SAP-Partner eröffnet Marktplatz für Business-One-Add-ons

05.06.2003
Der SAP-Partner Teufel Software sicherte sich Business-One-Domains. Jetzt will der Baden-Württemberger den Walldorfern mit einem Online-Marktplatz für Add-ons zum ERP-Paket "Business One" zuvorkommen.

Einen teuflischen Plan heckte Thomas Teufel, Managing Director bei Teufel Software, aus. Der SAP-Channel-Partner für Business One (B1), das ERP-Paket für kleine Unternehmen, hat sich die Domains www.businessone.de und www.business-one.de gesichert. Unter den URLs eröffnet Teufel einen Marktplatz für Add-ons wie CAD-Schnittstellen oder Barcode-Software, die mit dem Entwicklungswerkzeug (SDK) der SAP-Software erstellt wurden. "Der erste Marktplatz wird sich durchsetzen, und den haben wir", erklärt Teufel.

Am 5. Juni fällt laut dem Schwaben der Startschuss für den Online-Handel allerdings unter www.business-one.tv. "Es dauert noch zwei Wochen, bis die Domain-Rechte übertragen sind", erklärt Teufel.

SAP plant Lösungs-Portal für ISVs und Channel-Partner

Setzt sich die Vorhersage des B1-Partners durch, hätte SAP das Nachsehen. Doch die Walldorfer schlafen nicht. Der Softwarehersteller will mit der offiziellen Freigabe des SDK im August auch sein Partnerportal ausbauen: "Wir stellen dort sowohl die Add-ons unserer ISVs (Independent Software Vendor) als auch die unserer SSPs (Sales und Service Partner) ein", betont Tim Krum-biegel, Partnermanager bei SAP.

Für die Zusatzlösungen richtet der ERP-Marktführer im Portal ein so genanntes "Solutions Network" ein. Sucht ein Kunde dort zum Beispiel eine Lösung für seine Branche, bei der die Software von mehreren SAP-Partnern zusammenspielen muss, kann er das erkennen.

Bevor es so weit ist, müssen ISVs die Integration ihrer Add-ons in Business One zertifizieren lassen. Bei Erweiterungen von SSPs, wie etwa ein spezieller Bericht für die Finanzbranche, regelt das laut Krumbiegel der für den Partner zuständige Channel-Manager. Für SSP-Add-ons gibt es jedoch keine offizielle Zertifizierung. "Wir prüfen, ob die Zusatzlösung für weitere Kunden Sinn macht", erklärt Krumbiegel. Der SAP-Manager richtet für diese Angebote eine eigene Community ein, wo jeder SSP, der nicht ISV ist, sein Programm einstellen kann.

Exklusivität sichert SAP seinen ISVs nicht vertraglich zu: "Wir achten darauf, dass wir nicht zehn ähnliche Angebote haben", verspricht Krumbiegel. Die Softwarehaftung bleibt auch nach der Zertifizierung bei den ISVs. "Wir zertifizieren eine Integration, nicht die gesamte Lösung", konstatiert Krumbiegel. Die Preise für das Gütesiegel stehen noch nicht fest, weil sich das ISV-Partnerprogramm noch im Aufbau befindet. "Sie werden moderat sein, weil wir die neuen Funktionen für B1 schnell verbreiten wollen", erklärt Krumbiegel.

Teufel verlangt Preisgarantie von Anbietern

Das will auch der SAP-Partner Thomas Teufel. Die ersten Zusatzanwendungen auf dem teuflischen Marktplatz entwickelten die Schwaben selbst. Das sind beispielsweise Module für die Arbeits- und Kapazitätsplanung sowie ein Kassensystem.

Der Württemberger hofft aber, dass bald weitere B1-Partner aufspringen, denn er sieht sich gegenüber dem Softwaregiganten im Vorteil: "Unser Marktplatz ist unabhängig von SAP."

Teufel glaubt, dass das Angebot auf seinem Marktplatz größer sein wird als bei den Walldorfern, weil er sowohl zertifizierte als auch nicht zertifizierte Softwaremodule einstellt. Die Add-ons seien bei ihm auch nicht teurer. Laut AGB (Allgemeine Geschäftsbedingungen) müssten Anbieter auf dem Markplatz des Baden-Württembergers zusichern, dass sie das Add-on nirgendwo anders zu einem niedrigeren Preis an Dritte verkaufen. "Die Vermittlungsgebühr ist in diesem Preis enthalten", betont Teufel.

Die Broker-Marge ist allerdings üppig: Sie liegt im zweistelligen Prozentbereich. Den Preis für die Add-ons berechnen die Schwaben pro Arbeitsplatz. Während in der Lohnbuchhaltung oft nur ein Client benötigt wird, sind bei der Arbeitsplanbearbeitung meist mehrere notwendig. "Dann räumen wir einen Mengenrabatt ein", teilt Teufel mit. Der Eigentümer des Add-ons kann auch benötigte Dienstleistungen mit an den Kunden verkaufen.

Das Angebot im Marktplatz enthält Produktdokumentationen, den Preis pro Client, den Release-Stand, Verfügbarkeitsdatum und ob es eine Branchenlösung ist oder eine in B1 nicht verfügbare Funktion, die aber generell eingesetzt werden kann. Den Produktnamen des Add-ons zeigt Teufel allerdings nicht: "Sonst kauft der Interessent direkt bei dem Anbieter."

www.teufelsoftware.de

ComputerPartner-Meinung

Internet-Marktplätze wie Covisint versprachen zu Zeiten des E-Business-Hypes riesiges Einsparungspotenzial. Die Blase platzte, doch dass dem Online-Handel die Zukunft gehört, beweist schon Ebay. Ob Teufel Software oder SAP den attraktivsten Marktplatz für Add-ons zu Business One bietet, entscheidet sich erst, wenn das Software-Developer-Kit offiziell freigegeben ist. Doch der Schwaben-Pfeil hat durch seinen Frühstart einen Vorsprung. (hei)

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