Sage-KHK-Partner beklagenAutorisierungs-Glücksspiel

18.09.2003
Seit 2003 müssen sich Vertriebspartner von Sage KHK online für die Produkte der Frankfurter autorisieren. Doch das neue Prüfungs-Procedere findet bei vielen Händlern keinen Anklang und verursacht zusätzliche Kosten. Der Softwareherstellerverspricht jetzt Abhilfe.

Rien ne va plus: Im Online-Autorisierungsverfahren mit Multiple-Choice-Modus sehen einige Sage-Händler ein reines Roulettespiel. Offiziell beträgt die Durchfallquote 18 Prozent. Doch selbst langjährige Partner des Softwareherstellers rasseln mit Pauken und Trompeten durch die neue Produktautorisierung der Frankfurter. "Wir haben starke Magenschmerzen bei dem derzeitigen Verfahren", berichtet Matthias Heine-vetter, Geschäftsführer bei dem Classic-Line-Partner Computerberatung a&h.

Händler kritisierenharte Prüfungsmodalitäten

Sage KHK hat die Online-Prüfungen für alle Produktlinien in diesem Jahr eingeführt. Im März informierte der Softwarehersteller seine Vertriebspartner über das neue Procedere, und ab Mai seien Prüfungen möglich gewesen.

Die Modalitäten sind hart: 19 von 25 Aufgaben müssen innerhalb von 45 Minuten richtig bewältigt sein.

Dabei wird eine Frage nur dann als richtig beantwortet gewertet, wenn der Prüfling alle möglichen korrekten Antworten im Multiple-Choice-Verfahren markiert. Der Fragenpool zu jedem Modul der einzelnen Produktlinien Classic-, Office-Line und "Hwpwin" enthält 150 Fragen, davon sind den Händlern 50 als Übungsfragen zugänglich. "Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr", betont der für die Online-Autorisierung verantwortliche Sage-Manager Ralf Preusser.

Aber die Nüsse bleiben schwer zu knacken. Vor allem dann, wenn das System Fragen am Bildschirm überschrieben darstellt und diese dadurch nicht zu entziffern sind. "Es handelt sich dabei um fünf Fragen von 1.800", relativiert Preusser. Er sichert aber zu, dass Sage KHK bei bereits abgelegten Prüfungen, die diese Aufgaben enthielten, die Fragen als richtig beantwortet wertet: "Wir wollen unsere Händler qualifizieren, nicht reduzieren."

Dennoch begehrte nun eine Reihe von Sage-Wiederverkäufern gegen das Verfahren auf: "Wir haben konkrete Änderungsvorschläge bei Sage KHK eingereicht", berichtet Heinevetter. Doch nicht alle finden bei dem Softwarehersteller offene Ohren. Fragen nach Zusatzpaketen wie dem Web-Client hält Preusser für berechtigt, auch wenn der Händler dieses Produkt gar nicht verkauft: "Das Know-how ist oft nicht in der wünschenswerten Tiefe da." Händler könnten dann nicht qualifiziert beraten, vom Nutzwert überzeugen und den Kunden zum Kauf bewegen. Auch die vonSage-Partnern als praxisfremd monierten Abfragen nach Tastenkombinationen und Menüpunkten sieht Preusser als notwendig an: "Sie ermöglichen dem Kunden effizientes Arbeiten."

Hersteller reagiert auf Händlerkritik

Doch nicht nur die Prüfungsfragen verursachen bei den Sage-Händlern Magenschmerzen. Für zusätzlichen Ärger im Channel sorgt die räumliche und zeitliche Trennung von Schulung und Prüfung. Die Online-Autorisierung erfolgt nicht am Standort des Händlers, sondern in einem von neun Zentren. "Der Mitarbeiter fällt somit länger aus, und es entstehen zusätzliche Reisekosten", moniert Oliver Richter, Geschäftsführer bei Alpha-Soft Computer Security.

Die Kritik von den Händlern kam bei Sage KHK an. Künftig wollen die Frankfurter Tests im Anschluss an die Schulung ermöglichen und bei einer ausreichenden Zahl von Modulprüfungen auch einen Consultant beim Händler vor Ort stellen. Der ist dann allerdings kostenpflichtig.

Sage erwägt Nachprüfungen bis Ende November

Viel Zeit bleibt den Partnern der Frankfurter dafür jedoch nicht mehr, denn nur noch bis zum22. Oktober 2003 können sie die Produkt-Prüfungen ablegen. Dann will Sage KHK die Autorisierung für das Jahr 2004 abschließen.

Der Vertriebskanal des Software-Herstellers soll dann 450 zertifizierte Partner umfassen. Doch auch bei den Sage-Verantwortlichen bestehen offenbar Zweifel, ob diese Zahl erreicht werden kann. Eine bis Ende November verlängerte Deadline schließt der Sage-Manager Preusser zumindest nicht mehr gänzlich aus: "Das hängt von der Zahl der dann noch ausstehenden Nachprüfungen ab." A bisserl was geht halt immer.

www.sagekhk.de

ComputerPartner-Meinung

Vertriebspartner müssen über ein exzellentes Produkt-Know-how verfügen. Das ist in ihrem Interesse, aber auch in dem des Herstellers. Um einen flächendeckenden Verkauf und Support zu gewährleisten, braucht Sage KHK eine ausreichende Zahl Fachhändler. Die Voraussetzungen, das geforderte Know-how zu erwerben und nachzuweisen, sollten für Händler deshalb so gut wie nur möglich sein. Spätestens im nächsten Autorisierungs-Jahr muss Sage KHK die Kinderkrankheiten des Online-Verfahrens eliminiert haben. (hei)

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