Retail Forum 99

17.06.1999

CANNES: Anfang Juni lud Hewlett-Packard führende Vertreter aus der europäischen Retail- und Distributionslandschaft nach Cannes und präsentierte dort die Strategie für den Retail-Kanal sowie kommende Produkte.Hewlett-Packard hat seine Kernkompetenz im Druckergeschäft. Doch die Dominanz vor allem im heißumkämpften Tintenstrahlmarkt beginnt zu bröckeln. Hersteller wie Epson, Canon, Lexmark oder Kyocera konnten dem Platzhirschen in den vergangenen Monaten Marktanteile abluchsen.

Doch der Druckerspezialist will die verlorenen Claims mit aller Macht zurückerobern: "Wir werden im vierten Quartal ein wesentlich aggressiveres Gesicht zeigen als bisher", betont Pradeep Jotwani, Vizepräsident der weltweiten Consumer-Division bei Hewlett-Packard in Santa Ana.

Doch nicht nur beim Preis, sondern auch in Sachen Leistung soll sich einiges tun. So präsentierte HP an der Flaniermeile Croisette eine neue Generation von Tintenstrahlern, die in puncto Bildqualität erstmals die von herkömmlichen Fotos übertreffen soll. Ein Gerät der ab September verfügbaren Serie wird zudem über einen Smart Media-Slot verfügen, um Bilder von Digitalkameras direkt ohne Einschalten des PCs ausdrucken zu können. Damit noch nicht genug sollen die neuen Druckmaschinen auch noch an Geschwindigkeit zulegen und weniger Lärm erzeugen. Außerdem zeigt das Unternehmen ab Herbst mit neuen Produkten im Digitalkamera- und DVD-Bereich Flagge und will mit neuen Preismarken die bisher dahindümpelnden All-in-one-Geräte ordentlich in Fahrt bringen.

Neue Vertriebskonzepte

HP sieht den Consumermarkt als Chance für profitables Wachstum. Um speziell die Retailer in diesem Markt stärker zu unterstützen, führt die Deutschland-Zentrale in Böblingen in der zweiten Jahreshälfte umfangreiche Schulungsaktionen vor Ort durch, auch um die Verkäufer an den Bereich der SMB-Kunden (Small und Medium Business) heranzuführen. Während in den USA bereits viele Firmen bei den Retailern einkaufen, gehört diese Kunden-gruppe in Deutschland bisher zu den Stammkunden von VARs und Systemhäusern.

Nachdem Einstiegsprodukte momentan in Richtung Lebensmittelvermarkter abwandern, soll das SMB-Feld eine der zukünftigen Stärken des Retail-Kanals werden. Jedoch glaubt HP an die Koexistenz von mittelständischen IT-Unternehmen und Retailern. Allerdings müßten sich die Spezialisten zunehmend auf die Vermarktung von Dienstleistungen konzentrieren.

Im Gegensatz zur Business-Division (siehe ComputerPartner 22/99, Seite 12) läßt die Consumer-Division keinen Zweifel daran, daß dem Direktvertrieb über das Internet die Zukunft gehört: "Wir können den Trend zum Kauf im Internet nicht stoppen und müssen uns ganz klar gegen Mitbewerber wie Dell und Gateway behaupten", verteidigt Jotwani die Strategie. Um sich für den Aufbau der notwendigen Logistik noch etwas Zeit zu geben, startet HP den Direktvertrieb in Großbritannien, um mit den dort gewonnenen Erfahrungen dann im nächsten Jahr in Deutschland in den Kreis der Online-Anbieter einzutreten. (akl)

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