SAP-Partnerprogramm für das SMB-Paket nimmt nur langsam Gestalt an

24.05.2002
Auf der Cebit überraschte der Hersteller von Unternehmenssoftware SAP mit der Übernahme des Softwarehauses Topmanage und dem damit verbundenen Einstieg in den SMB-Markt. Während das Produkt überzeugt, fehlen dem Händlerprogramm und dem Pricing noch der Schliff für den Start im September.

Gut aber teuer, so lautete das Fazit der rund 150 Teilnehmer an der SAP-Roadshow für das Mittelstandpaket "Smart Business Solutions" in München. Die Walldorfer nehmen 2.500 Euro pro "Named User" für ihre SMB-Lösung. "Für einen Mittelstandskunden mit 10 bis 80 Anwendern ist das zu teurer", konstatiert Rainer Schreitmüller, Geschäftsführer bei Datasoft. Doch dieser Preis ist nicht statisch. "Es wird Rabatte nach Mengenstaffelungen geben", betont Peter Pfliegensdörfer, Leiter Vertrieb Topmanage bei der SAP Deutschland AG. Er blieb aber die Antwort schuldig, ab welcher Größenordnung diese greifen.

Fest steht bislang, dass die Walldorfer ein dreistufiges Partnermodell einführen. Dieses teilt sich in Competence Center, die ein direktes Vertragsverhältnis mit SAP abschließen, SAP-Reseller, die ein Vertragsverhältnis mit einem SAP-Distributor eingehen und ISV-Partner, die als Lösungsanbieter das "Top-Manage-Standard-Produkt" weiterentwickeln. Das Gros der Fachhändler dürfte in die Kategorie SAP-Reseller fallen. Die Distributoren, die dann ihre Lieferanten sein werden, konnte Pfliegensdörfer jedoch noch nicht benennen.

Wer SAP-Vertriebspartner für das Mittelstandsprodukt werden möchte, muss vorher tief in die Tasche greifen: 10.000 Euro fallen für die Zertifizierung an plus einer kostenpflichtigen Inhouse-Version. "Es handelt sich bei dem Betrag nur um eine Hausnummer", betont Pfliegensdörfer. In den einzelnen Partnerstufen könnten die Beträge unterschiedlich ausfallen. Doch auch hier gilt: Etwas Genaues weiß man noch nicht. Weitere Eckpfeiler des Partnerprogramms bleiben ebenso im Dunkeln: Die Lizenz-Marge werde nicht diskutiert, ob eine Autorisierungsprüfung stattfindet, ist noch nicht entschieden, die Umsatzvorgaben befinden sich noch in Planung. Partner, die sich bereits für die SAP Ready-to-Work-Lösungen zertifiziert haben, müssten sich nur nachqualifizieren, und zwar voraussichtlich kostenlos. Aber auch das ist nicht offiziell, sondern wurde ComputerPartner aus unternehmensnahen Kreisen berichtet.

Linux-Version ist geplant

Das von dem israelischen Hersteller Topmanage übernommene SMB-Produkt von SAP fand bei den meisten Fachhändlern dagegen Anerkennung: "Es ist im Vergleich zu den Wettbewerbern keinesfalls unterlegen", erklärt Horst Sußebach, Geschäftsführer bei der Sußebach EDV-Beratung und Programmierung. Ein Manko sei allerdings, dass die ERP-Software über kein eigenes Modul für die Lohn- und Gehaltsabrechnung verfüge. Laut Pfliegensdörfer werde es aber eine Datev-Schnittstelle geben. Ebenso werde eine unter dem Opensource-Betriebssystem Linux laufende Version angeboten. Nur wann, das weiß SAP noch nicht. Allzu lange Zeit sollten sie sich dafür jedoch nicht lassen. Microsoft formiert seine Truppen im ERP-Markt durch die Übernahmen von Great Plains und Navision. Da das Topmanage-Produkt bislang nur unter dem Micorosoft-Betriesbssystem läuft und auch nur für den Datenbank-Server "SQL" der Gates-Company verfügbar ist, verdient der SAP-Wettbewerber an jeder verkauften Lizenz der Walldorfer.

www.sap-ag.de

ComputerPartner Meinung

Im September 2002 soll die SMB-Lösung verfügbar sein, im August beginnt die Zertifizierung der Vertriebspartner. Es bleibt also nicht mehr viel Zeit, um "Butter bei die Fische zu tun". Fraglich ist, ob SAP die Detail-Modalitäten des Partnerprogramms noch nicht entschieden hat, oder aus Angst vor dem Wettbewerb noch nicht nach außen kommunizieren möchte. Aber unabhängig von den Gründen, werden sich die Walldorfer schwer tun, zum Produktstart über eine große Zahl an Business-Partnern zu verfügen, wenn sie nicht offenbaren: Denn, wer kauft schon die Katze im Sack, nur weil sie ein schönes Fell hat. (hei)

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