Restrukturierung in Deutschland bereits abfeschlossen

04.01.1999

KÖLN: Auch den global agierenden Sony-Konzern hat die Asienkrise nicht verschont: Weltweite Restrukturierung steht an. In der deutschen Niederlassung sind die Aufräumarbeiten bereits erledigt. Deutschland-Chef Karl Pohler feilt jetzt an der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens: Sony will sich Richtung IT-Branche orientieren.Seit 18 Monaten sitzt Karl Pohler auf dem Sony-Chefsessel am Rhein. Seine Zielvorgaben, als er den Job in Köln übernommen hat: "Der Fokus lag auf der Neuausrichtung im Markt: eine neue Denke ins Unternehmen zu bringen, Mitarbeiter auf neue Geschäftsfelder einzustellen. Und natürlich Profitabilität zu erreichen."

Bei der Neuausrichtung des Konzerns wird selbst ein Manager wie der Ex-C2000-Frontmann euphorisch: "Sony wird ein richtiges Computerunternehmen. Wir werden künftig mit traditionellen IT-Firmen in Wettbewerb treten." Die Pforte in die EDV-Welt soll das Konzept der vernetzten "Vaio-World" öffnen.

In den ersten sechs Monaten nach Markteintritt in Deutschland scheint das Geschäft mit dem Designer-Notebook nicht schlecht zu laufen: "Bisher sind 7.000 Stück verkauft. Damit haben wir in unserem Preissegment einen Marktanteil von 36 Prozent erreicht", berichtet Leo Bonengel, Director Business-Management Consumer Audio/Video.

Marktanteile im Monitor-Geschäft zurücckgewinnen

Düster sieht es dagegen derzeit im Monitorgeschäft aus. Sony wird hier Ende des Geschäftsjahres (31.3. 1999) sogar hinter seinem Absatz von 1997 zurückbleiben. Nicht umsonst, so scheint es, setzte Pohler Ende letzten Jahres gleich das gesamte Management auf die Straße. "Wir haben im Display-Segment bisher zu langsam agiert. Wir müssen hier wesentlich schneller und flexibler werden", gibt der Sony-Chef im Gespräch mit ComputerPartner bereitwillig zu. Ziel für das nächste Jahr: "Wir wollen unsere verlorenen Marktanteile zurückgewinnen", erklärt dann auch Bonengl kämpferisch. "Wir werden unser Sortiment stärker differenzieren - Produkte klar auf die einzelnen Kanäle abstimmen, das Systemhausgeschäft ausbauen und unsere Preispolitik dem Markt besser anpassen."

Weiterer Punkt, um das Vaio-Konzept nach außen zu tragen und sich schneller im Markt bewegen zu können: gestraffte Vertriebsstrukturen und Hierachieabbau. Der Vertrieb für die zusammengeführten Abteilungen Vaio, Display und Digitalkameras ist nicht länger auf Regionen, sondern verschiedene Kundengruppen ausgerichtet. Die jeweiligen Vertriebsmannschaften betreuen jetzt bundesweit Distribution, Systemhäuser, Projektgeschäft und auch den Retailkanal.

Pohler kann sich jetzt erst mal beruhigt zurücklehnen, während die japanische Mutter in Tokio weltweit den Rotstift ansetzt und 17.000 Arbeitsplätze abbauen will (siehe ComputerPartner 10/99, Seite 12). "In Köln haben wir die Reorganisation vorweggenommen: Wir sind bereits seit über einem Jahr im Umbau und haben schlankere und schnellere Strukturen geschaffen. Daher werden wir das Geschäftsjahr auch mit schwarzen Zahlen abschließen", so der Deutschland-Chef. (ch)

Kein Brett vorm Kopf, sondern ein Personal-LC-Display aus dem Hause Sony: für den scharfen Blick in die virtuelle Welt.

Sony-Chef Karl Pohler selbstbewußt: "Wir werden künftig mit traditionellen IT-Firmen in Wettbewerb treten."

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