite Erholung des Marktes, schon aufgrund der Konjunkturzyklen, voraus. Bis dahin wird auch Windows XP für eine verstärkte Nachfrage bei Unternehmen und Privatkunden sorgen. Microsoft hat die deutsche Markteinführung für den 25. Oktober angekündigt. Edmund Dägele, Memory Solution

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