Rettung für UMTS-geplagte Netzbetreiber: Mobile Gaming

15.08.2002
Spiele für Handys werden ein Renner: Das jedenfalls behaupten die Marktforscher von Frost & Sullivan. Sie schätzen, dass die weltweiten Erlöse von derzeit 304 Millionen bis 2008 auf knapp 13 Milliarden Dollar ansteigen werden.

Um sinkende Umsätze aus der klassischen Sprachtelefonie auszugleichen, suchen die Betreiber der Mobiltelefonnetze derzeit nach neuen Einnahmequellen. Die Hoffnungen liegen vor allem auf den Datendiensten: Noch bringt das Erfolgsmodell SMS den Löwenanteil, aber schon bald könnten auch Spiele auf Mobiltelefonen zu einem ernst zu nehmenden Umsatzbringer werden. Einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan zufolge sollen die weltweiten Erlöse von derzeit 304 Millionen (2001) bis zum Jahr 2008 auf rund 13 Milliarden Dollar steigen. Erfasst wurden hierbei Messaging- und webbasierende sowie Down-load-Spiele.

"Von den weltweit schätzungsweise 847 Millionen Mobiltelefonen und PDAs werden derzeit nur ungefähr 15,4 Millionen zum Spielen genutzt", sagen die Analysten. 2008 sollen laut Prognose immerhin schon 178,8 Millionen mobile Spieler für Umsatz sorgen. Kalkuliert man die steigende Verbreitung von Handys ein, so entspricht dies einer Rate von 12,8 Prozent aller potenziellen Nutzer.

Bevor der Spielemarkt sein volles Potenzial entfalten kann, müssen die Mobilnetzbetreiber allerdings so genannte "Micro-Billing-Systeme" einführen, mit denen die Leis-tungen der Content-, also der Spielelieferanten, beglichen werden können. Hierdurch will man den Nutzern Bedenken nehmen, die bei der Verwendung von Kreditkarten als Zahlungsmittel über Mobiltelefone derzeit noch vorherrschen. Der einfachste Weg wäre die Begleichung der Kosten direkt über die Telefonrechnung: "Die meisten Netzbetreiber in Nordamerika und Europa werden hart an der Einführung der Micro-Billing-Systeme für Inhalte von Dritten arbeiten müssen", sagt Kshitij Moghe, Re-search Analyst bei Frost & Sullivan. "Obgleich sie um die Bedeutung von ,Billing-On-Behalf-Of-Others (BOBO)’ wissen, hatten nur wenige Netzbetreiber Ende 2001 entsprechende Systeme in Betrieb."

Eine weitere Herausforderung stelle die durch das Internet geprägte "Gratiskultur" dar, so die Experten. Die Konsumenten sind es mittlerweile gewohnt, kostenfreie Anwendungen und Inhalte aus dem Netz herunterzuladen, und viele Internetanbieter haben es nicht geschafft, die Kunden für die Nutzung kostenpflichtiger Dienste zu gewinnen. Dieses Problem könnte sich auch den Anbietern der mobilen Spiele stellen.

Eine neue, intelligentere Generation von Mobiltelefonen mit Java- und BREW (Binary Runtime Environment for Wireless)-Technologie soll speziell das Segment der Down-load-Spiele fördern. Die Hauptzielgruppe der jungen Erwachsenen und Teenager wird wegen des anfangs hohen Preises derartige Geräte wohl aber erst in ungefähr zwei Jahren nutzen, so eine weitere Erkenntnis der Analyse.

Die Marktexperten rechnen fest damit, dass mobiles Spielen ein zentraler Umsatzbringer für mobile Datenanwendungen sein wird. Die Bedeutung der Spieleindustrie in den USA scheint dies zu bestätigen: Immerhin wird mit Konsolen- und PC-Spielen schon mehr Umsatz gemacht als mit Hollywoods Filmindustrie. So überrascht es nicht, dass die Großen der Branche wie Sega, Nintendo, Sony und Microsoft bereits großes Interesse an der Technologie zeigen. Als Konkurrenz zu Konsolenspielen werden die Mobiltelefone aber nicht gesehen. Hierfür sind die Displays einfach zu klein, um einen entsprechenden Spielspaß bieten zu können.

www.wireless.frost.com

ComputerPartner-Meinung:

Der Trend zu Spielen auf dem Handy kommt nicht nur, er ist schon da. Für die Netzbetreiber wird das ein sicherer Umsatzbringer werden, sobald das Abrechnungsproblem gelöst ist.

Denn die meisten Kunden, die sich für Spiele auf ihrem Handy begeis-tern, sind Jugendliche - und die verfügen nur selten über Kreditkarten. Aber die Telefonrechnung zahlt Papi. (mf)

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