Schadensbegrenzung: Quam-Händler wollen ihre Handys zurück

07.11.2002
Quam schaltet im November das Netz endgültig ab. Einige Händler versuchen nun, einen Teil ihrer Verluste bei den Endkunden einzutreiben - indem sie die subventionierten Handys zurückverlangen.

Der Name des TK-Händlers DLC Newmedia AG dürfte bei einigen Noch-Quam-Kunden momentan einen Brechreiz auslösen. DLC verlangt nämlich die Handys zurück, die im Rahmen mit Quam-Laufzeit-Verträgen erst im Sommer dieses Jahres an die Kunden ausgeliefert worden waren.

Damals erschien das Angebot von DLC verlockend. Quam-Handy-Vertrag mit Partnerkarte ohne Grundgebühr und mit einem kostenlosen Handy. Bei Quam hieß der Tarif"Star 3 Online". Der Netzbetreiber versprach Grundgebührenbefreiung, der Händler legte noch eine Partnerkarte und ein kostenloses Handy obendrauf. Die Resonanz auf dieses Angebot war riesig. DLC bestellte laut eigenem Bekunden am 24. Mai 2002 bei Quam 50.000 SIM-Karten. Dann jedoch begannen die ersten Probleme. Die Kunden warteten zum Teil monatelang auf ihre Karten und deren Freischaltung, von der versprochenen Gutschrift in Höhe der Grundgebühren haben viele nie etwas gesehen. Stattdessen bekamen sie Post von DLC.

"Wir haben von Quam leider nur einen Teil der uns zustehenden Forderungen erhalten und sind aus diesem Grund auch unbedingt finanziell gezwungen, das an Sie ausgelieferte subventionierte Handy zurückzufordern", heißt es in dem Schreiben, das während der letzten Wochen bei den Kunden eintrudelte. Alternativ könne man aber auch 75 Euro bezahlen, andernfalls sehe sich DLC gezwungen, ein Inkassobüro einzuschalten.

"Das ist eine riesige Frechheit", konnte man dazu im Online-Forum Teltarif lesen. "Schwierigkeiten mit einem Inkassobüro kann ich gar nicht brauchen", schimpfte ein Betroffener. "Hier wird auf Dummenfang gegangen, mit der Hoffnung, dass einige Kunden aus Angst vor einer gerichtlichen Auseinandersetzung das Handy zurückschicken oder zahlen", stimmte ein Branchenkenner den aufgeregten Kunden im Forum zu.

Tatsächlich könnte DLC den Geldsegen sehr gut gebrauchen. Das Unternehmen hat inzwischen den Geschäftsbetrieb eingestellt, um sich voll und ganz auf den bevorstehenden Rechtsstreit mit Quam konzentrieren zu können (siehe Seite 17). "Die DLC Newmedia AG wird nicht in Insolvenz gehen, aber auch nicht mehr operativ tätig sein, da wir uns auf einen langen Prozess mit Quam vorbereiten", erklärt Eduard Hilger, Geschäftsführer von DLC, gegenüber ComputerPartner. Würde nur jeder dritte angeschriebene Kunde bezahlen - DLC spricht in seiner offiziellen Quam-Story von rund 6.400 ausgelieferten Handys - dann wären dies satte 160.000 Euro auf dem Konto des Handy-Händlers. Allerdings hat DLC nach eigener Aussage nur 3.000 Handys aus eigenem Bestand geliefert. Der überwiegende Teil kommt aus den Lagern von Quam selbst. Branchenkenner vermuten allerdings, dass DLC vorsichtshalber einmal alle Kunden mit gesponserten Handys angeschrieben hat.

Aber es ist nicht nur DLC, die momentan von den Kunden die Handys zurückverlangen. Auch der TK-Händler X-Paid hat Mailings rausgeschickt - mit fast genau demselben Wortlaut wie der Brief von DLC - nur verlangt er 79 Euro für das Handy. Auch ein weiterer Händler, Faircom, soll Handys zurückfordern. "Davon ist mir nichts bekannt. Wir verlangen keine Handys zurück und werden es auch nicht tun", heißt es aus dem Hause Faircom.

Die drei Firmen sind bei den Netzbetreibern selbst keine Unbekannten. Anscheinend hatte nicht nur Quam seine liebe Not mit ihnen. Beispielsweise hat O2 im Sommer alle Geschäfte mit DLC eingestellt. Ebenso haben die Geschäfte mit Faircom und X-Paid ein Ende gefunden oder sind gerade dabei, beendet zu werden. Seltsamerweise fand man aber auch noch nach Beendigung der Geschäftsbeziehungen "Superschnäppchen" für O2-Verträge auf der DLC-Seite. Wie Teltarif berichtete, gab es Ende August ein Genion-Duo-Angebot mit zwei Handys und einer Spielekonsole gratis obendrauf. Ein Brancheninsider vermutet, dass es diese Angebote auch weiterhin geben wird. "Faircom, DLC, X-Paid - das ist alles ein Verein. Denen ist es egal, ob die Netzbetreiber sie als Händler haben wollen oder nicht. Die suchen sich dann einfach einen Unterhändler, der für sie die Produkte anbietet. Da können die Netzbetreiber nichts dagegen machen", weiß er zu berichten. Bestätigt wird dies durch einen Satz auf der Homepage von X-Paid: "Sie haben O2-Karten von uns erhalten, obwohl Sie diese bei einer anderen Gesellschaft bestellt haben!? Rufen Sie uns an. Wir erklären Ihnen gerne diesen Umstand."

Laut Aussage der Faircom gibt es allerdings keinerlei Geschäftsbeziehungen zwischen den Firmen. Einzige Ausnahme: Man habe sich mit DLC als Interessensgemeinschaft zusammengetan, um eine Pressekonferenz zu Quam im September zu veranstalten. Die Angeschmierten bei solchen Sonderangeboten sind immer die Kunden. Denn immer wieder gerät einer dieser kreativen Geschäftsleute in Zahlungsschwierigkeiten durch die hohen Zusagen, die sie ihren Kunden gemacht haben. So geschehen vor einem Jahr mit der Kom-AG. Noch heute melden sich verärgerte Kunden und klagen über nicht eingehaltene Versprechen, mit denen sie damals geködert worden seien. Die Kom-AG gibt es heute nicht mehr. Im November 2001 wurde aus der Kom-AG DLC Newmedia - beide mit Sitz in Kerpen. Der Geschäftsführer ist damals wie heute Eduard Hilger.

www.handy-pak.de

www.handyberater.de

www.x-paid.de

ComputerPartner-Meinung:

DLC und Kollegen haben damals den großen Deal gewittert und sich verhoben. Sicherlich sind auch bei Quam eine ganze Menge Dinge schief gegangen. Wären DLC-Chef Hilger und Konsorten aber damals ein wenig zurückhaltender gewesen, hätte sich das Risiko in Grenzen gehalten. Nun wieder einmal die Kunden bluten zu lassen, ist zum einen ziemlich dreist und hat zum anderen nach Meinung mehrerer Rechtskundiger kaum Aussicht auf Erfolg, wenn es Kunden tatsächlich auf einen Rechtsstreit ankommen ließen. (gn)

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