Von Business Intelligence bis Business Analytics

Ratgeber für den Mittelstand – was ist was bei Big Data?

Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.

Blick in die Zukunft - Predictive Analytics

Die eben genannten Werkzeuge sind die Basis für die Speicherung und Verwaltung von Informationen in Big-Data-Szenarien. Für die Analyse und insbesondere die Echtzeitanalyse der Daten hat sich der Begriff Analytics oder Predictive Analytics etabliert.

Predictive Analytics umfasst vor allem Methoden, die in die Zukunft schauen können und dabei Echtzeitinformationen liefern. Diese analytischen Lösungen helfen nicht nur, schnell und akkurat ein Bild der Gegenwart zu zeichnen, sondern auch Vorhersagen zu treffen und damit Prognosen über künftige Entwicklungen. Dies geschieht auf Basis von statistischen Methoden, Datenmodellen und Simulationen mit Best-Case- und Worst-Case-Szenarien.

Werden die Systeme mit entsprechenden Daten gefüttert, können sie fundierte Vorhersagen geben und bei der Ressourcenplanung und Risikobewertung wichtige Dienste leisten. So können Nutzer nicht nur herausfinden, was im Business quasi "im Rückspiegel" passiert ist, sondern, warum es passiert ist und was weiter passieren könnte.

Für die Analyse der Daten bedient man sich oft der Methoden und Werkzeuge des Data Mining. Klassische Data-Mining-Methoden umfassen beispielsweise die Klassifizierung (Clustering), die Entscheidungsbaum-Analyse, neuronale Netze sowie Assoziationsanalysen. Banken verwenden etwa die Entscheidungsbaum-Analyse zur Erkennung von Kreditkartenbetrug und für die Profilerstellung von Kunden, die mit gewisser Wahrscheinlichkeit ihre Kreditverbindlichkeiten nicht erfüllen können.

Im Marketing werden Assoziationsanalysen und Clustering genutzt, um Absatzprognosen, Kundensegmentierungen, Warenkorbanalysen und Missbrauchserkennungen durchzuführen. Mit Clusteranalyse und Regressionsverfahren können bestehende Kunden in immer neue Gruppen aufgeteilt werden. Die Clusteranalyse ermöglicht es beispielsweise, profitable und weniger profitable Kunden zu unterscheiden.

Predictive Analytics ist jedoch nicht nur Data Mining. Darüber hinaus spielen auch Methoden des Operations Research wie Optimierungsrechnung und Simulation eine Rolle, ferner modelltheoretische Ansätze wie die mathematische Spieltheorie. Softwareseitig bilden In-Memory-Datenbanken wie SAP HANA und Hadoop meist eine tragende Rolle bei Predictive Analytics-Lösungen.

Bei der Analyse von Big Data helfen Data Mining Verfahren – hier eine Zusammenstellung einiger Probleme (links) und möglicher Verfahren.
Bei der Analyse von Big Data helfen Data Mining Verfahren – hier eine Zusammenstellung einiger Probleme (links) und möglicher Verfahren.
Foto: Bitkom

Warum Big Data? - Der praktische Nutzen

Natürlich haben all diese neuen Konzepte und Werkzeuge einen praktischen Nutzen. Besonders in Marketing und Vertrieb ist die Analyse großer Datenmengen für Unternehmen von unschätzbarem Wert. Denn in den Kunden-Datenbergen stecken Schätze, die man nur heben muss.

So versetzt Big Data Unternehmen in die Lage, feinkörnige Bevölkerungs- und Kundensegmente zu erstellen und ihre Waren und Dienstleistungen auf deren Bedarf zuzuschneiden. Eine detaillierte Segmentierung von Zielgruppen erleichtert deren Ansprache, vermindert die Streuverluste und somit auch die Kosten für Marketingkampagnen.

Je mehr man etwa über seine Kunden weiß, desto besser kann man Services und Produkte auf diese zuschneiden. Beispielsweise wollen Unternehmen Stimmungen oder Produkt- und Firmennamen in Social Networks aufspüren. Oder durch Auswertung von Kundenkommentaren Vorschläge für die Verbesserung von Produkten gewinnen. Oder einfach ihr Business verbessern.

Dem Handel eröffnen sich Cross-Selling-Potenziale, indem Einzelhändler beispielsweise typische Muster für Kaufentscheidungen identifizieren. Online-Händler erhöhen mit solchen Analysen den Umsatz pro Kaufvorgang. Im Rahmen von Cross-Selling-Maßnahmen könnten aber auch über einen Kunden bekannte Daten wie Transaktionen oder aktuelle Standortdaten verwendet und mit weiteren - beispielsweise demographischen - Daten in Echtzeit in Beziehung gesetzt werden. Händler sind so in der Lage, einem Kunden zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem Ort spezifische Angebote zu unterbreiten.

Mit analytischen Verfahren lassen sich Kunden beispielsweise in wichtigere und weniger wichtige segmentieren.
Mit analytischen Verfahren lassen sich Kunden beispielsweise in wichtigere und weniger wichtige segmentieren.
Foto: Bitkom

Besonders lukrativ ist heute die Auswertung von Social-Media-Kanälen. Sie liefert frühe Signale für gesellschaftliche Trends und eröffnet die Chance, Märkte mit genau darauf abgestimmten Produkten zu erschließen. Erfolgreiche Unternehmen wie Apple oder Google nutzen diese Möglichkeiten virtuos.

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