Sächsischer Distributor lässt sich vom Börsengang nicht aus der Ruhe bringen

25.06.1998

TAUCHA: Mit gleich zwei Anlässen hat der ostdeutsche Distributor SHL GmbH seine Fachhändler vergangene Woche in die sächsische Kleinstadt Taucha bei Leipzig gelockt: Zum einen stand der zweite Händlertag auf dem Programm. Zum anderen konnte nach getaner Arbeit auf dem Richtfest der neuen Europa-Zentrale zünftig gefeiert werden.Die Voraussetzungen waren denkbar schlecht: Es war ein Montag, bei der Fußball-WM in Frankreich trat Deutschland gegen die USA an und in Soest bei Actebis fand eine "Gegenveranstaltung" statt. Wer aber dennoch den Weg ins sächsische Taucha fand, wurde dort gleich doppelt entschädigt: Neben dem zweiten Fachhändlertag wurde am Nachmittag auf der Baustelle der zukünftigen SHL-Europa-Zentrale ein zünftiges Richtfest gefeiert.

Immerhin 110 Händler aus dem gesamten Bundesgebiet nutzten trotz des etwas unglücklichen Zeitpunktes die Chance, sich über Neuigkeiten ihres Distributors zu informieren. Und davon gab es jede Menge: Nachdem die Umwandlung der Soft- & Hardware Lindemeyer GmbH in die Lintec Computer AG und der damit verbundene Börsengang aufgrund von steuerrechtlichen Problemen immer wieder verschoben werden mußte, scheinen nun alle Hindernisse aus dem Weg geräumt: Noch vor der Sommerpause soll nun die Börsenzulassung beantragt werden. Der Emissionstermin wurde für den September 1998 anberaumt.

Das Kapital, das die Noch-SHL aus dem Börsengang ziehen will, soll in erster Linie für die Eröffnung weiterer Niederlassungen genutzt werden. "Wir möchten gerne noch eine weitere Geschäftsstelle in Deutschland und eine Niederlassung in Kiew ins Leben rufen", erklärte Ulrich Franz, der als künftiger Vorstand die Auslandsniederlassungen der Ostdeutschen leitet. Schon abgesegnet beziehungsweise bereits aktiv sind neue Geschäftsstellen in Nürnberg, Brest und Gomel (beide Weißrußland) sowie Ostrava in Tschechien.

PC-Produktion bald Hauptumsatzträger

Interessantes wußte auch Vertriebschef Uwe Werner zu berichten. Dabei hob er vor allem einige neue Distributionsverträge hervor. So können die rund 4.200 Fachhändler, die bei SHL einkaufen, künftig auch Xerox- und Lexmark-Drucker sowie Monitore von Nokia und dem japanischen Hersteller Taxan ordern.

Viel Wert legt SHL nach den Worten Werners auch auf die Erhöhung des Bekanntheitsgrades der eigenen PC-Linie Lintec, die mittlerweile auf sechs Modelle, darunter auch eine Workstation und ein Server, ausgeweitet wurde. Dementsprechend stieg der Anteil der PC-Produktion am Gesamtumsatz des Unternehmens: Während 1996 die Distribution mit einem Umsatzanteil von gut 60 Prozent noch die Nase

vor der PC-Fertigung vorn hatte, wird dieses Verhältnis im nächsten Jahr nach SHL-Schätzungen kippen. Dann wird die PC-Produktion mit 51 und die Distribution mit 49 Prozent am Umsatz beteiligt sein. Die Einnahmen selbst, die ab sofort als Konzern- und damit als Außenumsatz ausgewiesen werden, lagen im vergangenen Jahr bei rund 120 Millionen Mark. In diesem Jahr rechnen die Sachsen mit einer Umsatzerhöhung von 28 Prozent auf 154 Millionen Mark. Das Ergebnis nach Steuern gab SHL-Manager Franz 1997 mit 1,9 Millionen an. Für dieses Jahr sind nach seinen Worten 3,7 Millionen Mark geplant. "Von der Gewinnmarge her liegen wir damit unter den hiesigen Distributoren sehr gut im Rennen", freute sich Franz. Nur noch ein Wettbewerber, so seine Einschätzung, würde hier vor SHL rangieren. Um die Lintec-PCs "auf dem Weg zur Marke" (Werner) zu unterstützen, kündigte der Vertriebschef eine Tastatur und eine Maus mit dem Lintec-Label an. Außerdem arbeite man am Ausbau des eigenen Internet-Auftrittes. So werde es künftig möglich sein, Preislisten downloaden zu können. Und auch in Richtung Systemhaus soll einiges getan werden. "Wir wollen eine Art VIP-Systemhaus initiieren, um damit den Fachhandel bei öffentlichen Ausschreibungen und Projektgeschäften zu unterstützen", so Werner.

VIP-Systemhaus soll Unterstützung bieten

Neben den SHL-Managern versuchten aber auch einige der beteiligten Hersteller, das Interesse der Händler auf ihre Produkte zu lenken. So stellen sich zum Beispiel der Motherboard-Anbieter QDI, der Monitorspezialist Taxan und Longshine, ein Hersteller von Controller- und Netzwerkprodukten, vor. Daneben präsentierte Microsoft-Konkurrent Star Division die neue Version Star Office 5.0 und Teles AG-Mann Jörg Ellmann demonstrierte ein Videokonferenzsystem. Marketier Knut Haake von Xerox konnte sogar mit einer weltweiten Neuankündigung seines Arbeitgebers aufwarten: Xerox stellte die neuen Netzwerkprinter Docuprint N40 und Docuprint N17 vor.

Im Anschluß an den Händlertag gab es dann noch das Richtfest der neuen Europa-Zentrale zu feiern. Außer Unternehmenschef und

-gründer Hans-Dieter Lindemeyer kamen hochrangige Politiker, wie der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer und der Bürgermeister der Stadt Taucha, zu Wort. Neben einem Logistikzentrum wird der Neubau zusätzlich eine Produktionsstätte beherbergen. Künftig können dort bis zu 600 PCs pro Tag hergestellt werden. Im Moment produzieren die Sachsen täglich rund 120 Lintec-PCs. Und sollte der Neubau in kürze aus allen Nähten platzen, haben die Mannen um Lindemeyer hier auch schon vorgesorgt: Eine Option auf Erweiterung, so SHL-Marketier und -Stratege Dirk Heynig, sei bereits vereinbart. (sn)

Rund 200 Gäste, darunter der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer, gaben sich zum Richtfest der neuen Europa-Zentrale in Taucha ein Stelldichein. Bereits im Oktober soll das Domizil der künftigen Lintec Computer AG fertig sein.

18 Hersteller standen auf dem SHL-Händlertag der Fachhändlerschaft, die vorrangig aus dem Osten Deutschlands angereist war,

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