Die CP-Querschläger - Kolumne

Retail, E-tail, No-tail

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Hat der stationäre Handel noch eine Chance? Nach Ansicht des CP-Querschlägers ist seine Daseinsberichtigung unbestritten.
Neue digitale Werkzeuge können den PoS wieder attraktiv machen.
Neue digitale Werkzeuge können den PoS wieder attraktiv machen.
Foto: Iconic Bestiary - shutterstock.com

"Alexa, die Vorräte gehen zu Ende. Schau nach was fehlt, vergleiche die Preise und bestelle beim günstigsten Anbieter." Das wird hoffentlich noch lange Zukunft bleiben. Dystopische Zukunft, weil wir letztendlich von den Algorithmen mehr oder minder fairer Anbieter und Produktmakler abhängig werden. So abhängig, dass unsere ohnehin manipulierten Kaufentscheidungen keine kognitive Grundlage mehr haben, sondern wir nur noch von Providern selektierte Produkte konsumieren.

Nach Corona ist vor Corona. Mit der neu angefachten Kriegsangst, der Inflation und der Energieverteuerung hat der stationäre Handel bereits die nächste Krise an der Backe. Die ganze Digitalisiererei ist umsonst, wenn es keine Waren zu handeln gibt, keine Kunden etwas kaufen können, keine Energie für Heizung, Kühlschrank und Herd zur Verfügung steht. Und bis LKWs mit Wasserstoff die Butter ins Haus bringen, gehen noch ein paar Jährchen ins Land.

Aber digitalisieren wir ruhig weiter. Online-Handel ohne Lieferdienste wird schwierig. Shoppen 1.0 ohne Ladengeschäfte ebenfalls. Bitcoins kann man auch nicht essen und im urbanen Steingarten wächst nichts Brauchbares außer der globalen Temperatur. Dafür können wir jede Menge Daten in Lichtgeschwindigkeit um den Erdball jagen - ob sinnvoll oder nicht - damit schneller, billiger und profitabler produziert wird. Nachhaltig ist das nicht, global eine Katastrophe und moralisch ohnehin bedenklich.

Nichts bleibt mehr übrig, wenn das digitale Wachstum sein Ende erreicht hat

Kultur und Handel sind untrennbar verbunden, beides verbindet Menschen. Digitaler Handel hat keine Kultur, er zerstört Städte, Gemeinden, lokale Märkte. Was passiert, wenn Städte ihre Handelspunkte verlieren, kann man in Gelsenkirchen, Chorweiler, Ludwigshafen oder Bremerhaven sehen. Totgesparte Arbeiterghettos, eingestampfte Industriebrachen, heruntergekommene Viertel ohne Attraktivität und Kaufkraft.

Im Gegensatz dazu, die imaginären blühenden Landschaften mit Glasfaser und 5G. Eliten-Ghettos auf Zeit, bis sich auch dort der Wind dreht. Dann zieht die Karawane weiter und nimmt ihr digitales Wallet mit. Was kommt eigentlich nach der Digitalisierung? Nach meiner Erinnerung an eine Karikatur aus den 80ern - die Steinzeit.

Mein Fazit: Das Informationszeitalter mit all seinen Chancen scheitert an der Informationsqualität, die in der Datenmasse immer irrelevanter wird.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.

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