SAPs Wachstumsziele sind in Gefahr

25.07.2006
Nach dem enttäuschenden Lizenzgeschäft des zurückliegenden Quartals dürfte es Analysten zufolge für SAP schwer werden, die hochgesteckten Ziele zu erreichen.

"SAP muss im Neukundengeschäft deutlich stärker zulegen als bisher", ermahnt Frank Naujoks, Senior Consultant bei IDC, den Weltmarktführer in Sachen Business-Software. Ansonsten werde es schwierig, das im Januar dieses Jahres von Konzernchef Henning Kagermann ausgegebene Ziel von 100 000 Kunden bis zum Jahr 2010 zu erreichen. Im ersten Halbjahr 2006 hätten die badischen Softwerker ihren Kundenstamm um gerade 3500 auf insgesamt 35 500 ausbauen können. Zudem sei der Neukundenanteil am Gesamtgeschäft zuletzt zurückgegangen. Demnach machte der Umsatz mit Neukunden im zweiten Quartal 2006 rund 25 Prozent von den Gesamteinnahmen aus. Ein Jahr zuvor waren es noch drei Prozentpunkte mehr.

Die SAP-Verantwortlichen mussten anlässlich der Quartalsbilanz für das zweite Vierteljahr ein enttäuschendes Lizenzgeschäft eingestehen. Einnahmen von 621 Millionen Euro bedeuteten ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (siehe auch: SAP steigert Lizenzumsatz unerwartet schwach). Analysten hatten mit einem deutlich kräftigeren Wachstum auf 675 Millionen Euro gerechnet. Die Verantwortlichen aus Walldorf machten Verzögerungen sowie Kundenprojekte, die über einen längeren Zeitraum hinweg verbucht werden müssten, für das mäßige Ergebnis verantwortlich. An den Jahreszielen wollten sie indes nicht rütteln. Noch gelte es, den Lizenzumsatz 2006 um 15 bis 17 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr zu verbessern.

Doch dafür braucht SAP neue Kunden. Naujoks zufolge werden sich die Lizenzumsätze mit den Bestandskunden auch in naher Zukunft in engen Grenzen halten, da ein Upgrade von R/3 auf Mysap ERP 2005 mit geringen oder gar keinen Lizenzkosten verbunden sei. Zudem stiegen selbst diese Anwender nur schrittweise um. Der Analyst geht von einer Rate zwischen 10 und 25 Prozent der Kundenbasis pro Jahr aus. Begrenzte Kapazitäten für den Migrations-Support bei SAP und deren Partnern würden das Upgrade-Potenzial weiter begrenzen. Viele Anwender seien außerdem mit anderen Projekten wie beispielsweise der IT-Konsolidierung beschäftigt, oder sie seien schlichtweg mit den Funktionen ihres bestehenden Systems zufrieden.

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