Radeon XT: der beste Radeon, den es je gab

02.10.2003
Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft präsentiert ATI eine neue Version des Radeon-Chips, den Radeon XT. Der vorherunter dem Codenamen RS360 bekannte Chip weist gegenüber dem Vorgänger einige Verbesserungen auf, die ihn schneller als seine Vorgänger machen sollen.

Der kanadische Grafikspezialist ATI stellte Anfang dieser Woche zwei neue Versionen des Radeon-Chips vor. Eines gleich vorweg: Wesentliche Änderungen am Design wurden nicht vorgenommen. Es handelt sich also nicht um einen komplett neuen Grafikchip der nächsten Generation, sondern um kosmetische Operationen der bestehenden Technologie.

Das neue Flaggschiff der Kanadier heißt nun Radeon 9800 XT. Die Taktfrequenz des Cores konnte ATI auf 412 MHz steigern, und der Speichertakt wurde auf 730 MHz angehoben. Die Schnittstelle zum Grafikspeicher blieb unverändert bei 256 Bit. Zur besseren thermischen Unterstützung spendierte ATI dem Chip nun einen Kupferkühlkörper, der einen langsamer drehenden Ventilator trägt. Der Lüfter wird über einen Temperatursensor auf dem Grafikchip gesteuert. Er dreht nur dann mit voller Drehzahl, wenn hohe Grafikleistung gefordert wird. Bei normalen Office-Anwendungen sinkt die Drehzahl auf das absolut notwendige Minimum. Damit soll die Karte nun wesentlich leiser werden.

Insgesamt legte ATI beim Neudesign des Chips viel Wert auf elektrische und thermische Stabilität. Der Grafikbaustein soll sich nun auch ohne Probleme übertakten lassen, um noch mehr Grafikpower zu generieren. Wie sicher sich ATI dieser Sache ist, zeigt auch die integrierte Funktion "Dynamic Overclocking". Lässt es die Umgebungs- und Chip-Temperatur zu, erhöht eine interne Logik den Core-Takt. Bis rund 430 MHz seien in den meisten Fällen drin, so Produktmanager Nils Horstbrink. In puncto Geschwindigkeit soll die die neue Karte das Produkt des Erzrivalen Nvidia, die Geforce FX 5900 Ultra, nach Angaben von ATI weit hinter sich lassen. Während die Geforce mit vier Pixel Shader Engines auskommen muss, kann die Radeon 9800 auf die doppelte Anzahl zugreifen. Insgesamt sollen die Pixel Shader der Radeon 16,5 Milliarden Operationen pro Sekunde ausführen, während die der Geforce nur auf 5,4 Milliarden Operationen pro Sekunde kämen.

In ersten Benchmarks von ATI soll der neue Chip bei Spielen um bis zu 72 Prozent schneller als das Konkurrenzprodukt sein. Spieler wird es besonders freuen, dass ATI ein neues Feature in Silizium gegossen hat. Die Kanadier nennen den Effekt "Überlight". Das deutsch-englische Kunstwort bezeichnet eine Funktion, die Lichteffekte von sich bewegenden Lichtquellen (in Spielen meist Lampen, die von der Decke hängen) schneller berechnen und besser darstellen kann. Damit sollen Fantasy-, Rollen oder Action-Spiele noch realistischer werden.

Die neue Radeon 9800 XT soll ab November für den stolzen Preis von 499 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer zu haben sein.

Während die Radeon 9800 XT ganz klar für Spiele-Enthusiasten konzipiert wurde, wurde die Radeon 9600 XT für den Massenmarkt entwickelt. ATI konnte die Stromaufnahme des komplett in 0,13-Mikrometer-Technologie gefertigten Chips soweit senken, dass die Karte ohne eigene Stromversorgung auskommt. Neben optimierten Baugruppen auf dem Chip ist ein neues Trägermaterial mit einer wesentlich geringeren Die-Elektrizitätskonstante hauptverantwortlich für die geringere Stromaufnahme. Laut Aussage des Grafikspezialisten sei der Radeon 9600 XT der erste Chip für den Massenmarkt, der solches Material benutzt. Der Chip arbeitet mit einem Core-Takt von 500 MHz und einem Speichertakt von 600 MHz. ATI setzt hinter beide Taktfrequenzen in den Datenblätter ein +-Zeichen. Damit wollen die Kandier zum Ausdruck bringen, dass auch der 9600 XT mit einer dynamischen Übertaktung ausgestattet ist und dementsprechend seine Taktfrequenz maximiert.

Im Gegensatz zum 9800 XT kann der 9600 XT nur auf einen 128 Bit breiten Bus zum Grafikspeicher zurückgreifen. Er ist AGP-4x- und -8x-Kompatibel und bietet volle DirectX-9.0-Unterstützung. Ab Oktober wird er im Handel für 199 Euro zuzüglich verfügbar sein. Als Besonderheit legt ATI der Karte einen Gutschein für den in Spielerkreisen lang ersehnten Ego-Shooter Half-Life 2 bei. Käufer können damit direkt das begehrte Spiel umsonst anfordern.

www.ati.de

ComputerPartner-Meinung

Auch wenn ATI nur kosmetische Operationen am Radeon-Chip vorgenommen hat, werden insbesondere die Änderungen am 9600 XT große Wirkung zeigen. Gerade die zusätzliche Stromversorgung der alten Karte hat viele OEMs abgeschreckt, das Produkt einzusetzen. Nun kommt die Karte mit einem sehr kleinen Lüfter aus und wird deshalb bald in vielen Einsteigerrechnern zu finden sein. Auch das Dynamic Overclocking macht sich auf Werbeprospekten recht gut. Schon aus diesem Grund, und nicht nur wegen des Preises, werden viele zu der neuen Karte greifen. Und die Idee, den lang erwarteten Nachfolger von Half-Life der Karte beizulegen, wird die Kaufentscheidung bestimmt nicht ungünstig beeinflussen. (jh)

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