RosettaNet bei Magirus

04.03.2005
EDI war bis vor zwei Jahren der Standard für elektronischen Datenaustausch schlechthin. Mittlerweile hat sich auch die XML-Spezifikation "RosettaNet" in diesem Segment durchgesetzt. Das Integrationsprojekt der TTO GmbH bei Magirus belegt dies eindrucksvoll.

Von Dr. Ronald Wiltscheck

Bereits seit 1999 werkelt der Geschäftsprozess-Integrationsserver "TradeXpress" von Illicom bei Magirus. Diese Software steuert den Austausch von Geschäftsdaten zwischen dem Value Added Distributor und seinen Lieferanten, wie etwa Hewlett-Packard. Bisher basierte dieses System auf dem Edifact-Standard, der für einen Batch-orientierten (Stapelabverbeitung) Austausch von Bestell- und Lieferdaten auf elektronischem Weg sorgt. Hard- und Software bei IBM bestellte Magirus bis vor kurzem auf einem anderen Weg; dafür waren viele manuelle Schritte vonnöten. Deshalb gestaltete sich dieser Prozess oft sehr aufwändig. "Zum Teil war sogar eine doppelte Erfassung des Auftrags erforderlich - in die VAD-interne Anwendung und in das Internet-Formular von IBM.

Nun ist aber der XML-Standard "RosettaNet" (siehe Kasten: Was ist eigentlich RosettaNet) so weit genormt und verbreitet, dass Magirus sich zu dem Schritt entschloss, es einzusetzen und es vor allem für den elektronischen Geschäftsverkehr mit IBM zu nutzen. Mit der Aufgabe, die Software zum Verarbeiten der RosettaNet-Prozessse zu implemen- tieren, wurde die TTO Tangram TeleOffice GmbH, beauftragt. Der Partner von Illicom vertreibt dessen TradeXpress-Software und betreut die damit zu realisierenden Integrationsprojekte; in diesem Fall auch den bei Magirus.

Verzögerung durch unklare Zuständigkeiten

Die damit einhergehenden Verhandlungen zwischen dem Kunden und TTO dauerten insgesamt nur zwei Monate. Man ist sich relativ rasch einig geworden über dem Umfang der zu realisierenden Funktionen für die elektronische Einbindung der IBM-Bestellformulare. Die anschließende Anpassung des Integrationsservers und dessen Rollout bei Magirus nahmen aber mehr Zeit in Anspruch als vorgesehen. "Die Abstimmung mit IBM als dem Business-Partner von Magirus gestaltete sich viel komplizierter als bei vergleichbaren Projekten. Das lag zum einen an den undefinierten Zuständigkeiten innerhalb der großen IBM-Organisation sowie an der Vielzahl von beteiligten Personen und zum anderen an den weltweit verteilten Verantwortlichen, die sich erst über Zeitzonen hinweg verständigen mussten", erinnert sich Gert Betz, Projektleiter bei TTO. Erst nachdem die Zuständigkeiten geklärt waren, konnte es mit der eigentlichen Arbeit losgehen. Aus diesem Grund hat sich das Projekt in die Länge gezogen und dauerte insgesamt 16 Monate.

Für die Anpassung der TradeXpress-Software an den RosettaNet-Standard brauchte TTO selbst gerade mal 20 Arbeitstage, die im eigenen Haus oder beim Kunden vor Ort anfielen. Das ist relativ wenig, wenn man bedenkt, dass der RosettaNet-basierende XML-Datenaustauschserver dialogorientiert arbeitet und nicht etwa nur stur Stapel für Stapel seine Aufgaben erledigt, wie das HP-System, das auf dem EDI-Nachrichtenformat Edifact (Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport) basiert und schon etwas in die Jahre gekommen ist.

Für diese Entwicklungsarbeiten stellte TTO dem Kunden rund 24.000 Euro in Rechnung. Hinzu kamen noch Softwarelizenzkosten in Höhe von etwa 16.000 Euro.

Bestellung verkürzt

Diese Investitionen des Distributors dürften sich aber relativ rasch ausgezahlt haben, denn mit der neuen XML-basierenden Lösung sanken die Kosten pro Bestellung um etwa 60 Prozent. Und vorher dauerte es ganze vier Tage, bis ein Bestellprozess komplett abgeschlossen werden konnte; mit RosettaNet ist es heute nach nur wenigen Stunden erledigt. Für Magirus entfällt gleichzeitig die doppelte Eingabe der Bestelldaten (in das eigene System und in das Internet-basierende Formular von IBM). Alle Meldungen über den aktuellen Status einer jeden Bestellung landen automatisch im System des VADs und werden dort sogleich weiterverarbeitet. Das Ganze wird von der entsprechend angepassten TradeXpress überwacht. Der neue Business-Prozess-Manager sorgt dafür, dass jede Bestellung korrekt erfasst, bestätigt und weitergeleitet sowie in das IBM-System exportiert wird.

Mit der Installation der neuen Software wurde auch die Anschaffung von zusätzlicher Hardware nötig. Diese besorgte sich Magirus in Eigenregie von IBM; der neue Server arbeitet mit dem Betriebssystem AIX 5L 5.1.

Für den Integrationsserver leistet TTO einen so genannten "First-Line-Support" bei Magirus. Dieser umfasst alle Wartungsarbeiten an TradeXpress, ferner die regelmäßige Durchführung von Updates, Hotline-Service und wenn nötig auch Unterstützung vor Ort.

Auch die Schulung des Magirus-Personals oblag TTO. So wurden die in die Bestellprozesse involvierten Mitarbeiter des VADs während der Implementierung sowohl in die neuen Funktionen des Integrationsservers als auch in die RosettaNet-Abläufe eingewiesen.

Mit dem Projekt bei Magirus hat TTO seine Fähigkeiten als Integrationsspezialist erfolgreich unter Beweis gestellt. So planen beide Geschäftspartner, weitere Prozesse in das RosettaNet-System zu integrieren. Für TTO war Magirus der erste Kunde aus der Handelsbranche, der XML-Technologien in so breitem Rahmen einsetzt. So sollen Bestellungen bei Hewlett-Packard künftig auch unter Nutzung von RosettaNet durchgeführt werden. Somit steht auch schon das Nachfolgeprojekt fest.

Zur Startseite