Rote Karte für Fujitsu-Siemens-Vorstände Hoffmann und Hoog

30.03.2000
Völlig überraschend haben die Fujitsu-Siemens-Gesellschafter ihr Führungsduo entlassen. Eine Strafaktion für eine Fülle von Fehlern.

Mit dieser Nachricht hatte wohl kaum ein Teilnehmer des Europäischen Management-Meetings von Fujitsu Siemens Computers (FSC) am Freitag, dem 24. März, in München gerechnet. Die FSC-Aufsichtsräte Rudi Lamprecht und Tetsuo Urano teilten den verdutzten Managern mit, dass die beiden FSC-Vorstände Winfried Hoffmann und Robert Hoog mit sofortiger Wirkung abgelöst worden seien. Ein neuer Chef werde gesucht, bis dahin übernehme Urano die Leitung des Unternehmens.

Nach ComputerPartner-Informationen waren nicht nur die Teilnehmer des Meetings überrascht von dieser Nachricht; auch die Betroffenen selbst sollen von ihrer Entlassung überrumpelt worden sein. Der Grund für die Ablösung des Führungsduos lag nach Angaben von Unternehmenskennern zum einen in den "miserablen Zahlen". Statt des erwarteten ausgeglichenen Ergebnisses soll Hoffman in den ersten sechs Monaten nach der Zusammenlegung einen Verlust von 70 bis 80 Millionen Euro eingefahren haben. Noch Ende Februar hatte Hoffmann in Presseerklärungen verkündet, dass das Unternehmen "voll im Plan" liege und die Fusion "ohne Probleme" vollzogen worden sei. Das Joint-Venture von Siemens und Fujitsu feierte er sogar als "Muster zukünftiger europäischer Fusionen". Und auch Hoog freute sich vor einem Monat darüber, dass er "jeden erdenklichen Anlass" habe, "sehr zuversichtlich in die Zukunft zu schauen".

Doch nicht diese finanzielle Schieflage allein hat Hoffmann und Hoog das Genick gebrochen. "Hoffmann hat den Bogen einfach überspannt und in der kurzen Zeit zu vielen wichtigen Leuten sowohl bei Siemens als auch bei Fujitsu auf die Füße getreten. Er hat sich selbst überschätzt und die politischen Dinge unterschätzt. Und Hoog, nun gut, der ist halt ein Beamter", sagt ein ehemaliger FSC-Manager.

Für manchen Beobachter und Beteiligten waren die vergangenen sechs Monate bei Fujitsu Siemens der Stoff, aus dem die Romane des amerikanischen Bestsellerautors John Grisham ("Die Firma") geschrieben sind: hochpolitisch, machtgetrieben und von Intrigen geprägt. "Ein tolles Drehbuch für einen Film. Fragt sich nur, wer das Drehbuch geschrieben hat", sagt ein Ex-FSCler. Im Nachhinein, so erklärt er weiter, sieht es so aus, als wenn alles von Anfang an so geplant war. Von wem? "Na von den Chefs eben. Und die heißen Lamprecht und Urano."

Weitere Führungspersonen, die den Stallgeruch von Hoffmann an sich tragen, werden wohl über kurz oder lang ebenfalls von Bord gehen müssen. Nicht dazu zählen soll aber Achim Berg, den Hoffmann noch zu Fujitsu-Zeiten an Bord geholt hat. "Berg geht eher von sich aus", meint ein Branchenbeobachter. "Der ist noch jung und muss Erfolge vorweisen. Das wird in den kommenden zwölf Monaten bei Fujitsu sicher nicht einfach werden."

Eine neue Galionsfigur für den Computerriesen (Halbjahresumsatz: mehr als sieben Milliarden Euro) wird derzeit gesucht. Nicht einfach, jemand Geeigneten zu finden, der sowohl die Autorität, das Renommee, die Branchenkenntnis als auch die Internationalität hat. "Eigentlich kann ich mir nur eine Person vorstellen, die dafür ideal geeignet ist", meint ein Branchenkenner: "Den ehemaligen Compaq-CEO Eckhardt Pfeiffer." (sic)

www.fujitsu-siemens.de

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