Rollei erfindet sich neu

07.02.2006

Von Ulrike Goressen

2006 soll das Jahr von Rollei werden, genauer gesagt, der neuen Rollei GmbH. Denn der traditionsreiche Kamerahersteller hat sich komplett umgekrempelt, entkrustet, neu erfunden.

Anfang des Jahres verlegte die Rollei GmbH ihren Sitz von Braunschweig nach Berlin. Auch der Produktfokus veränderte sich komplett. Statt analoger Business-Produkte bietet das Unternehmen digitale Unterhaltungselektronik an. Das Produktport-folio umfasst Digitalkameras, MP3-Player, MPEG4-Player, Beamer und rechtzeitig zur CeBIT mit der Mediabox MC1 ein digitales Media Center, das mit seiner multifunktionalen Ausrichtung den Anforderungen der digitalen Bild- und Tonverarbeitung gerecht werden soll.

Es gibt natürlich immer noch die traditionellen analogen Profi-Kameras und -Objektive unter der Marke Rollei. Sie werden von der Braunschweiger Franke & Heidecke GmbH produziert und vertrieben. Die neue Rollei GmbH in Berlin hat sich jedoch konsequent auf "Personal Digital Entertainment" Produkte fokussiert (mehr dazu siehe Kasten).

Lenker dieser Umstrukturierung ist Oliver Fix. Der promovierte Kaufmann verfügt über zehn Jahre Vertriebs- und Marketingerfahrung bei Canon und wurde im Februar 2004 von den Eigentümern der Rollei GmbH (einer dänischen Investorengruppe) an Bord geholt, um das Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen. Den notwendigen Veränderungen fielen nicht nur das Produktportfolio zum Opfer, sondern auch das Management bis in die zweite Reihe, langjährige Distributions- sowie Handelsvertretungsverträge.

Wie auch manch anderer traditionsreicher Kamerahersteller hatte sich Rollei lange auf den Lorbeeren für hochwertige, analoge Profikameras ausgeruht. Viel zu spät war das Unternehmen halbherzig in den Markt der Digitalkameras eingestiegen. Die angebotenen Produkte hießen wohl Rollei, aber die Qualität war namenlos. Der Markt strafte dieses demonstrative Desinteresse mit Kaufverweigerung. Doch bei Rollei verschloss man die Augen.

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Über Jahre hinweg fuhr das Unternehmen tiefrote Zahlen ein.

Das soll nun anders werden. In kleinen Schritten will die abgespeckte Firma ihre Zukunft im Reich der digitalen Unterhaltungselektronik suchen. Und zwar mit eigenen Key Accounts im Haus, neuen Vertriebspartnern und wettbewerbsfähigen Margen. Je nach Beratungsbedarf liegt die Handelsspanne deutlich im zweistelligen Bereich.

Neben großen Foto-Fachhändlern wie Sauter oder Koch, Fotoketten wie Ringfoto und Europafoto sowie Flächenmärkten wie Saturn und Media Markt will das 25-Mann-Unternehmen verstärkt CE-Händler ansprechen.

"Nur mit Kameras hatten wir früher kaum Chancen bei den Verbundgruppen Electronic Partner, Euronics oder Expert", berichtet Fix. "Jetzt bieten wir den Händlern ein komplettes Produktsortiment mit mindestens zwei, drei Produkten zur Auswahl."

Und alle diese Produkte basieren auf der gleichen Technologieplattform, sodass sie trotz unterschiedlicher Funktionsschwerpunkte miteinander kommuni- zieren können. Für Fix ist das konsequente Konvergenz.

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