Rambus-Speicherbausteine bremsen Pentium 4 aus

16.11.2000
Mit dem Pentium 4 will Intel seine Technologieführerschaft gegenüber AMD wieder zurückerobern. Zugegeben, Intel hat mit dem Prozessor ein tolles Produkt geschaffen, aber ob der Markt diese CPU auch akzeptiert, steht auf einem anderen Blatt.

In wenigen Tagen ist es soweit, dann stehen die ersten Pentium-4-Rechner in den Regalen. Schon allein um den Termin der Markteinführung machten Intels Marketing-Strategen ein heilloses Brimborium. Jetzt steht der 20. November als Datum fest. Aber beim Pentium 4 ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Betrachten wir einmal die Fakten.

Fakt 1: Der Pentium 4 arbeitet in erster Version nur mit dem Intel i850 Chipsatz. Dazu gehört eine völlig neue Umgebung, sprich Motherboard. Auf dem Motherboard sitzt natürlich ebenfalls eine neue Fassung, nämlich der Sockel FCPGA 423.

Fakt 2: Der Chipsatz i850 kann nur Rambus-Bausteine ansprechen. Das bedeutet, weder ältere SDRAM-Speicherchips noch moderne DDR-RAMs werden von diesem Chipsatz unterstützt.

Fakt 3: Aufgrund der hohen Verlustleistung des Chips (rund 80 Watt, siehe ComputerPartner Ausgabe 38, Seite 124) können Standardkühlkörper nicht mehr zum Einsatz kommen. Man braucht einen speziellen neuen Kühlkörper.

Fakt 4: Das neue Motherboard hat eine andere Anschlussbuchse für das Netzteil. Damit hat das alte Gehäuse samt Netzteil ausgedient.

Fakt 5: Der Nachfolger des Pentium 4 wird mit höherer Taktfrequenz betrieben und bekommt wieder eine neue Fassung, FCPGA 473. Damit ist eine Umrüstung eines jetzt gekauften Pentium 4 auf ein zukünftiges Motherboard nicht möglich.

Spekulativ?

Mit dem Pentium 4 versucht der Chipgigant wieder einen technologischen Vorsprung zu AMD aufzubauen. Doch jetzt muss Intel zusätzlich mit einem hausgemachten Problem fertig werden. Das Problem heißt Rambus. Selbst Intel-Chef Craig Barrett gab vor kurzem in einem Interview mit der "Financial Times" zu, mit Rambus einen Fehler gemacht zu haben.

Böse Zungen auf der Messe behaupteten nun, Intel könne gar nicht anders, sondern sei vertraglich gebunden und müsse deshalb zuerst Motherboards für den Pentium 4 für Rambus-Module auf den Markt bringen. Dieser Vertrag dürfte aber für Intel eine Schlappe darstellen. Denn wer will schon Motherboards mit den teuren und gar nicht mal so viel schnelleren Rambus-Bausteinen haben? Viele Motherboard-Hersteller wollen sich deshalb weigern, für den Pentium 4 ein entsprechendes Produkt auf den Markt zu bringen.

Zukunftsmusik?

Denn im nächsten Jahr bringt Intel einen neuen Chipsatz für den Pentium 4, Codename Almador, heraus. Dieser soll dann auch SDRAM, beziehungsweise DDR-RAM unterstützen. Damit wäre eigentlich alles klar, wenn nicht das Gerücht umherginge, dass auf Motherboards mit dem Almador-Chipsatz eine andere Fassung für den Pentium 4 vorgesehen ist.

Das bedeutet: Ein jetzt gekaufter Pentium-4-Prozessor läst sich dann nicht in das zukünftige Board mit dem Almador-Chipsatz einsetzen. Und damit wiederholt sich die Geschichte: Als Intel vor etwa fünf Jahren den ersten Pentium-Prozessor auf den Markt brachte, kam er auch in zwei Versionen. Die beiden ersten Versionen hatten eine sehr hohe Verlustleistung, waren sehr voluminös und wurden auf einem speziellen Motherboard eingebaut. Sie wurden mit 60, beziehungsweise 66 MHz getaktet. Nach der erfolgreichen Markteinführung des Pentiums brachte Intel den Nachfolger mit 75 MHz Taktfrequenz heraus, der wiederum ein neues Motherboard brauchte. Early Users, die auf den Pentium mit 60 MHz gesetzt hatten, standen im Regen. Sie konnten ihren Prozessor nicht in die neuen Boards einsetzen.

Und genauso wird es mit den Pentium-4-Prozessoren laufen. Hinter vorgehaltener Hand machten Motherboard-Hersteller auf der Sys-tems ihrem Ärger Luft. "Wir bauen keine Boards für den Pentium 4, denn wir können unsere Kunden doch nicht für dumm verkaufen. In spätestens einem dreiviertel Jahr kommt Intel mit einem neuen Board und einem neuen, noch schnelleren Prozessor. Wie sollen wir dann unseren Kunden erklären, dass der teure Prozessor sich nicht umrüsten lässt?"

Nach Meinung der Hersteller ist die erste Version des Pentium 4 schon vor der Einführung ein totgeborenes Kind. Denn kaum jemand will in eine Technologie investieren, wo jetzt schon abzusehen ist, dass sie das nächste Jahr nicht überdauern wird. Der Knackpunkt liegt in den teuren und nicht einmal viel schnelleren Speicherbausteinen. Hier muss sich Intel den Vorwurf gefallen lassen, in puncto Rambus auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Selbst Analysten der Gartner Group geben den Rambus-Speichern eine maximale Lebenszeit von sechs bis acht Monaten. "Danach ist Rambus tot", sagt Kevin Knox, Senior Analyst der Gartner Group. Er gibt diesem Speicher noch eine geringe Überlebenschance in Highend-Workstations. Im Mainstream-Markt sieht er andere Technologien auf dem Vormarsch. Erst der Pentium 4 mit dem Almador-Chipsatz wird zu einem Main-stream-Produkt. (jh)

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