Unternehmen setzen ihren Geschäftserfolg durch unzuverlässige Prognosen über das Umsatz- und Ergebniswachstum leichtfertig aufs Spiel. Quittiert werden diese Nachlässigkeiten in den meisten Fällen mit Aktienkursverlusten von durchschnittlich sechs Prozent. Dies führt nicht nur zu einem erheblichen finanziellen Verlust, sondern beeinträchtigt auch die Performance. Zu diesen Erkenntnissen gelangt das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG International in seiner Studie.
Im Detail kommen die Experten zu dem Schluss, dass nur ein Prozent der 539 befragten Unternehmen präzise Forecasts liefert und die Genauigkeit der Prognosen noch immer als eine Kunst anstatt einer Wissenschaft betrachtet wird. Außerdem konnte festgestellt werden, dass die durchschnittliche Diskrepanz bei den Prognosen der untersuchten Unternehmen bei dreizehn Prozent lag. So räumen rund 80 Prozent ein, Prognosefehler von über fünf Prozent (sowohl nach unten als auch nach oben) zu machen. Dies führe laut KPMG International verstärkt dazu, dass das Vertrauen der Aktionäre immer mehr schwindet.
Die Ursachen für diese vermeidbaren Defizite sehen die Fachleute in dem Problem, dass viele Unternehmen diese Angelegenheit nicht ausreichend genau nehmen und sich dem daraus folgenden Ernst der Lage nicht vollends bewusst sind. Die eigentlichen Folgen aus dieser Leichtsinnigkeit dürften neben eintretenden Kursverlusten jedoch noch tiefergreifend wirken als bislang angenommen. "Akkurate Prognosen bilden den Kern eines jeden Performance-Management-Prozesses, da hier verlässliche Grundlagen geschaffen werden, anhand derer weitreichende strategische Entscheidungen getroffen werden", unterstreicht Gottwald Kranebitter, Geschäftsführer der KPMG-Wien.
Vor diesem Hintergrund sollten Aktienkursverluste vermieden werden, da Unternehmen mit "guten" Prognosen, die eine Genauigkeit unter der Fünf-Prozent-Grenze besitzen, in den letzten drei Jahren eine Aktienkurssteigerung um 46 Prozent verbuchen konnten. "Viele Unternehmen gestalten ihre Forecasts sehr vorsichtig, damit Prognosen übertroffen werden können", sagt Erste-Bank-Analyst Hans Engel auf Nachfrage von pressetext. So sei die Bereitschaft zu gewissenhaftem Arbeiten noch zu gering. Laut Kranebitter sei es notwendig, das Problem offen anzugehen, da die reale Performance nach außen sonst im Verborgenen bleibt. (pte)