Querschläger

16.09.1999

Berlin setzt die Trends, München ist nur AuslieferungslagerGerade hat die IFA in Berlin die Tore geschlossen, stehen bereits die nächsten Schauen vor der Tür. Höchste Zeit, um die Spreu vom

Weizen zu trennen. Während nämlich in Berlin das Weihnachtsgeschäft aufge- und verteilt wurde, ist die Computerbranche vom

Distributor abwärts beschäftigt mit den Vorbereitungen zur Systems, zu einer der meistüberschätzten Messen Deutschlands. Nicht nur

Digitalkameras und Videospiele tangieren unser Portfolio, im Prinzip ist die IFA eine Cebit Home mit Hifi-Anschluß: Notebooks, Videocomputer, die komplette Telekommunikation, Internet. Warum wird der Multimediapreis Digi-Globe nicht etwa auf der Systems verliehen? Im IFA-Zentrum Fachhandel/Handwerk ist das verwirklicht, was sich die Systems-Macher vorgestellt haben: ein Ort der Kommunikation, Weiterbildung und Information, kein Schickimicki-Gehampel, sondern Fakten und realisierbare Visionen. Der Hauptsponsor dieses Zentrums ist übrigens Olympus, Weltmarktführer in digitaler Fotografie. Weil unsere Branche zu träge ist, dazu noch einen schlechten Ruf hat und die Radio-/Fernsehleute unseren Noch-Vorsprung leicht aufholen können, wird Olympus wohl die IFA gewählt haben. Video-DVD, MP3-Rekorder könnten uns gehören. Wie lange hat es gedauert, bis sich die Fachpresse mit digitaler Fotografie bemüht hat, wie lange warten wir Händler auf Infos zu Spielen, Konsolen und digitalem Audio. Was können Plasmaschirme, Online-Shops leisten, was Handys, ISDN, Provider, Kameras. Multimedia-Café - Mode oder Zukunft? Die IFA zeigt es, guten Morgen Berlin, gute Nacht München! Die Bundeshauptstadt setzt jetzt die Trends, und die bayrische ist nur noch Auslieferungslager. Während laut Sony statt geplanter 500.000 nun eine Million Playstations geordert wurde, sollten sich multimediafeindliche PC-Händler fragen, was sie überhaupt zu Weihnachten verkaufen wollen.

In Berlin hat gerade die Zukunft begonnen. Laut Veranstalter haben schon während der Messe 78 Prozent der Aussteller ihre Teilnahme 2001 erklärt. Bei 150.000 Fachbesuchern und knapp 7.000 akkreditierten Journalisten aus 89 Ländern kein Wunder. Daß sich die

Meldungen über Hifi und den Rest der klassischen Funkausstellung in Grenzen halten, sollte keinen mehr wundern. Wenn der UE-Fachhandel überleben will, muß er Multimedia besetzen. Und wenn

wir überleben wollen, müssen wir dranbleiben und dazulernen. Die IFA ist eindeutig die Messe der News und der Trends, und zumindest in den ungeraden Jahren hat die Systems kaum eine Bedeutung für den Multimediafachhandel.

Mein Fazit:

Die langjährige Ignoranz der Unterhaltungselektronik bezüglich der Computerbranche ist verflogen. Wir sollten nicht den umgekehrten Fehler begehen, sondern das Zusammenwachsen annehmen. Die nächste IFA ist vom 25. August bis zum 2. September 2001!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler

aus Rheinland-Pfalz.

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