RIM: Der Blackberry kommt an

09.12.2004
RIM, Erfinder der E-Mail-Push-Lösung Blackberry, konnte die Zahl seiner Kunden innerhalb von zehn Monaten verdoppeln. In Zukunft werden auch Partner stärker an der Erfolgsgeschichte des kanadischen Unternehmens partizipieren können. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen

Der mobile E-Mail-Client Blackberry geht ab wie eine Rakete: In nur zehn Monaten verdoppelte sich die Zahl der Nutzer von einer auf zwei Millionen. Für die erste Million hatte der Blackberry-Erfinder RIM (Research In Motion) fünf Jahre gebraucht. Als einer der Ersten hatte das Unternehmen eine Lösung auf den Markt gebracht, die E-Mails vom Firmenserver direkt auf ein mobiles Endgerät bringt, ohne dass der Anwender diese explizit abrufen muss. Dieser so genannte "E-Mail Push" funktioniert mit der Groupware von IBM, Microsoft und Novell. Als Mittler dient der "Blackberry Enterprise Server", der hinter der Firewall im Unternehmen installiert wird. Für die Sicherheit sorgt eine 3-DES-Verschlüsselung der Daten.

Anthony LeBlanc, Vice President des kanadischen Unternehmens, sieht die steigende Nachfrage für die Blackberry-Lösung vor allem als Folge eines Multiplikator-Effekts: Rund 1,6 Millionen Anwender sind in USA und Kanada unterwegs, die meisten anderen tummeln sich in Großbritannien. Dafür, dass dies bald anders wird, tut RIM eine Menge. Vor allem in der Kooperation mit den Mobilfunk-Netzbetreibern sieht LeBlanc eine große Chance. Beim Beziehungsaufbau kann RIM gute Erfolge vorweisen: Mit über 70 Netzbetreibern hat das Unternehmen Verträge, laufend kommen neue hinzu, die meisten davon in Asien.

In Deutschland sind mittlerweile alle vier Anbieter im Blackberry-Boot. T-Mobile und O2 vertreiben die Lösung schon seit zwei Jahren, Vodafone kam 2003 dazu, E-Plus 2004.

Handyhersteller sind weitere Partner der Kanadier. Für Letztere hat RIM zwei Lizenzprogramme aufgelegt. "Blackberry Connect" erlaubt es den Telefonproduzenten, sichere E-Mail-Push-Dienste über ihre Endgeräte anzubieten. Nutzer des im August 2004 ins Leben gerufenen "Blackberry Built-in"-Programms können weitere Applikationen wie zum Beispiel Kalender- und Browser-Funktionen integrieren. Das Highend-Handy Siemens "SK 65" ist das erste Gerät, das auf dieser Plattform basiert.

Auch Softwarehersteller wie SAP, Peoplesoft oder Salesforce. com nutzen den Blackberry als Frontend für ihre Applikationen. Dank Java-basiertem Betriebssystem sei die Integration solcher Lösung so einfach, dass viele Anwender zu Entwicklern würden, sagt LeBlanc. "Es gibt Applikationen für den Blackberry, von denen wir gar nichts mitbekommen haben."

Diese Öffnung ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass der Erfolg von RIM dauerhaft ist. Hersteller wie Consilient, Smartner, Space2go, aber auch Microsoft sind den Kanadiern schon längst auf den Fersen. LeBlanc sieht das gelassen: "Wir konzentrieren uns nicht sehr auf den Wettbewerb." Stattdessen setze man auf Kooperation, wie zum Beispiel mit dem Mobile-

Middleware-Anbieter Extended Systems. Das deutsche Unternehmen hatte vor kurzem die Integration der Blackberry-Techno- logie in seine "One Bridge"-Plattform angekündigt. Sie erlaubt es, Applikationen über die verschiedensten mobilen Endgeräte zur Verfügung zu stellen. Trotz wachsender Zahl von Fremdgeräten und weiterer Lizenz- und Softwareaktivitäten sieht LeBlanc das Geschäft mit den eigenen Handsets nicht gefährdet: "Durch Lizenzen gewinnen wir neue Kunden, die wir mit unseren Geräten nicht erreichen können."

LeBlanc widerspricht dem Eindruck, RIM wolle sich zum reinen Software- und Lizenzanbieter hin entwickeln: "Wir bleiben ein Hardwarehersteller." Tatsächlich haben die Kanadier in den vergangenen Monaten ihre Produktlinie erheblich erweitert und modernisiert. War bisher eine blaue Gehäuseschale die einzige Alternative zum schwarzen "Urmodell", so versteckt sich der "7100v", der neueste Spross der E-Mail-Handheld-Familie, in einem silbernen Gehäuse und erinnert mehr an ein Mobiltelefon.

Bei dem Gerät hat der Hersteller auf eine vollständige Qwertz-Tastatur verzichtet. Doppelt statt bisher dreifach belegte Tasten und ein "Sure Type" genanntes Verfahren sollen das Tippen erleichtern,

Im nächsten Schritt will RIM ein Gerät mit VoIP und E-Mail-Push über WLAN anbieten. LeBlanc sieht dafür großes Potenzial. UMTS-fähigen Geräten erteilt er vorerst eine Absage: "Für alles, was man mit dem Blackberry machen will, ist GPRS vollkommen ausreichend."

Meinung des Redakteurs

Mit zwei Millionen Nutzern hat Research In Motion (RIM) das Marktpotenzial für mobile E-Mail-Lösungen noch nicht ausgeschöpft. Trotz härter werdendem Wettbewerb stehen dem Unternehmen deshalb noch viele Jahre mit hohem Wachstum bevor. Mit der Einführung des WLAN-Blackberrys werden Systemintegratoren und Dienstleister davon mehr profitieren, als dies beim bisherigen Geschäft der Fall war, das ausschließlich über Carrier abgewickelt wurde.

Zur Startseite