Schicker Rechner mit kleinen Schwächen

17.01.2002
Die Gerüchteküche brodelte schon lange. Am 7. Januar wurde das Geheimnis um den neuen "Imac gelüftet. Der eigenwillig gestaltete Consumer-PC soll - mitten in der PC-Krise - den Computer zum Mittelpunkt digitaler Freizeit-gestaltung werden lassen.

Es war wie bei jeder Apple-Neuvorstellung seit 1998: Steven Jobs befand in San Francisco, noch nie habe Apple etwas Besseres geboten. Und ferner, mit der Vorstellung des neuen "Imac" sei der Röhrenmonitor "tot". Ob die Pre-Press-Kunden von Apple diese Aussage ernst nehmen, sei dahin gestellt. Jedenfalls: Den neuen, auf den Consumer- und ein wenig auch auf den Office-Markt abzielenden Imac gibt es in drei Modellen. Äußerlich unterscheiden sich die drei schimmernd weißen Rechner nicht. Ihr Design gemahnt an eine große Halogen-Tischlampe mit Trafo im Fuß. An den Knuddel-Vorgänger erinnert nichts.

Im Detail sieht der Imac so aus: Über dem halbrunden Rechnergehäuse (27 cm Durchmesser, knapp 13,5 cm Höhe) erhebt sich ein an einem zweigliedrigen, schwenkbaren, verchromten Arm montierter 15-Zoll-TFT-Bildschirm (maximal 1.024 x 768 Bildpunkte Auflösung). Mehr kann die Grafikkarte, eine Geforce 2 mit 32 MB Speicher, nicht darstellen. Dass dieses Limit sich unangenehm auswirkt, wenn an den Imac über die integrierte VGA-Buchse ein höher auflösen-der Röhrenmonitor angeschlossen wird, weiß Apple. Aber wer außer radikalen Büro-Anwendern schließt schon einen (vorhandenen) Moni-tor an den "Imac" an? Konsequenterweise hat Apple auf einen TV-Ausgang für die DVD-Wiedergabe auf einem großen Fernseher verzichtet (das Ende der Röhren!).

"Digitaler Hub" für die Massen

Apples konzeptueller Gedanke ist: Der Imac soll die zentrale, ver-netzte, leicht gängige Verarbei-tungsstation für digitale Geräte aller Art sein. Ein V90-Modem und eine 10/100-Tbase-Ethernet gehören deshalb zur Basisaustattung der drei Modelle. Warum aber nicht auch die WLAN-Karte "Airport" ?

Ferner sind zwei Firewire-(IEEE 1394)-Schnittstellen und drei USB-Anschlüsse (Version 1.1, nicht die schnellere Version 2.0) vorhanden. Ob Apple nicht wenigstens einen USB- beziehungsweise Firewire-Anschluss aus ergonomischen Gründen an die Frontseite hätte verlegen können? Das hätte das Design gestört, erwidert Apple. Abgesehen vom unterstellten Edelblick der Käufer - gewiss ist, dass ein Frontanschluss manuell verkabelt werden müsste, was die Produktionskosten ein wenig höher getrieben hätte.

Die drei Versionen

Im kleinsten Modell arbeitet ein mit 700 MHz getakteter G4 - vom von Apple-Kunden erwarteten G5-Prozessor war auf der "Macworld Expo" wieder nicht die Rede.

Trotz des zur Zeit günstigen Speicherpreises hat Apple der Einstiegsversion nur 128 MB gegönnt. Eine 40-GB-Festplatte und ein CD-RW-Laufwerk runden die Hardwareausstattung ab. Für Lautsprecher im typischen Apple-Design, passend zu Tastatur und Maus, muss der Käufer extra zahlen.

Das nächst höhere Modell - ebenfalls mit einem G4 700 MHz und einer 40-GB-Festplatte - ist mit 256 MB RAM ausgestattet. Und dieses Modell hat ein CD/RW-/DVD- Kombilaufwerk. Doch es kann eine DVD, das laut Apple bei Rechnern unvermeidliche Medium für digitale Speicherung, nur lesen. Bei diesem Modell gehören die Lautsprecher zum Lieferumfang.

Das Spitzenmodel besitzt eine G4-CPU mit 800 MHz, 256 MB Speicher und eine 60-GB-Festplatte. In diesem Imac ist dann doch ein Superdrive-Laufwerk eingebaut, das CD/RWs und DVDs brennen kann. Es handelt sich um Pioniers Consumer-Modell A03; es beherrscht entgegen dem Marketing Apples allein "Single-Authoring"; eine Glasmaster-DVD zum Brennen beliebig vieler DVDs herzustellen, was dem Begriff von "Authoring" näher käme, kann dieses Modell nicht. Lautsprecher gehören ebenfalls zum Lieferumfang.

Als Betriebssystem ist die Mac OS X Version 10.1. installiert, ferner die Classic-Version OS 9.2.2., auf der bis heute die meisten Mac-Programme laufen.

Die mitgelieferte Software müsste Anhänger digitaler Töne ("Itunes 2") , Photos ("Iphoto 1"), Videos ("Imovie 2") und DVDs ("IDVD 2") erfreuen. Ferner gibt es Spiele - Apple kündigte an, sich vermehrt um Spiele zu kümmern - und Office-Anwendungen, so dass ein Einsteiger zunächst mit allem versorgt ist, was er braucht.

Wenn er nun, wie es sich Jobs wünscht, den neuen Imac als Zentrum seiner digitalen Wort-Bild-Ton-Hobby-Aktivitäten versteht, benutzt er das Rechnerlein als "digitalen Hub". Sony lässt grüßen (siehe Kommentar, Seite 8).

<b>Kurzgefasst</b>

Hersteller: Apple

Produkt: Imac

Produktgruppe: Computer/PCs

Zielgruppe: Consumermarkt/ Office

Verfügbarkeit: Ende Januar: Supercombo; Ende Februar: Kombidrive; Ende März: "Little Imac"

Preis: 1.885, 2.087, 2.551 Euro

Verkaufsargumente: außergewöhnliches Design, große Software-Ausstattung, Blickfang garantiert.

ComputerPartner Meinung: Nachdem im Vorfeld die Gerüchteküche brodelte und sehr viel in die neuen Imacs hinein gedichtet wurde, sind die technischen Daten ein wenig ernüchternd. Der Preis aber geht erstmals in der Apple-Geschichte in Ordnung - man vergleiche den PC-Markt.

Zu bemängeln sind der USB-Anschluss Version 1.1 und die Grafik. Auf TV-out hat Apple komplett verzichtet, obwohl erst mit einem Großbildfernseher DVD-schauen richtig Spaß macht. Und die Festplatten laufen mit gebremsten Schaum. Obwohl moderne Platten ATA-133-fähig sind, müssen Anwender auf ein Drittel der Geschwindigkeit verzichten, da der Systembus nur mit 100 MHz getaktet wird. (jh/wl)

Infos: www.apple.de

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