Rückschau und Ausblick:

21.09.2000

Das Herbstgeschäft steht vor der Tür, und der Markt für Memory-Chips kommt ein wenig in Bewegung. Anlass genug, ein wenig in die Vergangenheit zu blicken, um vor diesem Hintergrund eine Prognose für die kommenden Wochen und Monate abzugeben. Der Markt für DRAM-Speichererweiterungen lässt sich für den Zeitraum 1992 bis 2003 grob in drei Phasen einteilen:

Boom-Phase (1992-1995): Die Einführung von Windows 3.0 hatte eine verstärkte Nachfrage nach Arbeitsspeichererweiterungen zur Folge (jährliche Wachstumsrate: 62 Prozent). Aber auch auf der Angebotsseite führten Technologieänderungen (Übergang von 6-Inch- auf 8-Inch-Wafer) sowie Kapazitätsengpässe (zum Beispiel 4Mx4-FPM-Chips in Q4/96) zu eingeschränkten Verfügbarkeiten, mit der Folge eines stetig steigenden DRAM-Preisniveaus.

Überangebot (1996-1998): Höhere Produktionsmengen seitens der DRAM-Hersteller sowie drastische Verkleinerungen der Die-Größen ("Die-Shrinks") hatten einen tiefen Preisrutsch zur Folge (98 Prozent von 1996 bis 1998). Die ersten Spieler mussten sich wegen der hohen Verluste vom Markt verabschieden. Die DRAM-Hersteller schränkten ihre geplanten Erweiterungsinvestitionen stark ein und ergriffen geeignete Maßnahmen zur Kontrolle des Produktionsmengen.

Kontrolliertes Wachstum (1999-2003): Da die Entwicklung der DRAM-Preise sehr stark mit dem Verhalten der Angebotsseite korreliert, lassen insbesondere drei Entwicklungen die Annahme zu, dass es in dieser Phase zu einem begrenzten Wachstum des DRAM-Marktes kommen wird.

a) Schrumpfender DRAM-Herstellerkreis

Von ehemals 20 DRAM-Herstellern Anfang der achtziger Jahre sind mittlerweile nur noch acht nennenswerte DRAM-Produzenten übrig geblieben. Vier dieser Produzenten agieren nach wie vor als unabhängige Teilnehmer auf dem Markt (Micron, Samsung, Hyundai, NEC), während die restlichen Hersteller mittels Allianzen versuchen, ihre Marktanteile auszubauen (Toshiba/Fujitsu/Winbond, Infineon/Promos, Mitsubishi/Powerchip/Vanguard, IBM/Nanya). Diese Allianzen führen zu besser abgestimmten Kapazitätsplanungen und folglich zu einem stabileren DRAM-Angebotsverhalten. Auffällig ist der wachsende Marktanteil der taiwanischen DRAM-Produzenten (Winbond, Nanya, Promos, Powerchip, Vanguard), die Marktbeobachtern zurfolge mittlerweile einen höheren und konsolidierten Marktanteil aufweisen als die japanischen Chipanbieter.

b) Keine nennenswerten neuen Fertigungsstätten

Während im Laufe des Jahres 1996 insgesamt zehn neue Fertigungsstätten errichten wurden, werden es in diesem Jahr nicht mehr als zwei neue Fabriken sein. Der Übergang von 8-Inch- auf 12-Inch-Fertigungsstraßen (geplant für 2003) stellt einen Grund für den zögerlichen Expansionsdrang dar.

c) Die-Shrink

Der Übergang von der 0,2- auf die 0,18-Mikron-Prozesstechnologie verlief nicht ohne technische Probleme. Engpässe in der Verfügbarkeit von wichtigen Produktionsbestandteilen (Deep-UV-Stepper und -Scanner) werden sich zusätzlich hemmend auf den Ausbau der produzierten DRAM-Bits auswirken.

Fazit: Das kontrollierte Wachstum der DRAM-Angebotsseite wird - unter sonst normalen Bedingungen - stabilere Preisentwicklungen mit moderaten jährlichen Preisrückgängen zwischen 25 und 35 Prozent nach sich ziehen. Kurzfristige Knappheitsphasen werden immer wieder für Lieferengpässe sorgen, während die Verfügbarkeit von DRAMs älterer Technologien (FPM, EDO) nur unter Allokationsbedingungen gewährleistet werden kann.

George Linardatos, Transcend Information

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