Reichelt Elektronik: "Der Kunde steht im Mittelpunkt"

15.05.2003
In der IT-Branche arbeiten relativ wenig Frauen. Noch weniger Frauen stehen an der Spitze von Unternehmen. Angelika Reichelt, Inhaberin von Reichelt Elektronik, ist seit 13 Jahren auf Erfolgskurs. Stolz kann sie zweistellige Wachstumsraten vorweisen.

1970 im Wohnzimmer gegründet, hat sich das Wilhelmshavener Unternehmen Reichelt Elektronik im Laufe von 30 Jahren zu einem respektablen Unternehmen gemausert. 1990 übernahm Mitbegründerin Angelika Reichelt die Firma. Die Übernahme des gesamten Unternehmens für den Versand und Handel mit Elektronik, Bauteilen und Computerkomponenten war für Angelika Reichelt, wie sie im Nachhinein selber zugibt, ein echtes Wagnis. Heute ist die Business-Frau Herrscherin über ein Warensortiment von 30.000 verschiedenen Artikeln und alleinige Chefin von rund 200 Mitarbeitern. Besonders stolz ist sie darauf, alle Angestellten persönlich mit Namen zu kennen.

"Akzeptanzproblem als Unternehmerin hatte ich nie. Trotzdem: Als Frau muss man doppelt so gut sein wie seine männlichen Kollegen", resümiert Reichelt.

Den Erfolg des Unternehmens führt Reichelt vor allem auf eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit der Firma zurück. Ihre Firmenphilosophie lautet: Zufriedenheit, Motivation und Identifikation der Mitarbeiter schaffen hohes Kreativpotenzial, welches der Erfolg als Grundvoraussetzung benötigt.

Während die gesamte Branche unter der Wirtschaftsflaute stöhnt, sieht Angelika Reichelt die jetzige Situation als Herausforderung."Man darf sich nicht vom Wirtschaftstief mitziehen lassen", gibt sich Reichelt kämpferisch. Steigende Umsatzzahlen geben ihr Recht. Stolz verweist sie auf ein gutes zweistelliges Wachstum in den vergangenen Jahren. "Und das hält unvermindert an", freut sie sich.

Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht kann die Firmeninhaberin Erfolge vorweisen: Am 9. November 2002 wurde Angelika Reichelt von einer Jury aus Vertretern von Politik und Wirtschaft im Kreis Friesland zur "Unternehmerin des Jahres" gekürt.

Riesiges Warenangebot

Das Geschäftsmodell von Reichelt ist B2B und B2C. Auf der Homepage sind natürlich nur Endverbraucherpreise angegeben. Das Portfolio des Online-Versenders wird ständig erweitert und umfasst inzwischen neben Halbleitern und Werkzeug ein großes Sortiment an Computer-Equipment. Von der CPU bis zu Speicherbausteinen findet der interessierte Käufer auch Spezialteile wie Stahlschränke für Server. Dabei liegen die Preise für die einzelnen Komponenten teilweise bis zu 60 Prozent unter denen des Mitbewerbs. Reichelt erklärt das damit, dass ihr Unternehmen keinen großen "Wasserkopf" wie die Konkurrenz mitfinanzieren muss und deshalb auch bei den günstigen Konditionen profitabel arbeiten kann.

Obwohl nicht explizit aufgelistet, führt das Unternehmen Bestellungen möglichst noch am gleichen Tag aus. "Was sich der Mitbewerb teilweise teuer bezahlen lässt, nämlich die 24-Stunden-Lieferung, gehört bei uns zum Kundenservice", erklärt Reichelt. "Morgens bestellt, verlässt die Ware noch am gleichen Tag das Lager und das ohne Mehrkosten für den Besteller", führt sie weiter aus. Obwohl es einen Papierkatalog gibt, läuft das größte Geschäft online über das Internet. Eine komfortable Suchfunktion, tagesaktuelle Preise und wöchentliche Sonderaktionen gehören zum Online-Bestellsystem. Die damit verbundene automatische Auftragsabwicklung macht das Shopping für die Kunden bequem und zu jeder Tageszeit möglich. Für Entwickler, die technische Auskünfte benötigen, unterhält das Unternehmen ein Call-Center, in dem der Kunde fachliche Auskunft erhalten kann. "Wenn nötig, steht der Mitarbeiter auch einmal auf, holt das gewünschte Produkt aus dem Lager und legt es in den Ausgangskorb", erzählt Reichelt.

Aufgrund der ständigen Erweiterung des Sortiments und der damit notwendigen Aufstockung der Mitarbeiter wurde es dem Unternehmen in Wilhelmshaven zu eng. "Andere entlassen, wir stellen ein", kommentiert Reichelt trocken. Heute befindet sich das Unternehmen in Sande, einem kleinen Ort vor den Toren von Wilhelmshaven. Dort haben gerade wieder Baumaßnahmen begonnen: Reichelt stellt zurzeit ein 2.500 Quadratmeter großes Hochregallager fertig. "Alle 30.000 Artikel sind vorrätig, und wir haben eine Verfügbarkeit von 98 Prozent", erklärt die Unternehmerin stolz.

www.reichelt.de

ComputerPartner-Meinung

Nur wenige Frauen haben es bis an die Spitze eines IT-Unternehmens geschafft. Reichelt hat das Unternehmen nicht nur mit aufgebaut, sondern kann heute trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland weiter expandieren und zweistellige Wachstumsraten vorweisen. (jh)

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