Euronics-Chef Benedict Kober

"Qualitatives Wachstum wichtiger als Quantität"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der anhaltende Umsatzrückgang bei Euronics gehe zum Teil auf einen bewussten Konsolidierungsprozess zurück, so Vorstandssprecher Benedict Kober. Außerdem: Warum der Online-Handel für die Kooperation keine Priorität besitzt.

Der anhaltende Umsatzrückgang bei Euronics gehe zum Teil auf einen bewussten Konsolidierungsprozess zurück, so Vorstandssprecher Benedict Kober im Interview mit ChannelPartner. Daneben erklärt der Euronics-Chef, aus welchen Gründen die Verbundgruppe nicht der EP-Plattform Plusanschluss.de beitreten will und warum der Onlinehandel für die Kooperation keine Priorität besitzt.

Von Matthias Hell, ChannelPartner

Der Umsatzrückgang bei Euronics hat sich nicht nur fortgesetzt, sondern in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres sogar noch verschärft. Sie verweisen dabei gerne auf die schwierige Marktlage, doch kommen Ihre Wettbewerber EP und vor allem Expert damit besser zurecht. Was sind neben der Marktentwicklung die Gründe für den Umsatzeinbruch bei Euronics?

Benedict Kober: Zum einen hat Euronics vor zwei Jahren beschlossen, den Fokus noch stärker auf die qualitative Vermarktung und Wertschöpfung zu richten und Entwicklungen innerhalb der Verbundgruppe, wo in den letzten Jahren einfach Umsätze mitgenommen wurden, umzukehren. Dadurch verzichten wir zwar auf einen Teil des Umsatzes, doch handelt es sich dabei nicht um unser Kerngeschäft. Diese für eine nachhaltige Steigerung unseres Kerngeschäfts notwendige Bereinigung ist ein laufender Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist und das erklärt auch einen Teil der aktuellen Umsatzentwicklung.
Der andere Teil lässt sich auf die Marktentwicklung zurückführen: Euronics hat lange überproportional vom TV-Geschäft profitiert, spürt es jetzt aber auch überproportional, dass das TV-Geschäft nicht mehr so läuft. Zwar wollen wir den TV-Bereich stabil halten, doch ist es für uns umso wichtiger, dass wir künftig mehr diversifizieren, das Risiko streuen und uns stärker auf die Wachstumssegmente konzentrieren.

Euronics-Kongress in Stuttgart, März 2013
Euronics-Kongress in Stuttgart, März 2013
Foto: Matthias Hell

Um wieder auf die Erfolgsspur zurückzukehren, scheinen Sie sich an den wachstumsstärkeren Wettbewerbern zu orientieren: Wie Expert planen auch Sie für das laufende Jahr ein höheres Tempo bei der Eröffnung neuer Fachmärkte…

Kober: Man könnte die Wahrnehmung haben, dass wir uns an Expert orientieren, doch trifft das nicht zu. Während Expert ausschließlich auf Fachmärkte setzt, verfolgen wir eine wesentlich breitere Betriebstypenstrategie. Wir wollen in diesem Jahr zusätzliche Fachmärkte eröffnen, weil wir in diesem Bereich stark wachsen. Doch setzen wir genauso auf den Euronics-Fachhandel und unsere Vertriebslinie media@home. Für unsere Partner hat das nicht zuletzt den Vorteil, dass Sie - wenn es zum Beispiel die Wettbewerbssituation nahelegt - auch von einem in den anderen Betriebstyp wechseln können.

Euronics.Vorstandssprecher Benedict Kober: "Wir richten den Fokus stärker auf die qualitative Vermarktung und Wertschöpfung aus."
Euronics.Vorstandssprecher Benedict Kober: "Wir richten den Fokus stärker auf die qualitative Vermarktung und Wertschöpfung aus."
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Aber zumindest, was das neu eingeführte Instrument der von der Euronics-Zentrale geleiteten Regiebetriebe betrifft, folgen Sie eindeutig dem Vorbild von Expert!

Kober: Das mag vielleicht so sein, doch hätten wir das auch gemacht, wenn Expert keine Regiebetriebe hätte. Es geht um Fälle, in denen wir ein Mitglied verloren hätten, weil es keine Nachfolgeregelung gab. Nur um hier zu einer Lösung zu kommen, haben wir die Regiebetriebe eingeführt. Außerdem ist das mit der Vorbildfunktion immer so eine Sache: Auch wir sind Vorbild mit unserem Betriebstyp media@home - das werden Sie sehen, wenn Sie sich das neue EP-Format "FirstClass" anschauen.

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