Remote Access - oder ist Routing umsonst?

20.03.1998

BAGSHOOT: Server-basierte Kommunikation mittels integrierter Routing-Funktionalität im PC-Server-Betriebssystemen wird als neues Schlagwort gehandelt. Mit der Routing-Funktionalität kann man auf Stand-alone-Router verzichten. Der potentielle Markt für diese Art des Routings sind kleine bis mittelgroße Unternehmen mit vielleicht dreißig bis fünfzig Mitarbeitern, die LAN-zu-LAN-Verbindungen über ein WAN benötigen, schreibt David Allen*.Der Netzwerk-Markt ist bei weitem noch nicht ausgereizt. Weltweit werden hier 50 Milliarden Dollar umgesetzt. Das vorhandene Potential hat auch Microsoft erkannt und macht mit der "Small Business Server"-Initiative kleinen Unternehmen den Einstieg in die Netzwelt leichter und erschwinglicher. Mit der Vernetzung in einem LAN ist es jedoch noch nicht getan. Die Kommunikation zur Außenwelt will ebenfalls geregelt sein.

Routing zum Nulltarif

Einfacher und damit kostengünstiger wird Routing, wenn man sich des Netzwerkbetriebssystems bedient. Vorhanden ist es sowieso, das heißt die Routing-Fähigkeiten lassen sich tatsächlich zum Null-Tarif nutzen. In Verbindung mit LAN-Server-Karten lassen sich Kommunkationshubs sehr einfach aufbauen.

Server-basierte Kommunikation heißt hier das Schlagwort, das im Gegensatz zu Stand-alone-Routern steht. Der potentielle Markt für diese Art des Routings sind kleine bis mittelgroße Unternehmen. Wichtig ist die Unterscheidung zu den Routing-Anforderungen im Backbone-Bereich. Hier sind hohe Kapazitäten, hohe Funktionalität, große Investitionssummen und äußerst flexible Rack-Systeme gefragt.

Server-basierte Kommunikation dagegen zielt auf Unternehmen mit vielleicht dreißig bis fünfzig Mitarbeitern, die LAN-zu-LAN-Connec-tivity über ein WAN benötigen.

Proprietäre Stand-alone-Router, die heute Remote-Anwender, Niederlassungen oder Abteilungen verbinden, sind im Prinzip veraltet. Software-basiertem Routen, wie es etwa die Betriebssysteme von Microsoft, Novell oder SCO ermöglichen, gehört die Zukunft. In Verbindung mit Server-Karten entsteht damit eine flexible, stabile und kostengünstige Kommunikationslösung.

Die drei Software-Hersteller haben Routing in ihre PC-Betriebssysteme integriert und wollen diese Fähigkeiten auf jeder Intel-basierten Hardware zugänglich machen. Novell reduzierte bereits Ende 1996 den Preis für seine Multiprotokoll-Router-Software von 495 Dollar auf einen Dollar und bundled sie heute mit seinem Betriebssystem IntranetWare. Microsoft zog in Rekordzeit nach und entwickelte "Steelhead", so der Codename der Routing-Unterstützung von Microsofts Windows NT. Einige der dazu nötigen Funktionalitäten wurden von Bay Networks zugekauft.

Der Markt wächst

Vielen Netzwerkmanagern ist gar nicht bewußt, daß es diese eingebauten Routing-Fähigkeiten gibt. Sicherlich, frühere Versionen hatten - wie bei Software-Applikationen üblich - diverse Bugs, die mittlerweile jedoch ausgeräumt sind. Das kommt der Akzeptanz dieses Ansatzes nur zu Gute und die Vorteile des Software-basierten Routings kommen zum Tragen.

Daß dem bereits so ist, zeigen die aktuellen Zahlen über die Marktentwicklung: Der Server-basierte Kommunikationsmarkt wächst demnach sehr schnell und zwar auf Kosten der Produkte für Stand-alone-Remote-Access. Dem Bericht von US-Marktforscher International Data Coporation (IDC) vom Januar 1998 mit dem Titel "Remote Access - Überblick und Ausblick 1997-2000" zufolge sank der Umsatz im Segment für Stand-alone-Fixed-Ports um zirka 24 Prozent.

Auswirkung auf den Fachhandel

Gleichzeitig stieg der Umsatz im Server-basierten Markt um 41 Prozent. Laut IDC wird die Server-basierte Technologie die Fixed-Port-Technologie bis 1999 übertroffen haben. Marktforscher Aberdeen Group schätzt das Marktwachstum von 3,5 Millionen ausgelieferten Ports im Jahr 1997 auf über 27,5 Millionen im Jahr 2003. Meiner Meinung nach wird es in diesem Markt zu einem Preisdruck auf Stand-alone-Systeme kommen. Für den Fachhandel könnten somit die Zeiten der guten Margen schlechter werden. Mit Remote Access mit Hilfe Server-basierter Kommunikation läßt sich jedoch Geld verdienen. Was die Margen bei Remote-Access-Produkten betrifft, so sind 25 Prozent etwa bei Multiport-Adapter-Karten keine Seltenheit. Dabei muß der Fachhändler nicht auf einen einzigen Hersteller zurückgreifen, sondern kann ganz nach den Anforderungen des Kunden die passende Komponente einsetzen.

* David Allen ist Managing Director Europe bei Digi International in Bagshoot bei London.

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