Rettungsversuch bei Systematics kam zu spät: Konkurs!

22.10.1998

HAMBURG: Land unter bei Systematics in Hamburg: 13 Jahre nach der Gründung muß der einstmals größte Apple-Vertriebspartner der Welt Konkurs anmelden.Zum Schluß kam das Aus doch schneller als erwartet: Knapp eine Woche nachdem der neue Systematics-Geschäftsführer Jürgen Jarchow gegenüber ComputerPartner (siehe Ausgabe 25/98, Seite 16) noch die Hoffnung formulierte, es könne sich ein finanzkräftiger Partner für das angeschlagene Unternehmen finden, mußte der Apple-Händler nun Konkursantrag stellen. Der Firmengründer und langjährige Kapitän des Handelsunternehmens, Fritz Borgstedt, war zu diesem Zeitpunkt bereits von Bord gesprungen.

Mit dem Gang zum Amtsgericht findet eine traurige Entwicklung des einstmals größten Apple-Vertriebspartners ihr vorläufiges Ende. Noch 1995 lag das Umsatzvolumen von Systematics mit über 20 Geschäftsstellen in ganz Deutschland bei rund 170 Millionen Mark. Ab da ging es bergab. Bereits 1996 mußte Borgstedt, der das Unternehmen 1985 gegründet hatte, seine Prognose kräftig nach unten revidieren. Statt des geplanten Anstiegs auf 180 Millionen rauschten die Erlöse erdrutschartig auf nur noch 120 Millionen Mark in den Keller (siehe Grafik). Von da an gab es kein Halten mehr. Wie nach einem Dammbruch spitzte sich die Lage immer weiter zu. Die Rettungsmaßnahmen durch Borgstedt-Nachfolger Jarchow kamen zu spät.

Neben hausgemachten unternehmerischen Fehlern geriet Systematics in den letzten Jahren

in den Abwärtsstrudel des Hauptlieferanten Apple. Motto: "Wenn Apple einen Schnupfen hat, liegt Systematics mit einer fiebrigen Grippe im Bett" - und das, was Apple in den letzten Jahren durchmachte, war sicherlich mehr als ein einfacher Schnupfen.

Der Kommentar der deutschen Apple-Dependance in Feldkirchen zum Systematics-Konkurs: "Unsere Bemühungen, eine andere Lösung herbeizuführen, sind leider gescheitert. Wir bedauern dies sehr." Angeblich war Apple bereit, auf einen Teil der Forderungen zu verzichten. Doch das Finanzloch - die Rede ist von zwölf Millionen Mark - war auch für Apple zu groß.

Jedenfalls weist Apple vorsorglich und pauschal Vorwürfe, man habe nicht genug getan, um Systematics am Leben zu erhalten, zurück. "Die Entwicklung bei diesem Händler ist keinesfalls symptomatisch für den Apple-Markt. Dieser zeigt im Gegenteil eine völlig andere Entwicklung. Der Markt ist durch eine erhöhte Nachfrage nach unseren Produkten gekennzeichnet. Apple und seine Vertriebspartner befinden sich gegenwärtig im Aufwind", heißt es aus Feldkirchen. Daher lasse sich sich die entstandene Lücke auch "problemlos füllen". Nicht betroffen von dem Systematics-Konkurs ist die Systematicsteam AG in Würzburg, ein Anfang 1998 gegründetes Joint-Venture zwischen der Würzburger Computeam und Sytematics, in das die Hamburger die Apple-Center Stuttgart, Frankfurt und München eingebracht hatten. Wie es mit Systematics jetzt weitergeht, war bis Redaktionsschluß nicht zu erfahren. (du/sic)

Absturz ins Bodenlose: Seit 1995 gingen die Umsatzerlöse von Systematics um die Hälfte zurück. Jetzt folgt das Aus. Quelle: Systematics, Hamburg

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