Querschläger!

25.02.1999

Auf Kosten anderer Leute gedeihen

Vom Sprachrohr des Fachhandels zum Minidistributor gewandelt, zeigt die ehemalige Händlerkooperation den Kleinen der Branche den kalten Hintern. Ob AKC, Akcent oder PC-Ring nur Teil einer großangelegten Werbeaktion waren, um sich die Rosinen des Fachhandels herauszupicken, ob die Clubmitgliedschaft ab 100.000 Mark Mindestumsatz tatsächlich etwas mit der Zentralregulierung zu tun hat oder etwa nur noch potentielle Franchisenehmer gehandelt werden? Kommunikation zu versprechen, aber auf Anfragen nicht zu reagieren, die keinen Profit versprechen, all diese Fragen, Gerüchte und Vermutungen brauche ich nicht mehr zu diskutieren, seit

Akcent eine Aktiengesellschaft ist. Die kleinen Fachhändler brauchen einen Schutz, und in Ihrer Not begeben sie sich oft in eine umsatzbezogene Abhängigkeit. Endlich macht Garrelts klaren Tisch.

Eine AG hat die Aufgabe, Aktionäre reich zu machen - oder besser: auf anderer Leute Kosten zu gedeihen (BWL I). 90 Prozent Anteile sind zu Beginn der AG noch riskant, bei 51 sieht es dann allerdings rosiger aus. Die ehernen Grundsätze, das "gemeinsam sind wir stark", sind weggewischt wie der Kaffeefleck von der Morgenzeitung. Und die kostenlose Publicity für einen kleinen 280-Millionen-Umsatz-Distributor wird sich hoffentlich bald auf Kurse und Bilanzen reduzieren. Die Unantastbarkeit eines "Helden des Fachhandels" wird auf das Niveau eines Kaack oder Prinz reduziert werden müssen, obgleich diese Organisationen Unterschiede angeblich erst ab Mediamarkt aufwärts machen. Was passiert mit den Kleinen? Sie werden, als Umsatzzwerge abgestempelt, den Distis zum Fraß vorgeworfen, die ob des Makels einer Kündigung mit Bonitätsanfragen und Kreditreformvertretern wiehern und deren routinierte Buchhaltungen zuerst einmal einen Lieferstopp verhängen und auf Vorauskasse bestehen. Da hilft weder eine gute Zahlungsmoral noch eine erstklassige Bonität, der Ruf ist futsch. Ratschläge an ausgeschlossene Mitglieder, über die Presse zu publizieren, anstatt auf Anfragen zu reagieren, passen genau. Der Hinweis, erst einmal Kommunikationspartner zu werden, allerdings nicht - wenn die Antwort ausbleibt. Die stark kritisierten kleinen Händler sind eben etwas findiger, wenn es darum geht, ein Produkt günstig einzukaufen. Da werden noch Preise verglichen, es wird nicht einfach irgendwo bestellt. Bei unsereinem geht es um die Existenz und nicht um Statistiken. Ein Trost bleibt den "Aussätzigen", daß der Großteil der ehemaligen AKC-Lieferanten weiterhin gerne die Kundenbeziehung aufrechterhalten möchte, und das zum Teil zu, darf ich das sagen, besseren Bedingungen.

Mein Fazit: Die Pseudogenossenschaften sollten auch von den Fachmedien endlich als das angesehen werden, was sie sind. Großhändler mit relativ wenigen Kunden.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

Zur Startseite