RÜCKBLICK AUF 2000:

14.12.2000

Eine beruhigende Feststellung gleich zu Beginn: Außergewöhnliche oder gar besorgniserregende Ereignisse gab es aus dem Memory-Markt glücklicherweise nicht zu vermelden! Eigentlich lief das aktuelle Jahr so ab, wie meistens zuvor auch: Es gab eine allgemeine Abwärtstendenz der Preise in den wichtigsten Chipsegmenten (SDRAM, EDO/FPM) zu beobachten, die immer wieder unterbrochen wurde durch - in diesem Jahre eher kurzfristige - Phasen steigender Chip-Preise.

Auch in diesem Jahr konnte eine Verdopplung der durchschnittlich nachgefragten Speicherkapazität bei Erweiterungen (von 64 MB auf 128 MB) festgestellt werden. Dieses ungeschriebene Gesetz hat also nach wie vor seine Gültigkeit, und man fragt sich, wann es denn einmal durchbrochen wird. Für 2001 ist demzufolge von einer durchschnittlichen nachgefragten Speicherkapazität von 256 MB auszugehen.

Für die zum Teil rapide sinkenden DRAM-Preisbewegungen im Laufe der zweiten Jahreshälfte wurden eine Reihe von Erklärungen herangezogen, die im Kern nichts anderes widerspiegelten als die Feststellung, dass DRAM-Angebot und -Nachfrage in zum Teil krassem Missverhältnis zueinander standen. Immer dann, wenn langfristig disponiert werden muss (insofern unterscheidet sich die Funktionsweise des DRAM-Marktes kaum von der des Aktienmarktes), spielen die Erwartungen der Marktteilnehmer eine wichtige Rolle. Nach den überaus positiven Wachstumszahlen aus den ersten beiden Quartalen veranlassten düstere Prognosen über mögliche Knappheiten in den letzten beiden Quartalen viele Disponenten dazu, verstärkt Bestellungen für das Jahresendgeschäft zu tätigen.

Fundamentale Gründe für die Knappheitsvermutungen gab es im Grunde genommen nicht. Die Produktionsanlagen der DRAM-Produzenten liefen auf Hochtouren, und der schleppende PC-Absatz sorgte sehr bald für die Bildung von Überkapazitäten auf Seiten der Chip-Hersteller. Die Nachwirkungen hiervon sind heute noch zu spüren: 64-Mbit-SDRAMs werden mittlerweile zu Preisen um die Drei-Dollar-Marke herum angeboten. Ein Preisbereich, der sich bereits unterhalb des tatsächlichen Produktionskosten-Niveaus bewegt und vielen Chip-Herstellern schwer im Magen liegen dürfte.

Bei den DRAM-Herstellern wird die Notwendigkeit immer deutlicher, durch gezielte Kooperationen oder gar durch Zusammenlegung der DRAM-Produktionseinheiten mit anderen Herstellern die Voraussetzungen für weiteres Wachstum in dieser hartumkämpften Branche zu schaffen. Beispielsweise haben NEC und Hitachi angekündigt, ihr Geschäft mit DRAM-Chips vollständig in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammenzulegen. Samsung und Hyundai gehören jetzt zu den wenigen Unternehmen, die ohne das Eingehen auf strategische Partnerschaften auskommen wollen.

Was wird 2001 für den Speichermarkt ringen? Ob Direct-Rambus-Module (RIMMs) sich im kommenden Jahr durchsetzen werden, hängt im wesentlichen Maße davon ab, wie schnell sich die Preise für RIMMs an die von den Abnehmern akzeptierten Marktniveaus anpassen können. Noch gibt es überhaupt keinen Anlass, Direct Rambus womöglich als ein gescheitertes Projekt abzuschreiben.

Vieles wird auch davon abhängen, inwieweit sich die neuen Pentium-4-Mainboards in den beiden ersten Quartalen 2001 durchsetzen können. Die Einführung von DDR-SDRAM-Modulen als evolutionäre Speichertechnologie ist mit hohen Erwartungen verbunden. Sofern nicht unvorhersehbare Ereignisse eintreten, können diese Erwartungen mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllt werden. Der Einsatz von DDR-SDRAM-Modulen setzt nur geringfügige Veränderungen im Mainboard-Design voraus.

In 2001 könnten mit DDR-SDRAMs bestückte DIMMs sich zumindest im Standard-PC-Bereich als die am häufigsten eingesetzten Speichertypen erweisen. Die Frage, ob in naher Zukunft mit drastischen DRAM-Preiserhöhungen zu rechnen ist, lässt sich grundsätzlich nicht beantworten. Sollte die Nachfrage die vorausgesagten Dimensionen übertreffen, dann wird durchaus mit ernsthaften Knappheiten zu rechnen sein. Nach den Gesetzen des Marktes würde diese Konstellation zu Preisexplosionen nach oben führen. Da aber genau dieses Verhalten von Angebot und Nachfrage absolut nicht vorhersehbar ist, setzt sich auch hier wieder einmal die Erkenntnis durch: Was morgen passiert, kann nur übermorgen rückblickend festgestellt werden. Die latente Unsicherheit des Marktes wird auch im kommenden Jahr für so manche Überraschung sorgen.

George Linardatos, Transcend Information

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