Rasante Entwicklung der Fototechnik

04.08.1999

MÜNCHEN: Im Vergleich zur 150jährigen Geschichte der herkömmlichen Bildaufnahmen steckt die digitale Fotografie noch in den Kinderschuhen. Doch in Digitalkameras steckt eine hochkomplexe Technik, die sich in den letzten Jahren rasant entwickelt hat.Das Licht gelangt wie bei traditionellen Geräten durch ein Objektiv in die Kamera. Doch auf Blende und Verschluß kann verzichtet werden, denn diese Funktionen werden elektronisch gesteuert. Das Motiv wird hier statt auf einem Film auf einem elektronischen Sensor abgebildet, dem sogenannten CCD-Chip. Er besteht aus tausenden von einzelnen Fotoelementen, die jedes für sich, je nach einfallender Lichtmenge, ein winziges elektrisches Signal liefern. Genau wie beim herkömmlichen Film entsteht auf dem Chip zunächst ein negatives Bild. Ein Mikroprozessor setzt die einzelnen Signale zum Gesamtbild zusammen und rechnet es ins Positiv um.

Neue Modelle brauchen keinen PC mehr

Das fertige Bild wird anschließend komprimiert, um Speicherplatz zu sparen, und in der Kamera abgespeichert. Dabei haben sich drei verschiedene Verfahren etabliert. Preiswerte Kameras arbeiten mit einem fest integrierten Speicherchip. Ist dessen Kapazität erschöpft, muß die Kamera zum Auslesen der Daten an einen PC angeschlossen werden. Danach lassen sich die Aufnahmen löschen, und die Kamera steht für die nächsten Schappschüsse zur Verfügung.

Teure Modelle arbeiten mit Wechselspeichern. Diese haben etwa die Größe einer Briefmarke und bieten eine Kapazität von bis zu 15 Megabyte. Anstelle eines Films muß man jetzt einfach den Speicher austauschen und kann weiterknipsen. Wie auch bei den billigeren Modellen lassen sich die fertigen Fotos mit einem seriellen Kabel in den Rechner überspielen. Mit Hilfe eines speziellen Lesegeräts lassen sich diese Minispeicher auch ohne Kamera direkt vom PC auslesen. Als neuesten Clou bieten einige Hersteller aber auch Modelle an, die es ermöglichen, die Bilder ohne einen PC als "Zwischenwirt" direkt über einen Drucker auszugeben.

Für Wechselchips sprechen weitere Vorteile: So bieten einige Fotogeschäfte den Service, Bilder direkt von der Speicherkarte auszulesen und auf hochwertigem Fotopapier auszudrucken.

Bei der dritten Variante der Speicherung werden die fertigen Bilder auf eine normale Diskette geschrieben. Der Datenaustausch mit einem PC ist nun sehr einfach, außerdem sind diese Datenträger enorm billig. Nachteil: In der Kamera befindet sich ein komplettes Diskettenlaufwerk. Dadurch wird sie größer und schwerer.

Egal nach welchem Verfahren die Kamera arbeitet, der Speichervorgang nimmt Zeit in Anspruch. Dabei gilt, je höher die gewählte Auflösung, desto mehr Daten müssen gespeichert werden, desto länger dauert der Speichervorgang. Für schnelle Bildfolgen muß eben die Auflösung herabgesetzt werden.

Das sichtbare Farbspektrum läßt sich auf die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau zurückführen. Mit ihnen lassen sich alle sichtbaren Farben mischen. In digitalen Farbkameras teilen deshalb Rot-, Grün- und Blaufilter das einfallende Licht in die RGB-Kanäle, ein Verfahren, das auch bei Monitoren und Fernsehern angewendet wird. Hochwertige Studio-Digitalkameras arbeiten mit drei CCD-Sensoren, drei Prismen teilen dabei die unterschiedlichen Farbinformationen auf die einzelnen Chips auf. Preiswertere Modelle arbeiten mit drei Farbfiltern, die jeweils vor den Sensor gedreht werden. Allerdings darf sich das Motiv dann während der Aufnahme nicht bewegen. In den handelsüblichen Digitalkameras begnügt man sich mit einem einzigen CCD-Sensor, bei dem einzelne, nebeneinander liegende Zellen mit unterschiedlichen Filtern abgedeckt sind. Drei oder vier der Sensoren ergeben dann hinterher einen farbigen Bildpunkt.

Fast alle Modelle besitzen inzwischen einen Minibildschirm an der Rückseite. Auf Knopfdruck zeigt er nach wenigen Sekunden den fertigen Schnappschuß. Einige Geräte verzichten deshalb sogar auf den Sucher, das Motiv wird mit dem Bildschirm anvisiert. Vorteil: Das Display zeigt genau das, was hinterher auch auf dem Foto zu sehen ist, was bei der Motivwahl per Sucher nicht immer gegeben ist. Außerdem bietet der Minibildschirm gerade Brillenträgern Vorteile, da sie nicht durch eine kleine Linse schielen müssen. (mf/jh)

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