Querschläger

26.08.1999

Fünf Mark Marge sind bei Bestellung schon ein Verlust

Wozu es gut sein kann, seine Software zu registrieren, zeigt sich am Beispiel der Firma Adobe. Als registrierter Anwender diverser Grafik-, Multimedia- und Webdesignsoftware bekomme ich ab und zu News und Tips zu den Programmen, Neuerscheinungen, den üblichen Kundenbindungskram eben. Das ist okay so - und manchmal sogar lesenswert. Angebote, Software zu erwerben, hielten sich bisher im Rahmen der unverbindlichen Preisempfehlungen, auch dagegen habe ich persönlich nichts einzuwenden, obgleich mir ein Verweis auf die Fachhändlerschaft - und da meine ich keine Großmärkte und Kaufhäuser - lieber wäre. Gerade als ich bei meinem Lieblingsdistributor in München die neueste Version von Golive updaten wollte, flatterte mir ein Adobe-Briefchen ins Haus mit einem Preis fünf Mark über meinem EK. Ist ja nett, dachte ich, dann brauche ich wenigstens keine Pakete für meine Kunden zu bestellen. Ähnliche Kisten leisten sich Intuit mit Quicken-Updates oder Sage KHK bei den PC-Kaufmann-Produkten. Was soll das? Vielen Dank für den Kunden, ab sofort seid ihr draußen!? Nicht genug, daß es seit längerem keine Vorführ- oder Händlerpakete von Adobe oder den anderen Direkt-Updatern mehr gibt und wir unseren Eigenbedarf wie Kunde König decken dürfen. Nein, jetzt wollen sich einige Softwarehersteller auch noch die Handelsmarge unter die Nägel reißen. Und warum sich manche Updates plötzlich kaum noch absetzen lassen, sollte deutschlandweit keinen Distributor wundern. Nach kurzem gedanklichen Hin und Her entschied die verärgerte personalunione Geschäftsleitung, ab sofort auf Produkte dieser hinterfotzigen Art zu verzichten, dort wo es eben geht. Ich erinnere an den Aufschrei der Händlerschaft wegen der Online-Updates gegen Registrierungsgebühr. Damals war Microsoft ins Gerede gekommen. Ob der Fachhandel stirbt oder gestorben wird, macht schon einen Unterschied. Folglich werden Produkte und Hersteller, die Kundenräuber sind, auf den Index gesetzt. Quicken als Produkt für Einmalverkäufer ist noch tragbar, aber PC-Kaufmann oder Photoshop in der Kassenzone? War Adobe bis vor kurzem noch als Fachhandelsmarke hochwertig und hochpreisig für manche Mark auf der Habenseite gut, wird es dem Händler keine hundert Quadratzentimeter Regalfläche mehr wert sein, wenn er weiß, daß sein Kunde anschließend nur noch direkt kauft. Fünf Mark Marge sind bei Bestellung schon ein Verlust und eine kaufmännische Beleidigung für jeden ehrlichen Fachhändler. Ich hoffe doch, daß sich Computer2000 und Konsorten bald einmal mit den Fachhandelskillern jeder Couleur zusammensetzen und ein wenig über die Marschrichtung zukünftiger Direkt-Mail-Aktivitäten diskutieren. Vorbildlicherweise dahingehend, daß dieses Produkt unter Vorlage dieses Schreibens beim Fachhändler zu erwerben ist. Sicherlich beliefern Distributoren auch Großmärkte und Kistenschieber. Aber eine Verantwortung uns gegenüber hat auch, wer sich mit dem Fachhandel schmückt. Und letztendlich ist es der Distributor, der zu teuer für den Fachhändler wird. Oder um es mit IBM zu sagen: Think!

Mein Fazit: Irgendwann einmal gibt es den Fachhandel in der derzeitigen Form nicht mehr, orakeln selbst die Optimisten. Bis dahin allerdings sollten uns die Hersteller eine Chance geben.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler

aus Rheinland-Pfalz.

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