Rosige Aussichten

09.01.2003

2003 wird das Jahr des Open Source!

Hierfür sprechen einige Gründe: Ende des vergangenen Jahres tauchte "plötzlich" eine von Microsoft gesponserte IDC-Studie auf, der zufolge Windows billiger wäre als Linux - was die Gesamtkosten betrifft, also Anschaffung, Wartung und Weiterentwicklung. Gleichzeitig prognostizierten Marktforscher der Meta Group, dass die Redmonder bereits im nächsten Jahr erste Serverprodukte für das Open-Source-Betriebssystem anbieten würden. Dies hat Microsoft zwar umgehend dementiert, doch muss man dem Glauben schenken?

Linux ist seit drei Jahren ein ernst zu nehmendes Betriebssystem; Vorhersagen, dass bereits 2007 jeder zweite Server auf dieser Plattform basieren wird, könnten sich bewahrheiten. Schon heute läuft ein Viertel aller Server unter Linux. Große Softwareanbieter wie Sun, Oracle, SAP, IBM, HP und Computer Associates unterstützen mehr (IBM) oder weniger (Sun) das erst zwölf Jahre alte Betriebssystem. So wird auch Microsoft nicht umhin kommen, Produkte für diese Serverplattform anzubieten. Es ist ja nicht so, dass Linux derzeit auf Kosten von Windows auf Serverseite wachsen würde, vielmehr verlieren arrivierte Anbieter wie Sun (Solaris), IBM (AIX) und HP (HP-UX, Tru64) signifikant Marktanteile im Unix-Umfeld. Hier läge es also für Microsoft nahe, diesen Mitspielern elegant eins auszuwischen und eigene Software für das Open-Source-Betriebssystem anzubieten. Exchange unter Linux ist ja kein Widerspruch in sich.

Anders sieht es hingegen auf dem Desktop aus. Bis Linux hier eine Rolle spielen wird, dürfte noch viel Zeit vergehen. Mit Windows besitzt Microsoft noch einen riesigen Vorsprung, und diesen wird die Company mit allen Mitteln verteidigen. Immerhin hat dies schon bei OS/2 und Mac OS sehr gut geklappt. Auch die bedeutendsten Linux-Anbieter hier zu Lande, Suse und Red Hat, haben vor allem den Server im Visier, der Desktop spielt für sie notgedrungen nur eine untergeordnete Rolle (siehe Interview mit dem neuen Suse-Chef auf den Seiten 12 und 13).

Im Serverbereich läuft dagegen alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Windows (oder Dotnet) und Linux hinaus. Wer komplett auf die Microsoft-Plattform setzt und aus Redmond auch die betriebswirtschaftlichen Standardanwendungen beziehen möchte, hat keinen Grund, auf Linux umzusteigen. Wer hingegen neben Windows auch einen Solaris-Server sein Eigen nennt und eine AS/400-Maschine besitzt, der sollte sich mal mit dem Thema Konsolidierung auseinander setzen. Zugegeben: Gleich alle Serverplattformen und -anwendungen auf Linux zu portieren, wäre ein gewagtes Unterfangen, aber man kann dies auch Schritt für Schritt tun.

Für Dienstleister mit Portierungs- und Integrationserfahrung tun sich hier neue Geschäftsfelder auf. Denn auch in diesem Jahr ist nicht damit zu rechnen, dass Kunden plötzlich Geld für Neuanschaffungen locker machen. Vielmehr werden sie versuchen, ihre laufenden IT-Kosten noch weiter zu senken. Konsolidierung ist ein Aspekt, Einsparungen von Lizenzkosten ein weiterer. Gleichzeitig sind bei diesen mittelständischen Kunden nur in den seltensten Fällen ausgewiesene Unix-Kenntnisse vorhanden. Zurecht erwarten sie daher kompetente Unterstützung seitens ihrer Lieferanten, und das sind zumeist Vertriebspartner der größeren oder kleineren Hard- und Softwareanbieter.

Wer also als Dienstleister in diesem schwierigen Jahr 2003 erfolgreich sein will, kommt am Thema Open Source nicht vorbei. Die Fokussierung auf Windows und Dotnet reicht nicht mehr.

Ronald Wiltscheck

rwiltscheck@computerpartner.de

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