SAP-Dienstleistern wird spätere Erholung vorausgesagt

20.07.2000
Nach herben Verlusten scheint sich die Lage der am Neuen Markt notierten SAP-nahen Dienstleister zu bessern. Auch für die SAP-Börsenkurse selbst sind die Meinungen wieder optimistischer.

Die Notierungen stehen mit Ausnahme von IDS Scheer allesamt in der Nähe ihrer Jahrestiefstände. Das ist einerseits die Folge der generell schwachen Tendenz an der deutschen Wachstumsbörse Neuer Markt. Zum anderen waren die Probleme teilweise hausgemacht. Verschiedene Gewinnwarnungen und nicht erreichte Umsatzziele vergraulten die Investoren vorübergehend.

Bis sich Technologie-Aktien, wenn sie einmal zum Beispiel bei Fonds-Managern in "Ungnade" gefallen sind, wieder aufrappeln, vergehen meist viele Monate. Und weitere Enttäuschungen sollten möglichst nicht mehr vorkommen, sonst dauert der Erholungsprozess noch länger. An sich sind die Unternehmen IDS Scheer (Umsatz: 87 Millionen Euro), AC-Service (51,5 Millionen Euro), Plaut (230 Millionen Euro), Real-Tech (25 Millionen Euro) und TDS (168 Millionen Euro) durchaus gut positioniert. Nur genügten sie nicht immer den hohen Erwartungen. Nach den vielen Vorschusslorbeeren gerieten sie an der Börse ins Hintertreffen - außer IDS Scheer.

Betrachtet man die Ergebnisse für 1999 und die Vorhersagen für 2000, so fällt auf, dass AC-Service und TDS den Prognosen zufolge nur minimal zulegen können. Real-Tech hat kürzlich die 2000er-Schätzung nach unten korrigiert. Bei Plaut scheint zwar ein großer Sprung von acht Cent auf 1,05 Euro Gewinn pro Aktie möglich, aber die beachtliche Differenz resultiert aus einem enttäuschenden 99er-Ergebnis. 1998 hatte das Unternehmen schon fünfmal mehr verdient als voriges Jahr. Einzig IDS Scheer bewegt sich mit voraussichtlich 35 Prozent mehr Gewinn pro Aktie im hoch gesteckten Rahmen.

Prognosen für 2001 sind optimistisch

Aber das laufende Geschäftsjahr macht nur einen Teil der Perspektiven aus, zumal im Software-Geschäft die Jahr-2000-Problematik nur einmal kräftige Bremsspuren hinterlassen hat. Kein Wunder, dass die Prognosen für 2001 deshalb umso optimistischer klingen, bisher jedenfalls. TDS will den Gewinn pro Aktie verdoppeln, Plaut will um 80 Prozent zulegen, AC-Service, IDS Scheer und Real-Tech peilen Zunahmen zwischen 35 und 60 Prozent an. Bemerkenswert ist die starke Ausrichtung der Unternehmen zum Application-Service-Provider (ASP), was vermutlich die Umsätze ankurbeln dürfte. Die ASP-Kunden haben den Vorteil, dass sie für den Zugriff auf eine neue Anwendungsumgebung nicht im Voraus in Software-Lizenzen, Server, Fachpersonal oder andere Ressourcen investieren müssen.

Als einer der größten Anbieter von SAP-Lösungen in Nordamerika erwartet Plaut 2002 "ein realistisches Umsatzziel" von 600 Millionen Euro. Zusammen mit dem renommierten US-Unternehmen und Börsenstar Siebel soll der Wachstumsmarkt Customer-Relationship-Management beackert werden. 2001 dürften bereits 50 Prozent des Umsatzes auf Produkte und Services im E-Business und Internet entfallen.

IDS Scheer erwirtschaftet rund die Hälfte des Umsatzes mit der Software-Familie Aris, wovon über 12.500 Lizenzen verkauft wurden, die andere Hälfte entfällt auf Dienstleistungen und Entwicklungen rund um die Produktpalette des Partners SAP. Zur Kundschaft gehören mittelständische Gesellschaften sowie multinationale Konzerne quer durch die wichtigsten Branchen. TDS übernimmt unter anderem Installation, Pflege, Hosting und Management betriebswirtschaftlicher Standard-Software und E-Commerce-Anwendungen. Durch die Verknüpfung verschiedener Systeme mit dem Internet schafft TDS die Grundlage für moderne Business-to-Business-Lösungen, Portale und Online-Shops. Die langjährigen Erfahrungen als Dienstleister für SAP-Outsourcing verschafft dem Heilbronner Unternehmen enorme Wettbewerbsvorteile, meinen die Analysten.

SAP-Aktien derzeit mit Rückenwind?

Die SAP-Aktien selber haben dank Großaufträgen und Kooperationen zuletzt wieder Boden gut gemacht (für Nestle-Nahrungsmittel-Konzern E-Business-Plattform, Kooperation mit EDS: nächste Generation von Software- und Service- lösungen für elektronische Marktplätze). Auch dürfte in Las Vegas auf der Messe Sapphire vielleicht klar geworden sein, dass Mysap. com kein Marketing-Gag ist, wie missmutige US-Aktienexperten infolge der schwachen SAP-Börsenperformance kolportierten. Das neue Motto für die Anleger lautet nun: SAP nach Firmenreform mit starken Gewinnen. Ob die Fortschritte von Dauer sind, scheint nach den bisherigen Erfahrungen aber nicht sicher. Der Kurschart deutet auf eine unverändert wacklige Situation hin. Das höchste der (Kurs-) Gefühle reicht bis zirka 300 Euro, was Preisen von 900 Euro vor dem Aktiensplit entspricht (der Höchststand war über 1.100 und nach dem Aktiensplit 370 Euro). Den zumindest hat SAP geschickt platziert, denn dadurch kostet das Papier jetzt nur noch ein Drittel des vorherigen Preises und erscheint verlockend günstig. Angesichts des schmalen jährlichen Gewinnwachstums von voraussichtlich 15 Prozent ist die Aktie bei derzeit 200 Euro mit KGV 110 aber jetzt schon stolz bewertet. (kk)

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