Alleingang von Fachabteilungen

"Schatten-IT ist Notwehr gegen Langsamkeit"

23.10.2013
Von Bernd Seidel

Nicht an die Kette

Anwender und ganze Abteilungen sollten nicht in die risikobehaftete Schatten-IT getrieben werden. Man könne die Mitarbeiter im Zeitalter von Consumerization of IT und Social Business nicht rigoros an die Kette legen. Sie bräuchten vielmehr einen ITIL-konformen und somit anforderungsgemäßen Spielraum für produktives und vor allem sicheres Arbeiten mit neuen Medien.

"Systeme aus der Cloud grundsätzlich abzuschalten ist auf jeden Fall kontraindiziert", erklärt Direkt-Gruppe-Manager Lührs. Die IT könne von Cloud-Anbietern vielmehr profitieren, ihr eigenes Image verbessern und sich gegenüber den Anwendern als Berater auf Augenhöhe positionieren. "Dazu muss sie von den Vorzügen lernen, die Cloud-Software heute bietet." Einfache, intuitive Bedienung, schnelle Konfiguration und sofortige Verfügbarkeit, um einige zu nennen.

Thema erledigt

Die IT solle zum Beispiel selbst eine den Anwenderbedürfnissen entsprechende unternehmensweite File-Sharing- und Collaboration-Lösung auf die Beine stellen, regt Lührs an. Dann habe sich das Thema Dropbox oder Projekt-Management-Tool aus der Cloud schnell erledigt. Wichtig sei außerdem, dass insgesamt das IT-Service-Management agil entwickelt und betrieben werde. Dies sei für traditionelle IT-Abteilungen zwar eine Herausforderung, jedoch unumgänglich.

Auch IT-Manager Kaiser von Roche machte gute Erfahrungen damit, Anwendern zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. "Wir haben gelernt, dass sich die Rolle der Zentral-IT verändert. Wir sind nicht der alleinige Anbieter von IT-Lösungen, sondern müssen den Fachbereichen helfen, die für sie richtigen Lösungen – ob aus der Cloud oder nicht – schnell und sicher in das Unternehmensnetzwerk zu integrieren. Das kommt nicht nur den Anwendern zugute, sondern es stärkt auch die Rolle der IT als Business-Partner."

Kein Wenn und Aber

Die IT müsse sich daran gewöhnen, nicht mehr alles in eigener Regie zu managen. Den Fachbereichen gelte es zu vermitteln, dass ihnen nichts weggenommen werden solle, lautet der Rat von Wissenschaftler Rentrop. Das werde die Zusammenarbeit deutlich erleichtern. In einem Punkt lässt er allerdings nicht locker: "Selbst wenn die Fachabteilung eigene Systeme betreibt, die Inventur in der Konfigurationsdatenbank und im Serviceportfolio muss vollständig und aktuell sein." Loslassen, aber bitte kontrolliert, lautet also die Devise – damit aus den Schatten kein Tal der Finsternis wird. (tö)

Autor: Bernd Seidel

Zur Startseite