Samsung stellt neue Bildröhren-Technologie vor

20.03.1998

MÜNCHEN: Mit der Vorstellung von nicht weniger als acht CRT- und sieben TFT-Monitoren unterstreicht der koreanische Hersteller Samsung auf der CeBIT sein Engagement im Monitormarkt. Im Mittelpunkt steht dabei eine neuentwickelte Bildröhren-Technologie namens "Dynaflat", die sich durch eine völlig flache Bildschirm-Oberfläche auszeichnet.Wer geglaubt hat, die beginnende Marktöffnung bei TFT-Monitoren würde zu einer technologischen Stagnation bei CRT-Monitoren führen, hat sich geirrt. Daß es nach wie vor Raum für Verbesserungen und Innovationen gibt, demonstriert Samsung mit seiner neuen, flachen "Dynaflat" Bildröhre. Neben der Bildqualität soll nach Angaben der Verantwortlichen auch die Kundenzufriedenheit verbessert werden. Der Grund: Mit einem neuen Vertriebs- und erweiterten Servicekonzept möchte das Unternehmen verlorengegangenen Boden gegenüber Mitbewerbern zurückgewinnen.

CRT-Monitore bestimmen weiterhin den Markt

Wenig Zutrauen zeigt Olaf Lietzau, Vertriebsdirektor Monitore bei der Samsung Electronics Deutschland GmbH in Sulzbach, wenn es um die Prognosen der Marktforscher zum Wachstum des TFT-Marktes geht. "Die Analysten lagen in der Vergangenheit falsch, und auch ihre Erwartungen für 1998/1999 sind viel zu optimistisch." IDC-Zahlen, nach denen bis zum Jahr 2000 TFT-Monitore gut ein Drittel des gesamten Monitormarktes ausmachen, hält er für schlichtweg

illusorisch. Seiner Einschätzung nach wird der Anteil der TFT-Produkte im Jahr 2002/2003 kaum mehr als 20 Prozent betragen.

Seine Skepsis spiegelt sich in der Produktpolitik des Anbieters wieder. Zwar engagiert sich das Unternehmen im TFT-Bereich, der Fokus liegt allerdings weiterhin bei CRT-Monitoren. Daß man sich dieses Engagement auch etwas kosten läßt, beweist die Entwicklung einer neuartigen Bildröhren-Technologie.

Die völlig flache Dynaflat-Bildröhre basiert auf einer 0,25-mm-Infinitiv Flat-Schlitzmaske. Durch neue Glastechnologien konnten Reflexionen vermindert werden, eine dynamische Strahlstromregelung sorgt für eine höhere Lichtausbeute und eine gleichmäßige Helligkeitsverteilung bis in die Bildschirmecken. Ausgerüstet mit der neuen Technologie ist das 17-Zoll-Modell SyncMaster 700IFT, sowie das 19-Zoll-Gerät SyncMaster 900IFT. Die Alternativmodelle 700p plus und 900p verfügen über eine herkömmliche Bildröhren-Technologie. Sie erhielten jedoch ebenfalls eine Strahlstromsteuerung sowie ein komplett neues Design.

Speziell im 19-Zoll-Bereich erwartet Samsung nach Aussage von Horst Strobender, Produkt Manager Monitore, eine deutliche Belebung des Marktes. "Die Qualität von 19-Zoll-Monitoren war in der Vergangenheit nicht ausreichend. Es waren auch keine signifikanten Umsatzzahlen zu verzeichnen. Das wird sich dieses Jahr ändern, deshalb steigen wir jetzt in dieses Marktsegment ein."

Abgerundet wird das Produktangebot von den 15-Zoll-, beziehungsweise 17-Zoll-Monitoren SyncMaster 500s plus, 500b plus und 700s plus, die für Standardeinsätze in Büroumgebungen konzipiert sind. Mit dem 21-Zöller SyncMaster 1000s wendet sich Samsung an professionelle Anwender, beispielsweise im CAD-Bereich.

Erstmals TFT-Monitore mit digitalem Eingang

Im freien Fall befinden sich weiterhin die Preise für TFT-Monitore. Um bis zu fünf Prozent sinken sie nach Angaben von Olaf Lietzau derzeit monatlich. Er rechnet allerdings damit, daß der Preisverfall nachläßt und sich die Preise im 3. Quartal diesen Jahres bei einem Faktor 3 bis 3,5 im Vergleich zu CRT-Monitoren einpendeln.

Erst beim Erreichen eines realistischen Preisniveaus erwartet Lietzau eine deutliche Belebung der Nachfrage. "Derzeit prügeln sich Anbieter bei Großkunden um Kleinaufträge. Die Realisierung von Projekten verzögert sich von Monat zu Monat, da die Kunden die rückläufige Preisentwicklung kennen."

Von 13,3 Zoll, über 15 Zoll und 17 Zoll bis zum SyncMaster 1000TFT, dem Flaggschiff der Modellreihe mit 21,3 Zoll Bildschirmdiagonale reicht das Samsung Produktspektrum bei TFT-Monitoren. Auf der CeBIT stellt Samsung erstmals drei TFT-Monitore mit digitalem Interface vor. Auf diese Weise können die Monitore direkt und digital mit dem PC verbunden werden, was nach Angaben von Samsung ein besseres Timing und eine optimierte Bilddarstellung ermöglicht. Die dazu benötigten digitalen Grafikadapter werden kombiniert mit den TFT-Monitoren ausgeliefert und verfügen neben dem digitalen Ausgang über eine konventionelle VGA-Schnittstelle, so daß auch herkömmliche Kathodenstrahlbildröhren parallel angeschlossen werden können.

Konzern im Wandel

Die wirtschaftlichen Turbulenzen in Südkorea sind nach den Worten von Lietzau auch an Samsung nicht spurlos vorübergegangen. Nachdem die koreanische Währung international mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren hat und der internationale Währungsfond auf massive Rationalisierungen innerhalb der südkoreanischen Wirtschaft drängt, steht der Konzern nach seinen Worten vor einer kompletten Neuausrichtung.

Marktgewinnung durch Innovationen und höhere Eigenverantwortung der einzelnen Produktbereiche sind Schlagworte, die die neue Strategie kennzeichnen. Verstärkte Investitionen in den USA und in Europa sollen das Unternehmen dem Ziel, sich als globaler Anbieter für globale Kunden zu etablieren, näherbringen. Für den deutschen Markt definiert Lietzau zwei Zielrichtungen. Zum einen plant er die Vertriebsaktivitäten über Retail-Märkte zu forcieren, zum anderen soll ein neues dezentrales Servicekonzept die Kundenzufriedenheit erhöhen.

30 Prozent des Umsatzes über Retail-Märkte, 70 Prozent über qualifizierte Fachhandelskanäle und Systemhäuser, so soll die Aufteilung nach Vorstellung des Managers aussehen. Die Gefahr von Konflikten durch Überlappung in den Kanälen sieht er nicht, da sich nach seiner Ansicht die Monitor-Produkte nach Zielgruppe und Kundenkreis gut aufteilen lassen. Überdies hält er Synergien zwischen den Kanälen, beispielsweise im Rahmen des neuen Service-Konzepts, für denkbar.

Im Gegensatz zu einer Reihe von Mitbewerbern, die den inzwischen üblichen einjährigen Vor-Ort-Austausch-Service zentral organisiert haben, setzt Samsung auf ein dezentrales Konzept. "Das ist für Samsung zwar 15 bis 20 Prozent teurer als eine zentrale Abwicklung, bietet allen Beteiligten allerdings Vorteile", meint Lietzau.

Nicht einen defekten Monitor durch ein per Spedition versandtes Gerät ersetzen, sondern ihn durch einen qualifizierten, vor Ort ansässigen Fachhändler austauschen lassen, lautet das Rezept. Etwa 450 Fachhändler sollen flächendeckend in das Servicekonzept integriert werden.

Die Fachhändler könnten nach seinen Worten in ihrer Region sogar Serviceleistungen für Media-Märkte übernehmen, die bekanntermaßen weniger an der Abwicklung von Garantieleistungen interessiert sind. Ob dieses Angebot beim Fachhandel auf grenzenlose Begeisterung stößt, scheint zweifelhaft. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß auf diese Weise mögliche Umsatzeinbußen der Fachhandelskanäle aufgrund verstärkter Retailgeschäfte durch das Erbringen von Dienstleistungen kompensiert werden sollen. Eine Hintertür haben sich die Samsung-Verantwortlichen vorsichtshalber offengelassen. So wurde das erste Jahr schon einmal vorab zur Lernphase erklärt.

Da man bekanntermaßen aus seinen Fehlern mehr lernt als aus seinen Erfolgen, sollte der Lernerfolg garantiert sein. (sd)

15-Zöller SyncMaster 520TFT von Samsung.

Samsung-Manager Lietzau: "Einschätzungen der Analysten zum TFT-Markt sind schlichtweg falsch."

Kommt mit "DynaFlat-Bildröhre" daher: Der Samsungs SyncMaster 900IFT hat eine Bildschirmdiagonale von 19 Zoll.

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