Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln: keine PCs mehr bei Aldi?

25.02.1999

MÜLHEIM A. D. RUHR: Stellt das Schreckgespenst des Computerhandels, Lebensmitteldiscounter Aldi, das Geschäft mit PCs wieder ein? Von Aldi-Mitarbeitern ist zu hören, daß die Gebrüder Albrecht aufgrund aktueller Rechtsprechungen, eines schärferen Vorgehens der Konkurrenz und des Notebook-Flops im vergangenen Dezember die rechte Lust an diesem Spot-Geschäft verloren haben.Nachdem die Desktop-PCs bei Aldi reißenden Absatz gefunden hatten, probierte es der Discounter im Dezember 1998 mit Notebooks für knapp 3.000 Mark. Doch damit verbrannte sich das Aldi-Management die Finger. Die Notebooks lagen wie Blei in den Regalen. Um nicht auf den Geräten sitzen zu bleiben, verschleuderte das Unternehmen zum Schluß die Notebooks an die eigenen Angestellten zum halben Preis. "Wer weiß, daß Angestelltenverkäufe bei Aldi normalerweise tabu sind, kann sich ausmalen, was das bedeutet", raunte ein Aldi-Mitarbeiter ComputerPartner zu.

Doch damit nicht genug. Die Konkurrenz, inzwischen vom Schock erholt, schlägt zurück. Mediamarkt-Chef Walter Gunz will sich vom Lebensmitteldiscounter nicht länger die Butter vom Brot nehmen lassen und hat reagiert. Seine Antwort: ein üppig ausgestatteter Pentium-II-400-Rechner für schlappe 1.699 Mark. Eine Kampfansage an die Gebrüder Albrecht. "Aldi hat den Anspruch, mit seinen PC-Aktionen grundsätzlich 200 Mark unter dem Mitbewerb zu bleiben. Bei solchen Angeboten ist das jedoch nicht mehr darstellbar", erklärt Fujitsu Europa-Chef Winfried Hoffmann.

Zudem dürfte dem "Schnäppchen"-Konzern auch das kürzlich erlassene Urteil des Bundesgerichtshofs schwer im Magen liegen. Danach müssen Sonderangebote mindestens eine Woche lang vorrätig sein. Aldis PC-Angebote waren bisher jedoch innerhalb eines Tages vergriffen.

Die Nachfrage von ComputerPartner bei Aldi in Mülheim an der Ruhr zu dieser Thematik blieb, wie üblich, unbeantwortet. Überrascht von diesen Meldungen reagierte man bei der Essener Medion AG, dem PC-Lieferanten des Lebensmitteldiscounters. "Uns ist bisher nichts davon bekannt, daß Aldi den PC-Vertrieb einstellt", hieß es. Für Medion wäre ein Rückzug von Aldi aus diesem Geschäft ein herber Rückschlag mit weitreichenden Konsequenzen. Nach Angaben von Experten steht Aldi für rund 70 Prozent der Medion-Umsätze. (akl/sic)

Könnte demnächst Historie sein: PC-Verkäufe bei Aldi.

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