Run auf Lowend-Segment trübt Freude über Absatzentwicklung im Servermarkt

12.06.2003
Hohe Zuwachsraten im unteren Preissegment haben dem Servermarkt im ersten Quartal ein schönes Absatzplus beschert. Sowohl weltweit als auch in Europa und Deutschland sind die Umsätze laut Marktforscher IDC dennoch ins Minus gezogen worden.

Der Servermarkt zeigte sich im ersten Quartal laut IDC äußerst konträr: Weltweit stand einem Absatzplus von 11,5 Prozent ein Umsatzminus von 3,5 Prozent auf 10,5 Milliarden Dollar entgegen; in Europa wurden 303.600 Geräte oder 8,9 Prozent mehr als im Vorjahresquartal verkauft, auf der Einnahmenseite kam aber ein Minus von 1,9 Prozent auf 3,03 Milliarden Dollar heraus. In Deutschland wurden 5,1 Prozent mehr Server verkauft, die Quittung war ein Umsatzminus von 2,2 Prozent. Grund für die große Diskrepanz von Absatzplus auf der einen Seite und Umsatzminus auf der anderen ist, dass im Zuge der Konsolidierung der Serverlandschaften viele Unternehmen auf günstigere Rack- und Intel-Systeme umsteigen.

Ein Marktanteil von 27,9 Prozent weltweit, zirka 40 Prozent in Europa und 28,2 Prozent in Deutschland machten im ersten Quartal 2003 wieder Hewlett-Packard (HP) zum absoluten Servermarkt-König - dies aber nur nach Stückzahlen. Denn die starke Abhängigkeit von Intel-basierenden Systemen aus dem unteren Preissegment forderte nun mal seinen Preis. Umsatzeinbußen von 11,7 Prozent weltweit, 14,5 Prozent in Westeuropa und 21,3 Prozent in Deutschland sprechen für sich. Weltweit durfte sich die Fiorina-Company laut Marktforscher IDC mit 2,94 Milliarden Dollar zwar auch noch die Umsatzkrone aufsetzen, nicht so jedoch in Europa und Deutschland. Denn hier hat der einstige Branchenprimus IBM weiter die Nase vorn. "Viele ehemalige Sun- und HP-Partner kommen jetzt zu uns. Denn was die Kunden derzeit vor allem bewegt, ist die Konsolidierung ihrer Serverlandschaften. Und dafür braucht es nicht nur ein möglichst großes Spekt-rum an Hardware, sondern auch die nötige Software, wie wir sie bieten", freut sich Susan M. Whitney, die als General-Manager IBM E-Server X-Series das Geschäft mit Intel-Servern und Workstations verantwortet.

Vor allem in Europa baue IBM für das Lösungsgeschäft sehr stark auf Partnerschaften im Channel. Die Strategie scheint aber nicht überall gleich angekommen zu sein. Denn während Big Blue beim Umsatz in Europa um 13,3 Prozent zulegen konnte, waren es in Deutschland 8,5 Prozent weniger als im Vorjahr. IBMs Geheimwaffe sind laut Whitney Blade-Server, denen Intel Wachstumsraten von 130 Prozent voraussagt. Derzeit haben sie aber nur einen Marktanteil von zirka ein Prozent.

Auch bei den anderen der Top Five im Servermarkt zeigen sich in Deutschland und Europa zum Teil gravierende Unterschiede. So sind die Erlöse von Sun Microsys-tems in Deutschland um 38,2 Prozent gestiegen, in Europa hingegen um 8,1 Prozent eingebrochen. Marketingdirektor Martin Häring erklärt dies damit, dass in Deutschland vor anderthalb Jahren eine Mittelstandsoffensive gestartet wurde, die in anderen Ländern Europas noch nicht oder erst jetzt langsam ins Rollen kommt. Ein Mitbewerber sieht den starken Umsatzzuwachs von Sun Deutschland hingegen eher im Licht einer "Underperformance" im Jahr davor.

Fujitsu Siemens (FSC) belegte mit einem Absatzplus von fast 39 Prozent und einem Marktanteil von 25,1 Prozent Platz zwei in Deutschland. Auf der Umsatzseite kam jedoch nur ein äußerst dünnes Plus von 0,2 Prozent heraus. Nach Aussagen einer Unternehmenssprecherin ist im Zuge der Konsolidierung auch im Großkunden-Segment die Nachfrage nach Intel- und Rack-Servern sehr stark gestiegen. FSC zufolge sei es gelungen, den Absatz von 1- und 2-Wege-Rack-Systemen im vergangenen Jahr verdreifacht zu haben.

Direktanbieter Dell, der mit Rack- und Tower-Servern ausschließlich das untere Segment bedient, konnte dem Preisdruck durch hohe Stückzahlen kräftig entgegenwirken und stach damit sowohl in Europa als auch in Deutschland so manchen Konkurrenten aus. 25,3 Prozent mehr Umsatz bei einem Absatzplus von 45 Prozent in Deutschland sind kein schlechter Schnitt. Bei den Umsätzen bleibt Dell aber in Deutschland weiter deutlich hinter IBM, FSC, Sun und HP zurück. Wenn es nicht nach Umsätzen, sondern rein nach Verkaufszahlen geht, würde Sun aus dem Reigen der Top Five in Deutschland herausfallen und müsste stattdessen dem Marler Anbieter Maxdata Platz machen, der es wieder einmal auf einen Marktanteil von 5,5 Prozent gebracht hat.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung

Der starke Run auf Intel- und Rack-Server zeigt, dass die Unternehmen, große wie kleinere, derzeit bemüht sind, mit relativ billigen Mitteln ihre Hard- und Software zu betreiben. Dass dabei die Daten eher mehr werden, kann die Serveranbieter nur freuen. Und deren lokale Partner. Denn sie sind es, die die meisten Server installieren. So wie er sich entwickelt, bietet der Markt ihnen offenbar gute Chancen. (kh)

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