Ergonomie bei Monitoren

Schlechte IT-Ausstattung macht krank

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
IT-Peripherie stellt die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine her. Insbesondere bei Monitoren spielen ergonomische Gesichtspunkte eine wichtige Rolle.

Für Büroarbeiter sind viele Stunden vor dem PC keine Seltenheit. Am üblichen PC-Arbeitsplatz kommen Tastaturen, Mäusen und Bildschirmen besondere Bedeutung zu, da sie die unmittelbare Verbindung zur Unternehmens-IT herstellen.

Nicht ergonomisch angepasste Arbeitsplatzumgebungen können zu verminderter Leistungsfähigkeit und Folgeerkrankungen führen.
Nicht ergonomisch angepasste Arbeitsplatzumgebungen können zu verminderter Leistungsfähigkeit und Folgeerkrankungen führen.
Foto: New Africa - shutterstock.com

Die anspruchsvollsten Vorgaben gibt es bei Dislplays. "Neben der Darstellungsqualität ist die Ergonomie der wichtigste Aspekt bei Business-Monitoren", bestätigt Kai Volmer, Team Leader Verticals Information System Products bei LG. Da viele Menschen einen Großteil ihres Arbeitslebens vor dem Bildschirm sitzen, sollte es selbstverständlich sein, dass dieser ein angenehmes, ermüdungsfreies und optimal angepasstes Arbeiten ermöglicht. "Tatsächlich spielen Ergonomie-Aspekte bei Monitoren eine immer größer werdende Rolle und leisten einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsgesundheit und zur Produktivität", weiß auch Tobias Rönnebeck, Business Manager Desktop und Peripherie bei Acer. Ein perfekt eingestellter Monitor trage aktiv dazu bei, Rücken- und Nackenbeschwerden zu verhindern. "Wird auf diese Weise nur ein einziger Krankheitstag eines Mitarbeiters vermieden, zahlt sich die vergleichsweise kleine Investition in einen ergonomisch verstellbaren Bildschirm bereits aus", rechnet Rönnebeck vor.

"Neben der Darstellungsqualität ist die Ergonomie der wichtigste Aspekt bei Business-Monitoren"‘, Kai Volmer, Team Leader Verticals Information System Products bei LG.
"Neben der Darstellungsqualität ist die Ergonomie der wichtigste Aspekt bei Business-Monitoren"‘, Kai Volmer, Team Leader Verticals Information System Products bei LG.
Foto: LG

Bewusstsein für Ergonomie wächst

Werden Gesundheitsfragen vom Fachhändler nicht berücksichtigt, kann sich das schnell zum Nachteil auswirken. "Mittlerweile spielen Ergonomieaspekte in vielen Projekten eine große Rolle. Bei vielen Ausschreibungen sind Betriebsärzte in den Anschaffungsprozess involviert, diese haben darauf ein besonderes Augenmerk", berichtet Lutz Hardge, Country Manager bei MMD mit der B2B-Monitor-Marke Philips. "Bei Ausschreibungen werden ergonomische Features immer stärker gefordert", bestätigt Bernd Süßenbach, Head of Product Management bei BenQ.

"Bei Ausschreibungen werden ergonomische Features immer stärker gefordert", Bernd Süßenbach, Head of Product Management bei BenQ
"Bei Ausschreibungen werden ergonomische Features immer stärker gefordert", Bernd Süßenbach, Head of Product Management bei BenQ
Foto: BenQ

"In den letzten Jahren ist das Bewusstsein, ergonomisch vorbildliche Monitore einzusetzen, gewachsen", hat auch Bert-Ingo Polczynski, Senior Product Manager Displays bei Fujitsu festgestellt. In der Industrie und bei öffentlichen Arbeitgebern sei Ergonomie ein fester Bestandteil jeder Ausschreibung. "Nachholbedarf gibt es lediglich im Handwerk und bei Freiberuflern", schränkt der Fujitsu-Manager ein. Auch Polczynski ist überzeugt, dass sich die vergleichsweise geringen Mehrkosten auf Dauer für die Unternehmen rechnet: "Es ist günstiger, in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren, als ein paar Euro bei der Geräteanschaffung zu sparen", betont er.

"Ergonomie-Aspekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsgesundheit und zur Produktivität", Tobias Rönnebeck, Business Manager Desktop und Peripherie bei Acer.
"Ergonomie-Aspekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsgesundheit und zur Produktivität", Tobias Rönnebeck, Business Manager Desktop und Peripherie bei Acer.
Foto: Acer

Polczynski führt noch einen weiteren Aspekt ins Feld, der eher indirekt mit der Vermeidung von Gesundheitsschäden durch Einsatz von ungeeigneter IT-Ausstattung zu tun hat: "Viele Kunden haben uns berichtet, dass ein moderner und hochwertig ausgestatteter Arbeitsplatz ein wichtiges Kriterium im Kampf um die besten Arbeitskräfte geworden ist", erzählt er. Ein nach den neuesten gesundheitsrelevanten Erkenntnissen ausgestatteter Arbeitsplatz kann also dazu beitragen, dass potenzielle Talente sich für einen bestimmten Job entscheiden. "Im Grunde gilt die einfache Regel: gutes Werkzeug für gute Arbeit", fasst Armin Collong, Senior Manager Technical Marketing bei Eizo zusammen. Es sei also empfehlenswert "über das Mindeste" hinauszugehen.

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"Mittlerweile spielen Ergonomieaspekte in vielen Projekten eine große Rolle", Lutz Hardge, Country Manager bei MMD/Philips.
"Mittlerweile spielen Ergonomieaspekte in vielen Projekten eine große Rolle", Lutz Hardge, Country Manager bei MMD/Philips.
Foto: MMD

Sebastian in het Panhuis, Country Product Manager LCD/Projector bei Asus, will diese Aspekte aber nicht nur im B"B-Umfeld gelten lassen: Auch im Privatbereich verbringen Anwender viel Zeit am PC, weshalb die Ergonomie hier ebenfalls eine sehr wichtige Rolle spielt", wirft er ein. Daher integriere man Ergonomiefunktionen in immer mehr Monitore.

Kunden müssen in beraten werden

Für Reseller ergibt sich im Geschäft mit Bildschirmen entsprechendes Beratungspotenzial beim Kunden, das durchaus einen Wettbewerbsvorteil bedeuten kann. "Fachhändler sollten auf jeden Fall die gesetzlichen Richtlinien kennen, die im Arbeitsschutzgesetz verankert sind", fordert Axel Pater, Category Manager Commercial Displays & Accessories bei HP. Daher schule man den Fachhandel regelmäßig durch Veranstaltungen, Webinare und Newsletter. In vielen Unternehmen, vor allem in kleinen und mittelständischen Betrieben, seien die Richtlinien oft nicht im Detail bekannt. "Kunden sind daher froh über eine gute und vertrauensvolle Beratung durch ihre Fachhändler", erzählt der HP-Diplay-Experte. "Ergonomie ist mehr als nur die Höhenverstellbarkeit und die Pivot-Funktion eines Monitors", meint Erkan Sekerci, Sales Director DACH, bei Iiyama. Um kompetent in Sachen Ergonomie beraten zu können, sollten IT-Händler sich selbst mit dem Bildschirm auseinandersetzen, fordert er.

"Ergonomie ist mehr als nur die Höhenverstellbarkeit und die Pivot-Funktion eines Monitors", Erkan Sekerci, Sales Director DACH, bei Iiyama
"Ergonomie ist mehr als nur die Höhenverstellbarkeit und die Pivot-Funktion eines Monitors", Erkan Sekerci, Sales Director DACH, bei Iiyama
Foto: Iiyama

Allerdings gibt es eine Fülle von Empfehlungen, Verordnungen, Richtlinien und Prüfsiegeln. "Die gesetzlichen Bestimmungen des Deutschen Bundesrats wie die Büroausstattungs- und Arbeitsstättenverordnung sowie Bildschirmarbeitsverordnung sollte man als IT-Händler kennen und bei Angeboten berücksichtigen", empfiehlt LG-Manager Volmer. Es lohne sich außerdem, einmal die Richtlinie 90/270/EWG gelesen zu haben, also die von der Europäischen Union beschlossene Bildschirmrichtlinie. "In Deutschland erstellt die gesetzliche Umfallversicherung die Empfehlungen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung. Der aktuelle Leitfaden für die Gestaltung ergonomischer Bildschirm- und Büroarbeitsplätze ist die Richtlinie DUGV Information 215-410", erläutert Bert-Ingo Polczynski von Fujitsu. Wer ein ergonomisches Gütesiegel suche, sollte darauf achten, dass der Monitor zumindest Version 7.0 des TCO-zertifikats trägt.

"Es ist günstiger, in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren, als ein paar Euro bei der Geräteanschaffung zu sparen", Bert-Ingo Polczynski, Senior Product Manager Displays bei Fujitsu
"Es ist günstiger, in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren, als ein paar Euro bei der Geräteanschaffung zu sparen", Bert-Ingo Polczynski, Senior Product Manager Displays bei Fujitsu
Foto: Fujitsu

"Bei Ausschreibungen sind aktuelle Zertifikate wichtiger denn je", ergänzt LG-Manager Volmer. Besonders großer Wert werde auf die neuesten TCO-, Energy Star-. TÜV-, GS- sowie CE-Zertifizierungen gelegt. "Prüfzeichen wie GS, Ergonomie geprüft und TCO geben sicher eine gute Orientierung und werden nachgefragt. Sie sind jedoch eher als Anforderungen nach 'Standard' zu verstehen", schränkt Armin Collong von Eizo ein. Nach seiner Erfahrung arbeiten bei hochwertig ausgestatteten Arbeitsplätzen die Organe in den Unternehmen oft gemeinsame Anforderungen aus. Dabei setzen sich IT, Arbeitsschutz, Arbeitnehmer und Einkauf an einen Tisch und entwickeln ein Pflichtenheft. "Nicht selten kommt dem Fachhandel zumindest eine beratende oder empfehlende Rolle zu", sagt Collong.

Gesamtkonzepte sind gefragt

Bei den ergonomisch notwendigen Ausstattungsmerkmalen der Bildschirme im Office-Umfeld sind sich die Experten weitgehen einig. Höhenverstellbare Displays sind obligatorisch. Doch auch hier gilt: Die Funktion allein reicht nicht, die richtige Einstellung macht es. Hier sind auch die Fachhandelexperten gefragt. "Oft sind Schirme viel zu hoch positioniert, obwohl die oberste Bildzeile idealerweise deutlich unterhalb der Augenhöhe liegen sollte", macht die Eizo-Experte Collong an einem Beispiel deutlich. Anwendern seien solche Fakten ohne fundierte Beratung durch den Fachhandel gar nicht bewusst. "Je tiefer sich ein Display herunterfahren lässt, desto besser ist es für Träger von Gleitsichtbrillen geeignet", ergänzt Asus-Product-Manager in het Panhuis.

"Auch im Privatbereich verbringen Anwender viel Zeit am PC, weshalb die Ergonomie hier ebenfalls eine sehr wichtige Rolle spielt", Sebastian in het Panhuis, Country Product Manager LCD/Projector bei Asus.
"Auch im Privatbereich verbringen Anwender viel Zeit am PC, weshalb die Ergonomie hier ebenfalls eine sehr wichtige Rolle spielt", Sebastian in het Panhuis, Country Product Manager LCD/Projector bei Asus.
Foto: Asus

Ergänzt werden die Verstellmöglichkeiten der Displays durch Dreh- und Neigbarkeit sowie die Möglichkeit den Bildschirm auch hochkant zu benutzen (Pivot). Hier kommt auch der Blickwinkel ins Spiel, dann auch im Pivot-Modus sollte er ähnliche Werte aufweisen wie im horizontalen Betrieb.

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Für Axel Pater von HP muss der ideale Office-Monitor eine "Mindestgröße von 22 Zoll, idealerweise 24 Zoll und größer" haben. "Ein flimmerfreier Monitor, der korrekt aufgestellt und beleuchtet ist, entlastet die Augen und reduziert Stress im Arbeitsalltag", weiß er.

"Fachhändler sollten auf jeden Fall die gesetzlichen Richtlinien kennen, die im Arbeitsschutzgesetz verankert sind", Axel Pater, Category Manager Commercial Displays & Accessories bei HP.
"Fachhändler sollten auf jeden Fall die gesetzlichen Richtlinien kennen, die im Arbeitsschutzgesetz verankert sind", Axel Pater, Category Manager Commercial Displays & Accessories bei HP.
Foto: HP

Die Experten führen zudem weitere augenschonende Technologien ins Feld. So wird der blaue Anteil des Lichts für eine schnellere Ermüdung der Augen verantwortlich gemacht. Das kann tränende Augen bis zu Einschlafstörungen zur Folge haben. "Die Low Blue Light-Technologie reduziert den Anteil des blauen Lichts auf ein Minimum", erläutert Bernd Süßenbach von BenQ.

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Doch bei allen Ergonomie-Features der Bildschirme darf das Gesamtkonzept nicht vergessen werden. So nutzt der perfekt eingestellte Monitor nichts, wenn die Lichtverhältnisse des Arbeitsplatzes nicht stimmen, der Bürostuhl aus dem vorigen Jahrtausend stammt, oder die Raumbelüftung nur aus der Abluft der Kantine besteht. Ein Fachhändler, der seine Kunden hier ein Gesamtkonzept anbieten kann, ist sicher im Vorteil.

"Im Grunde gilt die einfache Regel: gutes Werkzeug für gute Arbeit", Armin Collong, Senior Manager Technical Marketing bei Eizo
"Im Grunde gilt die einfache Regel: gutes Werkzeug für gute Arbeit", Armin Collong, Senior Manager Technical Marketing bei Eizo
Foto: Eizo

Wesentliche Richtlinien für Bildschirme:

  • Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV)

  • DGUV Information 215-410

  • Richtlinie 90/270/EWG

  • TCO 7.0

  • Energy Star

  • ISO 9001, 9241-307, 13406-2, 14001

  • CE-, GS- und TÜV-Zertifizierungen

Anforderungen an B2B-Monitore:

  • Flimmerfrei

  • Höhenverstellbarkeit

  • Reflexionsarm

  • Diagonale 24 Zoll oder größer

  • Reduzierung von blauem Licht

  • Kontrastreiche Darstellung

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