Retail-Vermarktung von Speichermodulen

04.08.1999

HANNOVER: In Ladengeschäften werden Speichermodule meist nicht aktiv angeboten. Samsung will das ändern. Ein Retail-Konzept und eine verstärkte Penetration des VAR-Kanals sollen helfen, die eigene Marke stärker zu positionieren.Nach eigenen Angaben ist Samsung die Nummer eins im Markt für Halbleiterspeicher. Nachdem der koreanische Hersteller vor allem OEMs bedient hat, soll künftig der sogenannte "branded Market" fokussiert werden. Samsung setzt dabei verstärkt auf den Retailkanal.

Der Hersteller wird ab Ende April Speichermodule in einer Retail-Verpackung anbieten. "Verpackung, Beschreibung und das POS-Material werden derzeit auf Deutsch übersetzt und über unseren Exklusivdistributor Multichip erhältlich sein", erklärt Yves Leonard, Manager DRAM/-Strategic Marketing bei Samsung Semiconductor.

"Die Computermärkte behandeln das Thema Memory bisher sehr stiefmütterlich. Speicher gibt es meist nur in Antistatikfolie unter dem Ladentisch", sagt Thomas Pempelforth, Vertriebsleiter bei Multichip. "Der Kunde muß aktiv danach fragen", ergänzt Leonard. "Hier wird sehr viel Umsatz verschenkt." Geht es nach Samsung, liegen die Upgrade-Speicherriegel in Zukunft auf der Theke neben der Kasse oder hängen in Reih und Glied neben Zubehörartikeln wie Druckerkabel.

Neukunden sollen gewonnen werden

Samsungs Retail-Kits sind in England und Frankreich seit knapp zwei Monaten auf dem Markt. "Der Verkauf ist gut angelaufen", konstatiert Leonard. Vermarktet werden derzeit 32-, 64- und 128-MB-Standardmodule für PCs sowie Speicherbausteine für gängige Drucker und Notebooks. Da in Deutschland eine Life-Time-Warranty nicht zulässig ist, beträgt die Gewährleistungsfrist hierzulande zehn Jahre. Daß Endkunden oft davor zurückschrecken, den Rechner aufzuschrauben, ist für Pempelforth kein Argument. "Den Arbeitsspeicher aufzurüsten ist einfacher, als beispielsweise eine Grafikkarte einzubauen", erklärt der Vertriebsmann. "Dem Retail gehört die Zukunft. Der Kunde erwartet Computerprodukte in immer mehr Handelssegmenten." Leonard sieht eine Verschiebung des Kaufverhaltens der privaten Endkunden hin zum Großflächenvermarkter.

Die Speichergröße ist neben dem Prozessor für die Leistung des Systems maßgeblich. "Typische Applikationen der Privatanwender sind Spiele und Multimedia-Anwendungen", glaubt Leonard. "Und diese erfordern eine hohe Performance, dadurch nimmt der Stellenwert des Speichers zu, und die Nachfrage wird steigen", fügt Pempelforth hinzu.

Nur Präsente Ware wird auch verkauft

Kritiker halten es für schwierig, Speichermodule über den Retail zu vermarkten, da die Produkte großen Preisschwankungen unterliegen. Pempelforth sieht das anders: "Nicht der Preis ist ausschlaggebend für den Umsatz. Nur die Ware, die im POS präsent ist, wird verkauft." Der Hersteller will dem Handel alle nur erdenklichen Verkaufshilfen zur Verfügung stellen, angefangen von Marketingunterstützung bis hin zur Produktpräsentation. Kapazität und Art des Speichers sind auf der Verpackung angebracht. Der Händler kann die Ware im Laden aufstellen oder aufhängen. Als Hilfsmittel für die Märkte stehen Identifikationshilfen zur Verfügung, die erläutern, welche Speichertechnologie sich für welches Chipset beziehungsweise welchen Prozessor eignet. Eine zielorientierte Anzeigenkampagne in Channel- und Endanwender-Publikationen soll die Markteinführung begleiten.

Parallel zur Vermarktung über den Retail soll der Markenname Samsung auch im klassischen Fachhandelskanal aufgebaut werden. Wiederverkäufern bietet der Speicherproduzent einen optionalen Vor-Ort-Service sowie Kostenerstattung bei defekter oder nicht kompatibler Ware. Über Anzeigen in verschiedenen Printmedien will der Hersteller vor allem EDV-Entscheider ansprechen. Zudem sind Direktmailings an diese Zielgruppe geplant. Die daraus resultierenden Kontakte sollen an Vertriebspartner weitergegeben werden. Bei Projekten wollen Samsung und Multichip VARs auch vor Ort unterstützen. (kfr)

Thomas Pempelforth, Vertriebsleiter Multichip:

"Nicht der Preis, sondern die Präsenz und Präsentation der Produkte sind ausschlaggebend für den Umsatz."

Yves Leonard, Manager DRAM/Strategic Marketing Samsung Semiconductor:

"Der Upgrade-Anteil im Speichermarkt liegt derzeit bei zirka 15 Prozent."

Samsung will mit der Retail-Vermarktung seiner Speichermodule vor allem Neukunden gewinnen. Die Verpackung wird dem deutschen Markt angepaßt.

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